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Lehman-InsolvenzKleine Gewinne für die Sparer

Das 2008 zusammengebrochene Bankhaus Lehman Brothers hat bereits 31,5 Prozent der mit der Insolvenz verbundenen Forderungen erfüllt. Davon könnten auch die Anleger profitieren.

Käufer von Lehman-Zertifikaten können mit Zahlungen aus der Insolvenzmasse rechnen. Bild: dpa

BERLIN afp | Die Lehman-Pleite könnte für Banken und Anleger glimpflicher ausgehen als erwartet. Der Insolvenzverwalter der Deutschland-Tochter Lehman Brothers Bankhaus, Michael Frege, sagte dem Tagesspiegel (Montagsausgabe), er habe bereits 31,5 Prozent der anerkannten Forderungen erfüllt.

Zu den Hauptgläubigern zählt der Einlagensicherungsfonds des privaten Bankgewerbes. Frege fügte hinzu, es werde weitere Ausschüttungen an die Gläubiger geben. Durch eine größere Zahl von Vereinbarungen innerhalb des Konzerns seien "sehr gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielt worden".

Auch die Käufer von Lehman-Zertifikaten können mit Zahlungen aus der Insolvenzmasse rechnen. Die Quote könnte nach Schätzung des Sprechers der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz, bei 20 bis 30 Prozent liegen.

Sogar kleiner Gewinn möglich

"Einige Sparer könnten sogar mit einem kleinen Gewinn aus der Sache herauskommen", sagte Kurz der Zeitung. Dem Bericht zufolge könnte dies etwa die Kunden der Targobank betreffen, denen bereits bis zu 80 Prozent ihres Kapitals ersetzt worden seien und die jetzt noch mit Geld aus der Insolvenzmasse rechnen könnten.

Lehman Brothers war 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise zusammengebrochen. Wie viele Geldhäuser hatte die Bank in großem Stil mit auf faulen US-Immobilienkrediten basierenden Wertpapieren spekuliert.

Nach Angaben der mit der Abwicklung betrauten Zweckgesellschaft Lehman Brothers Holdings Inc. war es die "größte und komplexeste" Pleite der Geschichte mit 7000 Betroffenen in 40 Ländern.

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2 Kommentare

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  • T
    Tiffy

    Es ist nicht zu fassen, die Targobank schafft es immer wieder, sich im besten Licht darzustellen.

    Jetzt behauptet der Targobank-Sprecher Peter Herkenhoff doch allen Ernstes, „einige Kunden werden mehr zurückbekommen als sie eingezahlt haben“. Das seien aber Einzelfälle.

    Diese Einzelfälle soll er bitte mal nennen. Ich kenne keinen einzigen Anleger, der von der Targobank 80 % Entschädigung erhalten hat. Mal abgesehen davon, dass die Targobank gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW Kriterien für ein Kulanzverfahren aufgestellt hatte, die den Großteil der Sparer von dieser Regelung ausschlossen (z. B. Erwerb von Zertifikaten vor dem Kauf der LB-Zertifikate. Hier hatte die Targobank jahrelang SYSTEMATISCH die Rentner über den Tisch gezogen und ihnen Risikopapiere in Depot gelegt!), blieben die Quoten weit darunter: Die niedrigste Quote betrug 28 %, die höchste 55 %; die Fälle sind mir namentlich bekannt. Dem Kulanzangebot stimmte die Targobank übrigens nur deshalb zu, weil eine Strafanzeige mit ca. 600 Fällen im Raum stand.

    Die Banken beschäftigen ihre eignen Rechtsanwälte, und die sind nicht blöd: Wer rechnen kann, merkt schnell, dass die Targobank im Kulanzverfahren nur das zurückgezahlt hat, was sie vorher an Provisionen eingestrichen hatte.

    Andere Banken haben ihre Kunden generell mit 50 % entschädigt – ohne Fußangeln wie die Targobank. So waren sich einige Sparkassen bewusst, dass ihr Image leiden könnte.

    In den Gerichtsverhandlungen bestand die Targo immer darauf, die - angeblich wertlosen - Zertifikate "Zug um Zug" zurück zu erhalten.

    Und selbst, als sich Ende letzten Jahres herauskristallisierte, wie hoch die Insolvenzquote ausfallen würde, präsentierte sich die Targobank noch als Gönner vor Gericht und bot großzügig 20 % als Vergleich an - natürlich gegen Rückgabe der Zertifikate.

    Um negative Urteile zu verhindern, vergleicht man sich vor dem OLG mit bis zu 100 % oder zieht wenige Tage vor dem BGH-Prozess die Berufung zurück, um ein Grundsatzurteil zu verhindern. Aber vorher prügelt man die Oma durch die Instanzen. Das Problem dabei: Bei einem Vergleich trägt jeder seine Prozesskosten selbst und die jahrelange psychische Belastung geht an niemandem spurlos vorüber.

    Die Lehman-Pleite hat eine Klagewelle wie noch nie ausgelöst. Die Richter ersaufen immer noch in neuen Akten und um das Verfahren abzukürzen, werden Standardschreiben verschickt. So diente mir „meine“ Richterin vor ein paar Tagen einen Vergleich in Höhe von 15 % (!) an. Liest diese Richterin keine Zeitung? Will sie überhaupt „Recht sprechen“?

    Leider traut sich auch die Staatsanwaltschaft nicht, gegen die Banken zu ermitteln. Genügende Hinweise gäbe es. Oder wie erklärt es sich sonst, dass Akten auf dem Weg von A nach B verlorengehen – im Zeitalter der elektronischen Datenübermittlung? Lieber krallt man sich den Herrn Wulff.

    In Belgien wurde die Citibank wegen irreführender Werbung verurteilt, und das, obwohl vorher eine Einigung zwischen Sparern und der Bank erfolgt war. Hier hatte sich nämlich die Politik eingeschaltet.

    Auch in Griechenland wurde die Citibank zu einem Bußgeld verdonnert.

    Rechtsstaat Deutschland? Ich habe den Glauben an die Gerechtigkeit verloren. Ich kann nur jeden Bundesbürger warnen, sich bei seiner Bank „beraten“ zu lassen. Bei unseren wöchentlichen Demonstrationen hören wir immer: „Das sind Verkäufer, das weiß man doch. Man soll nur kaufen, was man auch versteht.“ Frage: Hat wirklich jeder vor 2008 gewusst, dass die Banker nur unser Bestes wollen, nämlich unser Geld? Ich nicht! Und ich selbst habe geglaubt, das Produkt verstanden zu haben. Wenn allerdings alle Risiken verschwiegen werden, kann man sich kein objektives Urteil bilden.

    Wenn nun eine Insolvenzquote von 20 oder hoffentlich 30 % herauskommen sollte, ist das kein „Gewinn“, sondern bestenfalls eine „Wiedergutmachung“.

    Endlich mucken die Deutschen auf und lassen sich nicht mehr alles gefallen. Die Lehman-Rentner machten den Anfang und gingen im Alter von 70 Jahren das erste Mal in ihrem Leben auf die Straße, Stuttgart 21 war die Fortsetzung. Wutbürger, weiter so!

  • A
    AuchGeschaedigt

    es ist nicht zu fassen, die Targobank schafft es immer wieder, sich im besten Licht darzustellen.

    Jetzt behauptet der Targobank-Sprecher Peter Herkenhoff doch allen Ernstes, „einige Kunden werden mehr zurückbekommen als sie eingezahlt haben“. Das seien aber Einzelfälle.

    Diese Einzelfälle soll er bitte mal nennen. Ich kenne keinen einzigen Anleger, der von der Targobank 80 % Entschädigung erhalten hat. Mal abgesehen davon, dass die Targobank gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW Kriterien für ein Kulanzverfahren aufgestellt hatte, die den Großteil der Sparer von dieser Regelung ausschlossen (z. B. Erwerb von Zertifikaten vor dem Kauf der LB-Zertifikate. Hier hatte die Targobank jahrelang SYSTEMATISCH die Rentner über den Tisch gezogen und ihnen Risikopapiere in Depot gelegt!), blieben die Quoten weit darunter: Die niedrigste Quote betrug 28 %, die höchste 55 %; die Fälle sind mir namentlich bekannt. Dem Kulanzangebot stimmte die Targobank übrigens nur deshalb zu, weil eine Strafanzeige mit ca. 600 Fällen im Raum stand.

    Die Banken beschäftigen ihre eignen Rechtsanwälte, und die sind nicht blöd: Wer rechnen kann, merkt schnell, dass die Targobank im Kulanzverfahren nur das zurückgezahlt hat, was sie vorher an Provisionen eingestrichen hatte.

    Andere Banken haben ihre Kunden generell mit 50 % entschädigt – ohne Fußangeln wie die Targobank. So waren sich einige Sparkassen bewusst, dass ihr Image leiden könnte.

    In den Gerichtsverhandlungen bestand die Targo immer darauf, die - angeblich wertlosen - Zertifikate "Zug um Zug" zurück zu erhalten.

    Und selbst, als sich Ende letzten Jahres herauskristallisierte, wie hoch die Insolvenzquote ausfallen würde, präsentierte sich die Targobank noch als Gönner vor Gericht und bot großzügig 20 % als Vergleich an - natürlich gegen Rückgabe der Zertifikate.

    Um negative Urteile zu verhindern, vergleicht man sich vor dem OLG mit bis zu 100 % oder zieht wenige Tage vor dem BGH-Prozess die Berufung zurück, um ein Grundsatzurteil zu verhindern. Aber vorher prügelt man die Oma durch die Instanzen. Das Problem dabei: Bei einem Vergleich trägt jeder seine Prozesskosten selbst und die jahrelange psychische Belastung geht an niemandem spurlos vorüber.

    Die Lehman-Pleite hat eine Klagewelle wie noch nie ausgelöst. Die Richter ersaufen immer noch in neuen Akten und um das Verfahren abzukürzen, werden Standardschreiben verschickt. So diente mir „meine“ Richterin vor ein paar Tagen einen Vergleich in Höhe von 15 % (!) an. Liest diese Richterin keine Zeitung? Will sie überhaupt „Recht sprechen“?

    Leider traut sich auch die Staatsanwaltschaft nicht, gegen die Banken zu ermitteln. Genügende Hinweise gäbe es. Oder wie erklärt es sich sonst, dass Akten auf dem Weg von A nach B verlorengehen – im Zeitalter der elektronischen Datenübermittlung? Lieber krallt man sich den Herrn Wulff.

    In Belgien wurde die Citibank wegen irreführender Werbung verurteilt, und das, obwohl vorher eine Einigung zwischen Sparern und der Bank erfolgt war. Hier hatte sich nämlich die Politik eingeschaltet.

    Auch in Griechenland wurde die Citibank zu einem Bußgeld verdonnert.

    Rechtsstaat Deutschland? Ich habe den Glauben an die Gerechtigkeit verloren. Ich kann nur jeden Bundesbürger warnen, sich bei seiner Bank „beraten“ zu lassen. Bei unseren wöchentlichen Demonstrationen hören wir immer: „Das sind Verkäufer, das weiß man doch. Man soll nur kaufen, was man auch versteht.“ Frage: Hat wirklich jeder vor 2008 gewusst, dass die Banker nur unser Bestes wollen, nämlich unser Geld? Ich nicht! Und ich selbst habe geglaubt, das Produkt verstanden zu haben. Wenn allerdings alle Risiken verschwiegen werden, kann man sich kein objektives Urteil bilden.

    Wenn nun eine Insolvenzquote von 20 oder hoffentlich 30 % herauskommen sollte, ist das kein „Gewinn“, sondern bestenfalls eine „Wiedergutmachung“.

    Endlich mucken die Deutschen auf und lassen sich nicht mehr alles gefallen. Die Lehman-Rentner machten den Anfang und gingen im Alter von 70 Jahren das erste Mal in ihrem Leben auf die Straße, Stuttgart 21 war die Fortsetzung. Wutbürger, weiter so!