: Lehrer auf der Flucht
Von 127 fertigen Referendaren sollen erstmal nur 55 junge Lehrer werden. Die meisten auf Teilzeit und nur befristet
Heute werden am Studienseminar 180 Referendare verabschiedet. Als deren Ausbildung begann, gingen sie wohl alle davon aus, dass aus fertig ausgebildeten Referendaren umgehend eingestellte Junglehrer würden. Die Zeiten haben sich geändert. Und so sollen nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nur 55 der 127 Grund-, Haupt-, und Realschullehrer eingestellt werden.
Damit möglichst viele Schulen von den wenigen Stellen etwas haben, werden die meisten von ihnen nur auf Teilzeit eingestellt. Und nur wer absolute Mangelfächer unterrichtet, bekommt eine unbefristete Stelle. Bei den anderen endet der Vetrag mit dem Beginn der Sommerferien und der Ungewissheit, ob es danach weitergeht.
Mit dieser Einstellungspraxis versucht die Bildungsbehörde möglichst viele der jungen Pädagogen zu halten. Weil die Referendare als Beamtenanwärter aber nicht in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt haben, haben sie nun auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Für viele steht damit in den Sommerferien der Gang zum Sozialamt oder zu den Eltern an.
Die GEW kritisiert: „Die Personalpolitik des Senats vetreibt JunglehrerInnen aus Hamburg.“ Denn im benachbarten Schleswig-Holstein und auch im wahlkämpfenden Niedersachsen erhalten Lehrer sofort eine volle und unbefristete Stelle. Die Gewerkschaft sagt in wenigen Jahren einen Lehrermangel voraus und fordert, den Standort Hamburg attraktiv zu machen und es bei der höheren Eingangsbesoldung von A 13 zu belassen. Die will der Senat auf A 12 und damit auf das Niveau fast aller anderen Bundesländer senken.
Behördensprecher Hendrik Lange hält dagegen: „Es gibt keinen Lehrermangel.“ Selbst wenn die große Pensionierungswelle kommt, „können wir den Bedarf decken.“ Außerdem könne nicht einfach jeder übernommen werden, „Leistungsfähigkeit soll ja auch belohnt werden.“ Im übrigen seien unter den Refernedaren eben auch einige, die weniger dringend gebrauchte Fächer unterrichten. SANDRA WILSDORF