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Leichtathletik EMLinda Stahl holt Gold

Schon wieder Gold für Leverkusen. Bei der Leichtathletik-EM in Barcelona hat Speerwerferin Linda Stahl den Titel geholt. Und nicht Christina Obergföll.

Glückliches Lächeln einer Siegerin: Linda Stahl. Bild: dpa

BARCELONA taz | Helge Zöllkau gibt zu, dass die Ereignisse eine gewisse Dramatik bergen. Zumindest für Christina Obergföll, die ehemalige Europarekordlerin aus Offenburg, die nun also auch bei dieser EM ohne großen Titel geblieben ist. Zöllkau ist ein ruhiger Mann. Der 48-Jährige spricht mit leiser Stimme und lächelt vorsichtig. Dabei wäre dieser Abend für ihn durchaus geeignet, einen Freudentanz aufzuführen. Denn Obergföll konnte wieder einmal nicht gewinnen, weil Helge Zöllkau ein Händchen für Speerwerferinnen hat.

Bis zur vergangenen Saison war Steffi Nerius seine Frontfrau. Doch die Weltmeisterin beendete 2009 ihre Kariere und trat in Barcelona nicht zur Verteidigung ihres EM-Titels von 2006 an. Helge Zöllkau aber gab Gold nicht her. Am Donnerstagabend im Olympiastadion von Barcelona war es Linda Stahl, die er auf den Punkt fit bekommen hatte. Sein Geheimnis? "Geduld", sagt Zöllkau. Und Punkt. Linda Stahl etwa habe als A-Jugendliche nur 50 Meter weit geworfen. "Da hätte man nicht gedacht, dass sie mal auf 66 Meter kommt."

Kam sie aber. Die 24-jährige Medizinstudentin zog im fünften Durchgang zur Überraschung aller an den Favoritinnen Barbora Spotakowa und Obergföll vorbei. 66,81 Meter, persönliche Bestleistung, Gold. Obergföll schob sich mit 65,58 Metern nur noch an der Weltrekordlerin Spotakowa (65,36 Meter) aus Tschechien vorbei.

"Das habe ich nicht erwartet", sagte Linda Stahl. Damit ging es ihr wie ihrem Trainer. Helge Zöllkau ist ein pragmatischer Mensch. "Ich wollte nur, dass beide gut vorbereitet sind." Beide, das sind Linda Stahl und Katharina Molitor, die das gute deutsche Ergebnis als dritte Speerwerferin mit Platz vier und 63,81 Metern abrundete. "Das geht nicht gegen Christina", beteuert Zöllkau, "aber natürlich ist es eine Genugtuung, dass es wieder eine Leverkusenerin ist, die ganz oben steht." Helge Zölkau ist seit 1999 bei Bayer 04 Leverkusen für die Speer- und Hammerwerfer zuständig. Er studierte in Leipzig Sport und wurde Trainer. Kurz vor dem Mauerfall verließ er die DDR und kam nach Mannheim. In den ersten Jahren war es nicht immer einfach, eine Stelle zu finden. 1998 verbrachte er als Nationaltrainer für die Kugelstoßer in Katar. Dann holte ihn Bayer 04 nach Leverkusen. Was sein Geheimnis ist? Linda Stahl zuckt mit den Schultern und sagt, dass er wohl irgendwas richtig machen müsse. "Er strahlt einfach nur Ruhe aus", sagt sie auch noch.

Die zweimalige Vizeweltmeisterin Christina Obergföll versuchte am Tag nach dem neuerlichen zweiten Platz, nicht zu enttäuscht zu wirken. "Ich bin jetzt wohl ein bisschen zum Silbermädchen geworden", sagt sie. "Vielleicht gewinne ich ja mal Gold, wenn niemand damit rechnet." Vielleicht sollte sie sich auch mal überlegen, nach Leverkusen zu wechseln. Aber so etwas würde Helge Zöllkau nie vorschlagen. Er ist sehr zurückhaltend - und damit sehr erfolgreich.

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