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Lebensumstände machen krank

■ Frauengesundheitswoche in den Stadtteilen / „Schwellenängste abbauen“

Auf die Herausforderungen eines Frauenlebens reagieren Frauen oft mit Krankheiten: Woher diese kommen und was frau dagegen tun kann, darum ging es unter anderem in der „Frauengesundheitswoche“, die in dieser Woche in Bremen zum zweiten Mal stattfand. Über Verhütung, Eßstörungen und Schwangerschaft, sexuellen Mißbrauch und das Leben nach den Wechseljahren konnten sich Frauen in diesen Tagen informieren — direkt vor ihrer Haustür, denn die sechs Veranstaltungen wanderten durch die Stadtteile von Bremen-Nord bis Obervieland, von Tenever bis Gröpelingen.

„So können Schwellenängste abgebaut werden“, findet Rosemarie Klesse, Soziologin und Heilpraktikerin vom Gesundheitstreffpunkt Tenever: „Wenn solche Veranstaltungen da stattfinden, wo die Frauen auch sonst ein- und ausgehen, bringen wir Themen, die mit Berührungsängsten belegt sind — zum Beispiel Gewalt — so in den Stadtteilen in die Diskussion.“ Bei den Veranstaltungen können Frauen zwanglos Expertinnen kennenlernen, die sie irgendwann einmal brauchen könnten — und haben im Notfall dann weniger Schwierigkeiten, auf sie zuzugehen.

Mit der Resonanz sind die Veranstalterinnen — 18 Einrichtungen aus dem Frauengesundheitsbereich, vom Frauentherapiezentrum über den Notruf für vergewaltige Frauen und Mädchen bis zu Pro Familia und dem Hauptgesundheitsamt — ganz zufrieden. Das Interesse an den verschiedenen Themen ist aber von Stadtteil zu Stadtteil unterschiedlich: mal sitzen nur zwei Frauen in den Veranstaltungen, mal über zwanzig. In Tenever zum Beispiel nahmen an dem Gespräch über „Liebe — und zwar mit aller Gewalt“ vor allem viele junge Frauen teil, in Obervieland war das Interesse gleich null.

„In allen bisherigen Gesprächsrunden ging es hauptsächlich darum, wie die Frauen zum Beispiel von Gewalt selbst betroffen sind, wie sie damit umgehen und welche Rolle ihre eigene Lebensgeschichte und ihr Frausein damit zu tun hat“, berichtet Rosemarie Klesse.

Ein schiefes Verhältnis von Frauen und Ärzten hat Barbara Krekeler vom Frauengesundheitszentrum ausgemacht: „Die Frauen fühlen sich in ihrer Lebensrealität nicht verstanden — und werden einfach mit Medikamenten abgespeist.“ Dadurch entstehe Wut und damit Krankheit in vielen Fällen erst: „So werden Frauen in eine Krankheitskarriere gestürzt“, findet Krekeler. Was tun? „Gesprächsbereitschaft finden die Frauen in Frauenzusammenhängen.“ skai

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