Kommentar: Leiden an der Größe
Waldau-Theater in der Krise
Die Dauerkrise des Waldau-Theaters tritt jetzt in ihre dramatischste Phase. Wenn das Millionenloch bis Dienstag nicht geschlossen wird, drohen Insolvenzverfahren und Konkurs. Das hätte eher abgewendet werden können.
Schon Anfang der 90er Jahre ließ die Kulturbehörde Gutachten über die Zukunftschancen dieser niederdeutschen Bühne erarbeiten und kürzte dem hinter den Kulissen tief zerstrittenen Theater die Zuschüsse. Daraufhin intervenierten Politiker aus dem eher konservativen Spektrum der SPD. Die Reformkonzepte verschwanden in der Schublade. Michael Derda übernahm die Leitung des Hauses und führte es mit einem Mix aus niederdeutschen Stücken, Boulevard-Theater und Weihnachtsmärchen zunächst aus der Krise.
Doch die hat ihn längst wieder eingeholt. Sein Traum, ein Theater für alle (BremerInnen) zu machen, ist nicht Wirklichkeit geworden. Die meisten Stücke sind laut neuer Gutachten schon abgespielt, bevor die Aufführungen Produktionskosten wieder einspielen können. Hinter vorgehaltener Hand wird in der Kulturbehörde von einem Finanzchaos gesprochen. Ganz offen schiebt Derda die Verantwortung auf die Verwaltung zurück. Doch egal, wer da wie viel Schuld hat: Die Finanzkrise ist „nur“ die dramatische Zuspitzung einer inhaltlichen Krise. Für sein Profil und seinen Etat ist das Theater einfach viel zu groß. Da muss mehr in Ordnung gebracht werden als die Finanzen.
Christoph Köster
Bericht Seite 23
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