: Leichenfunde in Osttimor
■ Die UNO und die multinationale Eingreiftruppe drängen auf die Untersuchung der Massaker. Cosgrave ist zu Gesprächen mit den Milizen bereit und fordert deren Entwaffnung
Dili/Jakarta (AFP/rtr) – Nach Bekanntwerden neuer Gräueltaten in Osttimor haben die UNO und die multinationale Eingreiftruppe Interfet umgehende Untersuchungen zu Menschenrechtsverbrechen der von den indonesischen Streitkräfte unterstützten Milizen gefordert. UN-Angaben zufolge wurden gestern nahe der osttimorischen Hauptstadt Dili die Leichen von weiteren Gewaltopfern exhumiert.
Der Sprecher der UN-Mission in Osttimor (Unamet), David Wimhurst, teilte gestern mit, UN-Helfer hätten in Tibar am Stadtrand von Dili die Leichen von zwei Osttimorern exhumiert und Videoaufnahmen erstellt. Allem Anschein nach seien die Männer regelrecht massakriert worden, sagte Wimhurst. In den vergangenen Tagen waren bereits acht Leichen entdeckt worden.
Angesichts der neuen Leichenfunde schloss sich Interfet-Sprecher Mark Kelly gestern der Forderung von UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson nach umfassenden Ermittlungen über die Verbrechen an. Robinson wollte ihre Beratungen über die Entsendung einer internationalen Untersuchungskommission nach Osttimor heute fortsetzen. Ein diesbezüglicher Resolutionsentwurf der EU war am Freitag von Indonesien und weiteren asiatischen Ländern sowie Sudan, Irak und Kuba gekippt worden. Die EU hat inzwischen zugestimmt, dass auch asiatische Experten an der Untersuchung teilnehmen.
Interfet-Kommandeur Peter Cosgrove erklärte sich unterdessen zu politischen Gesprächen mit den Milizen bereit. Zuvor müssten sie aber ihre Waffen abgeben, sagte er dem australischen Sender Nine Network. Cosgrove zufolge verlieren die Milizen wegen des schnellen Abzug der indonesischen Truppen aus Osttimor zunehmend an Unterstützung. Von den ehemals 15.000 indonesischen Soldaten werden nach Angaben des Interfet-Chefs bis spätestens Dienstag nur noch rund 1.500 in Osttimor stationiert sein.
Neue Proteste gegen Sicherheitsgesetz geplant
Indonesische Studenten kündigten gestern weitere Demonstrationen gegen das Sicherheitsgesetz der Regierung an. Studentenführer Eli Salomo sagte in Jakarta, die Proteste würden so lange fortgesetzt werden, bis das Gesetz ganz zurückgezogen werde. In Jakarta war es am Donnerstag und Freitag bei Protesten von mehr als 10.000 Studenten und Bürgern zu Straßenschlachten mit Sicherheitskräften gekommen. Dabei wurden sieben Menschen getötet. Die Regierung hatte daraufhin die Bestätigung des Gesetzes verschoben.
Das Gesetz ermächtigt den Präsidenten, mit Zustimmung des Parlaments Provinzen auf deren Antrag für bis zu sechs Monaten zu Notstandsgebieten zu erklären. Regierung und Armee wird vorgeworfen, das Gesetz noch schnell durchbringen zu wollen, bevor das erste frei gewählte Parlament Indonesiens am Freitag seine Arbeit aufnimmt.
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