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Leichen im Schrank

■ betr.: "Die verborgene Geschichte von Buchenwald", taz vom 4.4.90

betr.: „Die verborgene Geschichte von Buchenwald“, taz vom 4.4.90

Das hätten sie gerne, die Nachkommen der deutschen Mörder und Verbrecher, daß die Geschichte Buchenwalds und hoffentlich bald auch Auschwitz‘ umgeschrieben werden muß, wie B. Fehrle ihren Bericht so hoffnungsfroh beginnt. Das laut unserem Bundeskanzler „in deutschem Namen“ begangene Verbrechen soll jetzt ersetzt werden durch die Untaten der sowjetischen Besatzungsmacht.

Diese Art des Umschreibens der Geschichte sollte die taz allerdings den streitbaren Historikern der FAZ überlassen, die sind da einfach besser und drücken nicht noch auf die Tränendrüse mit Geschichten über alleingelassene Frauen, deren Männer im sowjetischen Internierungslager eingesperrt waren, meistens übrigens nicht ganz grundlos. Diese Herren saßen während des Krieges wohl händchenhaltend mit ihrer Angetrauten im Keller anstatt ihre vaterländische Pflicht an der Front oder auch in den KZs der Herrenrasse zu erfüllen.

Obwohl die „Historisierung“ des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen jetzt offenbar auch in der taz fröhliche Urständ‘ feiert, bleiben diese Verbrechen das Problem der Deutschen und nicht die Leichen in den Schränken der Sowjetunion.

Barbara Braun, Hamburg

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