Lego-Simulation im „Guardian“: In Wimbledon weint das Plastik
Seit den Olympischen Spielen 2012 in London spielt der „Guardian“ Sportevents mit Legosteinen nach. Aktuelles Highlight: Andy Murrays Sieg in Wimbledon.
BERLIN taz | 77 Jahre hat das Vereinigte Königreich auf den Triumph eines Briten auf dem Rasen von Wimbledon gewartet. Am letzten Wochenende beerbte nun der Schotte Andy Murray den zuletzt 1936 erfolgreichen Engländer Fred Perry. Während der Center Court vor Freude zu explodieren schien, wütete im ganzen Land die Fröhlichkeit. Murray hatte den Weltranglistenersten Novak Djokovic glatt in drei Sätzen abgefertigt.
Die Kollegen vom Guardian waren gar so verzückt, dass sie die entscheidende Phase des Finals gleich mit Legosteinen und -figuren nachspielen ließen. Seit den letztjährigen Olympischen Spielen hat die Zeitung das Format „Brick-by-Brick“ als Online-Gimmick etabliert. Einzige Einschränkung: die besonderen Momente bei sportlichen Großereignissen müssen in Großbritannien stattgefunden haben.
Insofern findet man unter der aktuellen Murray-Adaption auch das vergangene Champions-League-Finale in London zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Das Verfahren hinter der vermeintlichen Lego-Spielerei ist neben dem reinen Bau von Spielfeld und Arena aufwändig.
Mit Hilfe der sogenannten Stop-Motion-Technik wird jedes Bild und damit jede Kleinstbewegung der Plastikakteure von der Kamera einzeln geknipst. Je nach Anspruch und Genauigkeit der Lego-Motorik braucht es bis zu 15 Einzelbilder pro Sekunde „Brickfilm“.
Empfohlener externer Inhalt
Das Ergebnis ist nicht nur unterhaltsam, sondern zumeist auch ein kleines Kunstwerk, denn die echten Bilder der Erinnerung legen sich über die gebastelten. Murrays Matchball etwa erlebt man auf dem noppigen Legorasen zweimal – im Kopf das Fernsehbild vom Center Court, vor Augen den riesigen, beweglichen Baukasten.
Wenn Djokovic den Ball, der nicht viel mehr ist als ein winziger gelber Kunststoffdrops, ins starre Netz drischt, meint man, dass die Maschen von der Wucht des animierten Schlages wackeln. Auch Murrays Coach Ivan Lendl ist erstaunlich gut getroffen.
Die amateurlastige Brickfilmszene gibt es seit den frühen 80er Jahren. Sie ist seitdem stetig gewachsen. Heute ist dank Videoportalen wie Youtube und geringer Produktionskosten die Umsetzung eigener Storyboards schnell gemacht. Anfang der 2000er Jahre bot Lego mit den Produktserie „Studios“ sogar selbst einfaches digitales Equipment für die Hobby-Filmer an.
In Deutschland verbreitete sich 2003 ein Projektfilm der FH Offenburg über „Das Wunder von Bern“ rasant im Netz. In jedem Fall profitiert die Marke Lego vom Interaktionswunsch der Fans. Ihre Ideen scheinen nahtlos Eingang in die heute um sich greifenden //www.youtube.com/channel/UCP-Ng5SXUEt0VE-TXqRdL6g:Vermarktungstrategien des Konzerns zu finden. Auf dem digitalen Spielemarkt jagt längst ein Titel den nächsten. Der Jahresumsatz des dänischen Unternehmens lag 2012 bei 3,1 Milliarden Euro. Sport und Lego gehen halt immer – generationsübergreifend.
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