Lekker Mis: Wischi-Waschi
So eine Frauenfußball-EM ist gelebter Landeskundeunterricht. Amsterdam kennt ja jeder. Wer war aber schon in Tilburg und Breda oder gar in Deventer und Doetinchem? Selbst für Rotterdam haben sich die Veranstalter etwas einfallen lassen. Gespielt wird im Sparta-Stadion, der zweitkleinsten EM-Arena, gelegen im Stadtteil Spangen. Aussteigen bitte an der Endstation der Straßenbahnlinie 8. Gleichförmige Backsteinbauten, wo man auch hinschaut. Etwa 87 Prozent der Bevölkerung hier haben ihre Wurzeln jenseits der Niederlande – vornehmlich in Surinam, Marokko oder der Türkei. Es ist nicht die typische Frauenfußball-Klientel. Und Touristen haben diesen Ort eher nicht auf ihrem Reiseplan. Es gibt also in Spangen für alle einiges zu entdecken.
Seit Samstagabend wissen nun sogar auch die TV-Zuschauer, dass der Himmel über Rotterdam geradezu rekordverdächtig viel Wasser über seine Stadt verteilen kann. Beim derzeit fünftägigen Festival „Rotterdam Unlimited“ schert man sich nicht darum. Ein Sommerkarnevalsumzug stemmte sich am Wochenende dem strömenden Regen und den sehr nasskalten Böen entgegen.
Die Uefa wäre auch gern „unlimited“, weshalb man sich am Sonntagabend schwertat, das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Dänemark einfach um einen Tag zu verschieben. Mit Mistgabeln und handelsüblichen Wasserschiebern, die normalerweise der Reinigung von gefliesten Flächen dienen, und etlichen Freiwilligen versuchte man, das schier Unmögliche möglich zu machen: das Fußballfeld wieder in einen bespielbaren Zustand zu bringen.
Es war eine große Show. Das Publikum fühlte sich bestens unterhalten. Es muss nicht immer Tiki-Taka sein, Wischi-Waschi tut es auch. Die Freiwilligen waren die gefeierten Stars und heimsten einen Szenenapplaus nach dem anderen ein. Zwei Volunteers aus Niedersachsen waren sich auf dem Heimweg einig. Acht Spiele haben sie bei dieser Europameisterschaft bereits erlebt, aber dieser Abend war mit Abstand der beste. Johannes Kopp
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