: Lehrerbibbern
■ 200 Stellen müssen neu besetzt werden
Zittern sonst nur SchülerInnen vor dem Schuljahresende, erwischt das große Bibbern dieses Jahr auch ihre LehrerInnen. „Werde ich versetzt, oder bleibe ich sitzen?“ Bis nach den Sommerferien Mitte August müssen rund 200 Stellen an den Schulen umbesetzt werden. Da aber viele LehrerInnen nur auf Teilzeit arbeiten, betrifft diese Regelung der Bildungsbehörde weit mehr Menschen. Schon im vergangenen Jahr mußten rund 220 LehrerInnen die Schulen wechseln.
Rein rechnerisch gibt es an den Berufsschulen, den Gymnasien und in der Sekundarstufe I Stundenüberschüsse. Durch die geburtenstarken Jahrgänge gibt es aber schon jetzt zu wenig LehrerInnen. Und auch die Sonderschulen sind unterbesetzt.
Für Neueinstellungen gibt es zur Zeit weder Geld noch einen Haushaltstitel. Dennoch plant die Bildungsbehörde im kommenden Jahr, 55 Stellen zu finanzieren. So sollen 25 LehrerInnen für Sonderschulen und 15 für Grundschulen eingestellt werden. Die Sonderschul-LehrerInnen werden in neuen Integrationsklassen arbeiten. „Das ist zwar teuer, aber politisch gewünscht“, sagt Ernst Kahrs, Planer in der Bildungsbehörde. Die letzte Koalition hatte das so vereinbart. Ob das auch nach der nächsten Koalition bleibt, ist ungewiß, ebenso die Frage, woher das Geld für die Stellen kommen soll. „Sonst muß der Unterrichtsanspruch gekürzt werden“, meint Kahrs. Die Lehrerarbeitszeit solle jedenfalls nicht erhöht werden.
Doch um die größten Löcher an den unterversorgten Schulen zu stopfen, müssen erstmal die schon eingestellten LehrerInnen umziehen. „Vor allem in Bremen Nord gibt es seit Jahren eine unausgeglichene Situation“, meint Kahrs. Dort wollten aber die vornehmlich im Ostertorviertel und Horn-Lehe wohnenden LehrerInnen nicht hin. Im Stadtring Bremen seien dagegen die Schulen der Sekundarstufe I überversorgt. Die sollen daher je zwei LehrerInnen für Grundschulen abordnen, eine Person wird nach Bremen Nord gehen müssen. „Das wird der reine Verschiebebahnhof für unfähige KollegInnen“, sagt Barbara Larisch, Lehrerin am Sek II-Zentrum in Walle. Ihre Schule arbeite schon seit Jahren mit den umliegenden Schulen zusammen und tausche freiwillig LehrerInnen aus. Die Schulleitung lehne daher die Behördenorder ab.
Nützen wird ihnen das jedoch nichts. Die freiwilligen Wechsel zwischen den Bremer Schulen „haben nicht die gewünschte Resonanz gefunden“, so Planer Kahrs. Nur 40 LehrerInnen hätten sich 1994 darauf eingelassen. Die SchulleiterInnen werden daher KollegInnen ausgucken müssen. ufo
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