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Lederhosen in Athen

■ Very british: University Players knöpften sich locker Shakespeares „A Midsummernight's Dream“ vor

A liebt B, soll aber C heiraten. Auch C liebt A, aber D liebt C. Zwischendurch lieben B und C nur D und am Ende lieben sich alle wieder, und alle heiraten wie wild.

Diese Verwirrungen, die William Shakespeare schon vor vierhundert Jahren als fröhliches Treiben im antiken Athen beschrieben hat, scheint es auch in heutiger Zeit zu geben. In der englischsprachigen Inszenierung des Midsummernight's Dream der University Players, dem Theater Workshop des Hamburger Seminars für Anglistik, muten nicht nur die Kostüme der Darsteller zeitgenössisch an: Auch die Charaktere werden durch Stereotypen des zwanzigsten Jahrhunderts dargestellt. Da wird Demetrius zum glatten Yuppie im Jackett, Lysander mit seinen langen blonden Locken und dem Leinen-Outfit zum Dandy. Die Elfen treten in Corsagen und Netzstrümpfen auf, und Puck, der Kobold, trägt Lederhose, Hippie-Weste und fährt Skateboard.

Der Humor kommt in dieser modernen Version des Sommernachtstraums nicht zu kurz: Puck stellt den versteinerten Bottom kurzerhand auf das Skateboard und rollt ihn geschickt von der Bühne, um ihn in einen Esel zu „verzaubern“. Ebenso fies wie witzig: Demetrius geht zweimal innerhalb von zehn Minuten durch gezielte Tritte von Hermia und Helena schwer getroffen zu Boden. Auch die Handwerker ernten viel Gelächter: Sie sind nicht etwa Tischler oder Schmiede, sondern Elektriker und Fahrradmechaniker. Erst recht ein Quell der Erheiterung ist die Jagdgesellschaft des Hofes, die mit ihren englischen Tweedmützen und Lockpfeifen weniger auf Enten, als vielmehr auf die schlafenden Liebespaare stößt. Erinnern sie doch gar zu sehr an die Werbung für einen leckeren Schokoriegel.

Die Aussage des Stückes bleibt trotz aller modernen Adaptionen dieselbe: „Love looks not with the eyes but with the mind“, sagt Hermia, als noch kein magischer Blumensaft in verliebte Augen geträufelt worden ist, und faßt damit zusammen, worauf es ankommt. Egal ob klassisch, oder - so wie bei den University Players - locker-flockig und modern: A liebt eben B und C liebt D ... Kati

4.-9. und 11.-16. Juli 1994 um 19 Uhr im Audimax

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