KOMMENTAR: Legalize it!
■ Plädoyer für dumme Glotze rund um die Uhr – vgl. S. 18
Der medienpolitische Eiertanz der SPD hat ein Ende. Nach langer Diskussion hat sich die Fraktion mit dem Bürgermeister auf einen Kompromiß geeinigt. Ein bißchen überflüssiges Privatfernsehen zur schlechtesten Sendezeit, und zwei genauso überflüssige öffentlich-rechtliche Wiederholungsprogramme – darüber dürfen sich ab nächstes Jahr nun all diejenigen freuen, denen ihr allabendlicher Lebensmittelpunkt mit drei Fernsehprogrammen gar zu trist und leer erschien.
Schwarz bleiben Bremer Bildschirme weiterhin für diejenigen, die nicht, wie die BremerInnen links der Weser, RTL-plus oder SAT-1 aus Delmenhorst empfangen können. Den Purismus der SPD in allen Ehren. Doch nachdem auch Bürgermeister Wedemeier und die Mehrheitpartei dem Rundfunkstaatsvertrag der Länder zugestimmt hatten, waren alle Schleusen für den Einmarsch der Privaten geöffnet. Jetzt auf die Leistungen der Öffentlichen zu verweisen und die Privaten auszusperren, ist ein Kampf gegen elektronische Windmühlen. Zumal das Niveau der Öffentlichen sich dem der Privaten längst angenähert hat. Besserung gibt es da erst, wenn die Schmerzgrenze der Zuschauer Besserung erzwingt. Deshalb: Legalize it!
Holger Bruns-Kösters
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