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Lernen und Umlernen

betr.: „Beraten und verkauft“, taz vom 15. 3. 02

Seit zwei Jahren sammle ich hier die absurdesten Geschichten aus der Welt der Arbeitssuche. Was Lars Riebold da an Unterhaltsamkeit bietet, ist ein weiterer Nachweis dafür, dass seit den beschleunigten Umstrukturierungen in der Wirtschaft der Jahre 1993/94 gewichtige Entscheidungsträger die Mehrheit im Land tagtäglich mit paradoxen, albernen, kindischen Sozialmärchen ruhig halten: Bereit sein zum „ständigen Lernen und Umlernen“, sagte noch vor zwei Wochen Exkanzler Helmut Schmidt im NDR 3. Andere wie Walter Riester, sondern immer mal wieder gerne bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Unsinn ab, „eine gute Ausbildung bietet den besten Schutz vor Arbeitslosigkeit“.

Diese einst tutige, aber richtige Lebensweisheit der Mütter und Väter aus den 60ern gilt seit den 90ern auf gar keinen Fall. Aber weil im Lande offenbar nur noch Berichte oder empirische Untersuchungen mit dem Etikett „wahr“ geadelt werden, die mit zig Professorenstempeln versehen sind, werden auch weiterhin Geschichten wie die Ihres Autors keinerlei Phonstärken erreichen, Ohren zu öffnen und zum Handeln anzuregen. Allseits herrscht der naive Glaube vor, mich, uns, unsere Branche wird es schon nicht erwischen, wenn ich mich nur genug anstrenge. Grundfalsch. Selbst der Leiter des DIW in Berlin, Klaus Zimmermann, meinte in einem Gastbeitrag für die Financial Times Deutschland im November 2001: „Bildung lohnt sich nicht genug.“ Das nun ist tatsächlich grundrichtig. JÜRGEN E. GESANG, Hamburg

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