: Lebenslange Haft
■ Tischler, der Zweijährigen zu Tode prügelte, verurteilt
Moabit. Mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe endete gestern der Prozeß um den Mord an dem zweijährigen Pascal, der in der Nacht vom 7. zum 8. September 1991 zu Tode geprügelt worden war. Der Angeklagte, ein 23jähriger Tischler aus Friedrichshain, hatte die Taten gestanden. In der Urteilsbegründung verwies der Vorsitzende der 23. Strafkammer, Seidel, darauf, daß dem Tod des Jungen »ein halbjähriges Martyrium« vorausgegangen war. Der Mann hatte das Kind seiner Freundin mehrfach so verprügelt und getreten, daß es schwere Prellungen und Platzwunden im Gesicht und am Körper erlitten hatte. Aber auch Pascals Angehörige, so Seidel, hätten sich mitschuldig gemacht, weil sie keine Initiative ergriffen hätten, das Kind der Willkür des Angeklagten zu entziehen. Im Grunde genommen sei das Schicksal des Jungen schon besiegelt gewesen, als die Mutter den Tischler Anfang vergangenen Jahres kennengelernt habe.
Das Gericht folgte mit dem Urteil dem Antrag des Staatsanwalts. Trotz einer verminderten Schuldfähigkeit des Angeklagten bestünde kein Anlaß, die Strafe zu mindern, sagte Seidel mit Hinweis auf die besondere Grausamkeit der Tat. Der Junge sei für den Angeklagten »ein Objekt für Aggressionsabfuhr« gewesen. Der psychiatrische Sachverständige hatte die verminderte Schuldfähigkeit des Mannes mit einer »narzistischen Persönlichkeitsstörung« und Alkoholisierung begründet. Die Verteidiger hatten Freispruch beantragt. Sie waren der Auffassung, ihr Mandant sei wegen einer krankhaften seelischen Störung im »Grenzbereich zwischen Neurose und Psychose« schuldunfähig. Ihr Antrag, den Angeklagten von einer Tiefenpsychologin begutachten zu lassen, war vom Gericht jedoch abgelehnt worden. plu
Ausführlicher Bericht Seite 19
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