Leichtes Orten per Handy: Ich weiß, wo du bist

Angebote wie Google Latitude oder Foursquare senden die Positionen ihrer Mitglieder automatisch ins Netz. Das könnte bald zum ernsthaften Privatsphären-Problem werden.

Merkt gar nicht, dass jeder nachvollziehen kann, wo sie sich gerade befindet: Hanynutzerin. Bild: dpa

Lange Jahre galten so genannte Location-based Services (LBS) nur als Hype: Informationen, die stets hochgenau angepasst ortsbasiert aufs Handy strömten, ließen sich technisch schlicht nicht realisieren. Mit der aktuellen Mobilfunkgeräte-Generation hat sich das radikal verändert: Googles Android-Handys, Apples iPhone, RIMs Blackberry und auch die Smartphone-Reihe von Nokia besitzen nahezu durch die Bank standardmäßig eingebaute Satellitenavigations-Empfangsteile und inzwischen auch die passende, clevere Software dafür.

Da werde es höchste Zeit, sich mit den Implikationen, die LBS auf die Privatsphäre haben, auseinanderzusetzen, mahnen Datenschützer. Tatsächlich kostet es bei modernen GPS-Handys nur einen einzigen Klick, um die aktuelle Position ins Netz zu versenden, um dann beispielsweise Restaurants in der Nähe oder den Aufenthaltsort von Freunden zu erfahren. Das macht leichtsinnig.

Beim in den USA zunehmend populären LBS-Spiel "Foursquare" zum Beispiel wird die Überwachung anderer zum Kinderspiel. Die Idee hinter der für Android und iPhone erhältlichen Software ist simpel: Sie stellt eine Art reales soziales Netzwerk dar, bei dem man für den Besuch von Orten in seiner Stadt virtuelle Punkte (die derzeit noch nichts wert sind) erhält. Seit dem letzten Update gibt es eine Funktion, die zum Spionieren geeignet ist: Andere Mitspieler können sehen, wer noch am aktuellen Ort eingeloggt ist. Was eigentlich zur schnellen Kontaktaufnahme dienen soll und deshalb standardmäßig freigeschaltet ist, kann schnell zu Stalkers Liebling werden.

Googles LBS-Dienst Latitude wiederum versteckt sich nicht einmal hinter viel Datenschutz. Der Service dient allein dazu, seinem Umfeld die eigene Position mitzuteilen – und das im Extremfall im Abstand weniger Minuten. Wer hier nicht aufpasst und falschen Google-Freunden den Zugang erlaubt, kann ebenfalls zum Opfer ungewollter Verfolgung werden.

Bislang gibt es für LBS keine Regulierung – die Anbieter können eventuelle Gemeinheiten, beispielsweise ortsbasierte Werbung, in ihren Geschäftsbedingungen verstecken. Dass die Bereitschaft, den eingebauten Navigationschip auch auszuwerten, durchaus da ist, konnte man unlängst bei einem US-Handy-Hersteller erleben. Dessen Geräte funkten einmal am Tag einen Überblick über die Position des Benutzers ans Hauptquartier – natürlich nur zu statistischen Zwecken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.