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Leben mit Hartz IVAngst vor der Schadenfreude

Den Hartz-IV-Betroffenen macht nicht allein das wenige Geld zu schaffen. Eine arbeitslose Akademikerin erzählt, warum sie ihre Freunde belügt und ihre Brüder beneidet.

Geiz ist nicht geil. Muss aber sein. Bild: photocase

In der fünften Klasse musste ich einen Aufsatz darüber schreiben, wie ich mir meine Zukunft vorstelle. Dabei dachte ich an diese erfolgreiche Frau aus der Kaffee-Werbung. Sie war jung, hübsch und agil. Hatte einen tollen Job und dennoch Zeit für Freunde und Freizeit. Genau so sah ich mich mit 25 Jahren. Nämlich in einer großen Wohnung in einer Großstadt mit meinem Traumjob - damals war das noch Anwältin.

Heute bin ich 27. Und ich möchte Journalistin werden. Genau, werden. Ein Job scheint im Moment weit entfernt - ich lebe von Hartz IV. Dabei dachte ich, alles richtig gemacht zu haben. Jahrgangsbeste in der Grundschule, glänzendes Abi, Studium, Ausland, Praktika, Magister Artium. Danach war ich 26. Weil ich mein Studium mit Bafög und Nebenjobs finanzierte, freute ich mich endlich auf ein weitaus besser bezahltes Volontariat als Einstieg in den Journalismus. Die Ernüchterung kam schnell. In meinem Briefkasten landeten nur Absagen. Begründung: zu wenig Erfahrung!

Vielleicht bin ich naiv, aber wird nicht überall gepriesen, Akademiker hätten die besten Chancen im Beruf? Hieß es nicht immer: "Kind, studier, dass was Gscheits aus dir wird"? Hab ich doch! Jetzt bin ich Dauerpraktikantin. Und zwar seit mehr als einem Jahr. Die Praktika sind alle unbezahlt. Meine Mutter kann mich finanziell nicht unterstützen, meine Ersparnisse sind längst aufgebraucht. Darum blieb mir der Gang zur Arbeitsagentur nicht erspart.

Ich schob es zwei Monate vor mir her. Aus Scham. Bloß kein Hartz IV. Das sind alles Staatsschmarotzer, die in Jogginghosen auf dem Sofa hocken und den ganzen Tag fernsehglotzen, sagten stets meine Kommilitonen. "Nicht nur", grummelte ich immer verärgert. Meine Mutter hatte schließlich selbst Jahre lang davon gelebt. Und sie gehört nicht zur Gattung fauler Couchpotato.

Beim Gedanken an die Arbeitsagentur fühlte ich mich elend. Letztendlich zwang mich meine Mutter hinzugehen. Und die anstehende Miete. Sechs Monate waren seit meinem Abschluss vergangen. Am Abend davor weinte ich. Ich schämte mich vor mir selbst. Fühlte mich als Verlierer, weil ich trotz Studium und Praktika noch keine bezahlte Stelle gefunden hatte. Widerwillig und mit flauem Gefühl im Magen quälte ich mich hin. Zur gleichen Zeit sonnte sich mein bester Freund in der Türkei, meine Freundin plante eine Rundreise durch Asien. Ich hasste beide dafür.

Die Beraterin in der Arbeitsagentur hätte mich am liebsten wieder nach Hause geschickt. "Was wollen Sie denn hier?", fragte sie mich vorwurfsvoll.

"Arbeitslosengeld II beantragen", entgegnete ich.

"Warum?" So eine dumme Frage.

"Weil ich meine Miete nicht mehr bezahlen kann", antwortete ich genervt.

"Dann gehen Sie doch zu Ihren Eltern."

"Wenn die mich unterstützen könnten, wäre ich wohl kaum hier."

"Füllen Sie diese Formulare aus, dann sehen wir, ob Sie überhaupt Anspruch auf Sozialhilfe haben", sagte sie schnippisch.

"Sozialhilfe?" Ich fühlte mich veräppelt.

Drei Wochen später war der Antrag genehmigt. Das Geld für die Miete hatte ich mir von meinem Freund geliehen. Denn das Arbeitslosengeld ließ noch eine ganze Weile auf sich warten. Zuvor musste ich nämlich noch auf drei Informationsveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, Ausweiskontrolle und Stempel. Dort habe ich übrigens gelernt, was die Sachbearbeiter der Arge offenbar unter rücksichtsvollem Umgang verstehen. Sie reden sehr langsam und übertrieben deutlich. Als seien die Anwesenden debil.

Danach musste ich noch zu meinen persönlichen Sachbearbeitern. Mit dem Jobvermittler hatte ich Glück. Statt mich sofort in einen 1-Euro-Job zu drängen, gewährte er mir bislang meine Praktika. Er weiß, dass ich unbedingt Journalistin werden will und dazu gewisse Erfahrungen brauche. Er weiß auch, dass es länger dauern kann, eine Volontärsstelle zu bekommen. Aber vor allem weiß er auch, dass mir das Wichtigste fehlt: Beziehungen. Und darum hat er Nachsicht.

Weniger nachsichtig bin ich mit mir. Je länger ich von Hartz IV lebe, je mehr unbezahlte Praktika ich mache, desto unzufriedener und frustrierter werde ich. Ich setze mich selbst unter Druck. Bei jeder Hospitanz verlange ich von mir, perfekt zu schreiben, will überzeugen und glänzen. Mittlerweile fühle ich mich müde und erschöpft. Dabei habe ich noch nicht einmal mein Minimalziel erreicht: Ein Volontariat ist nicht in Sicht, die Praktika nehmen kein Ende. Für Urlaub habe ich kein Geld. Und wenn, müsste ihn mir die Arge genehmigen.

Wenn ich mir keine weiteren Hospitanzen oder Praktika besorge, drohen mir Kürzungen oder der gefürchtete 1-Euro-Job. Also mache ich weiter.

Oft liege ich abends heulend im Bett. Frage mich, warum ich studiert habe. Wo die Belohnung für all die Mühe und für den ganzen Fleiß bleibt. Denke neidisch an meine beiden älteren Brüder, die trotz Hauptschulabschluss als Zollbeamter und Mediengestalter im Monat 3.000 Euro aufwärts verdienen. Missgönne meinem jüngeren Bruder die sichere Festanstellung als Lehrer für Geschichte und Kunst.

Doch meine Brüder und meine Mutter haben kein Verständnis für meine Unzufriedenheit. "Du hast die besten Voraussetzungen", meinen sie. "Du hast doch studiert und wirst einen ganz tollen Job finden." Meine Freunde sagen das auch. Die halten mich nämlich für perfekt. Denken, dass ich die ganzen Praktika mache, um Erfahrungen zu sammeln. Sie finden das mutig. Bewundern mich dafür. Sie haben zwar auch noch keine feste Arbeit, leben aber vom Geld ihrer reichen Eltern. Der Sonntagsbrunch ist ein Muss, ein iPhone und die neuesten Klamotten auch.

Und ich? Ich verschweige Hartz IV. Ich behaupte, von meinem Gesparten zu leben. Und belüge meine Freunde. Denn Hartz IV belächeln sie. Auf Mitleid kann ich verzichten. Vor Schadenfreude habe ich Angst.

Also lächle ich mit und bedauere mit ihnen die Flaschensammler. Das Lächeln ist anstrengend. Ich kaschiere damit meine Stimmungsschwankungen und den chronischen Geldmangel. Ich gebe vor, glücklich zu sein. Rede die Dinge schön. Beim Geld ist das Versteckspiel schwieriger.

Schließlich wollen meine Freunde auch ausgehen. Ich behaupte dann oft, ich hätte keine Zeit. Und wenn ich doch dabei bin, nippe ich den ganzen Abend an einem Tafelwasser. Zum Glück bin ich überzeugte Antialkoholikerin. Das dulden sie. Meistens höre ich mir ihre Probleme an oder bewundere ihren 50-Euro-Haarschnitt. Meinen Pony schneide ich selbst.

Manchmal bin ich stolz auf mich. Darauf, dass ich das Mini-Einkommen geschickt einteile. Das Sparen habe ich perfektioniert. Ich kaufe Kleider nur im Schlussverkauf und hole das meiste Essen bei der Tafel. Im Supermarkt gehe ich zur reduzierten Ware, fische aus dem Kühlregal die abgelaufenen Produkte. Dafür ernte ich oft missbilligende Blicke. Mir egal. Ich kann noch verächtlicher zurückschauen.

Die Zahnpastatube schneide ich auf, bevor sie im Müll landet - neben dem noch original verpackten Schinken oder Tofu, den meine Mitbewohner oft wegwerfen. Das tut weh.

Kino ist tabu. Die Bücherei nicht. Denn dort gibt es die Filme und Bücher fast gratis. Ich verzichte schon lange. Das nervt. Geiz ist nicht geil. Muss aber sein. Vielleicht zahlt sich das irgendwann aus. Hoffentlich schon bald. Denn ich will endlich etwas Ruhe. Zum Entspannen lege ich mich auf die Couch. In bequemen Hosen, mit einem Buch. Oder vor die Glotze. Und bewundere die tollen Frauen im Fernsehen.

* Die Autorin macht derzeit ein Praktikum bei der taz, es ist ihr sechstes nacheinander. Sie möchte anonym bleiben. Potenzielle Arbeitgeber sollen nicht wissen, dass sie Hartz IV bekommt.

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244 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • T
    Trismegistra

    Ist ja ungeheuerlich dieses Selbstmitleid in diesem Artikel. Ich habe sowohl einen Hauptschulabschluß als auch Abibur gemacht, inklusive 1. Staatsexamen für Lehramt an Grundschulen, bin seit einer Insolvenz arbeitslose Mediengestalterin, 42 Jahre alt. Toll, was? Muss ich jetzt darüber jammern?

     

    Ich arbeite in einer Kindertagesstätte als 1-Euro-Jobberin und freue mich jeden Tag auf meine Arbeit mit den Kindern, so dass ich meine Sorgen mal für 6 Stunden vergessen kann.

     

    Kann ich darauf stolz sein? Wieviel EGO muss man eigendlich in diesem Land ertragen?

  • W
    Whisper

    also ungeheuerlich und überheblich eure Kommentare!

  • K
    kriseahoi

    Es ist immer wieder das Gleiche: Diese junge Frau ist ein typisches Beispiel meiner Generation, die übrigens auch ganz stark darin ist, wirtschaftliche und politische Verwerfungen zu negieren und zu ignorieren und höchstens in 1-2-Jahres-Zyklen zu denken. Lieber drischt man auf so eine Person ein und misst sich im Spiel: "Ich hab aber mehr als du durchgemacht." Darum geht es nicht!

     

    Es geht um die Tatsache, dass wir seit 2002 einen stetigen wirtschaftlichen Rückgang in Unternehmen und jetzt sogar bei den öffentlichen Kassen haben, der sich eben auf die Dauer eines Arbeitsverhältnisses auswirkt. Dafür kann niemand etwas und die Politik hat dieses Problem versucht, in den Griff mit Hartz IV und Lockerung des Kündigungsschutzes zu bekommen. Das sieht man dann daran, dass von 2002-2010 junge Menschen kaum länger als 3 Jahre irgendwo gearbeitet haben. Eine unsichere und prekäre Beschäftigungssituation, die langsam auch die Älteren betrifft, hat sich ergeben.

     

    Ich bin froh, dass die Krise da ist, da sie die Politik zwingt, darüber nachzudenken, wie sie die massive Spaltung in der Gesellschaft denn nun überwinden will. Ohne ein Grundeinkommen kann ich mir die derzeitige Lage nur noch schlimmer vorstellen.

  • M
    Martin

    @Daniel, ich möchte Ihnen hiermit die Antwort auf Ihre Fragen geben:

     

    Was mache ich, wenn ich wie die Autorin einen solchen Schlag ins Gesicht bekäme? Ganz einfach: Zurückschlagen oder zumindest die eigene Deckung verbessern!

     

    1. Niemand zwingt einen, unbezahlte Praktika anzunehmen. Es soll einen Fall gegeben haben, in dem eine junge Frau (ähnlich der Situation der Autorin) ihren Lohn vor dem Arbeitsgericht eingeklagt hatte, weil man eine Vollzeitstelle durch ihre Praktikantentätigkeit ersetzte. Wer nicht versucht, der nicht gewinnt!

     

    2. Einfach fachfremd bewerben. Juristen müssen nicht immer Anwälte werden. Einige Ingenieure sind in der Beschaffung besser aufgehoben als in der Entwicklungsabteilung. Wenn die Autorin stets gute Leistungen zeigte, wäre eine Bewerbung bei einer Unternehmensberatung nur eine von vielen Möglichkeiten!

     

    Zum "Prinzip Hoffnung": Niemand sagt, dass die Verwirklichung eines Ideals schlimm sei. Wenn man allerdings ein Studium beginnt, sollte man sich vorher (vollständig!) darüber informiert haben. Das heisst nicht nur, die Inhalte der Vorlesungen in Erfahrung zu bringen, sondern auch die Berufsaussichten und Verdienstmöglichkeiten zu hinterfragen. Welches Ziel verfolgt man mit dem Studium? Bei der Autorin scheint es das Finanzielle zu sein. Wieso beginnt man dann ein Studium, welches äußerst selten zu einem dicken Geldbeutel führt? Wenn das Gehalt nach dem Studium nicht interessiert, sondern nur die eigenen Träume im Vordergrund stehen, sollte man sich hinterher nicht beschweren, wenn es nur Angebote für unbezahlte Praktika gibt. Der Markt ist voll von sich selbst verwirklichenden Leuten. Dementsprechend gering ist also der Bedarf an selbigen. Dann auch noch den Bruder zu beneiden, der die dicke Kohle nach Hause trägt, die Welt NICHT mit der rosaroten Brille sah und stattdessen bei der Berufswahl anscheinend sehr viel bedachter vorging, ist peinlich.

  • A
    Andi

    Sehr geehrte Autorin,

     

    Ihnen kann 100%ig geholfen werden, jedoch ganz anders als Sie denken. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Ich war vor 19 Jahren in der exakt gleichen Situation wie Sie. Ja ich weiss, die Zeiten haben sich angeblich geändert - die Probleme der aktuellen Generation Praktikum erlebe ich aber auch tagtäglich mit den mir anvertrauten Praktikanten und Studenten. Also:

     

    Option (1): Schicken Sie mir irgendeine anonyme e-mail Adresse. Dann schreibe ich Ihnen sehr ausführlich wie Sie m.E. aus dem Teufelskreis herauskommen.

     

    Option (2): Sie melden sich nicht - dann werde ich hier öffentlich nur ein paar vage Andeutungen machen wollen in welche Richtung meine Vorschläge gehen.

     

    Also - please, Butter bei die Fische !

     

    Nur soviel: Wer wie Sie ein Talent zum SCHREIBEN hat, wer KOMMUNIZIEREN kann in Deutsch und (hoffentlich) Englisch + einen PC bedienen kann der muss nicht von Hartz IV leben ! Nur Mut !

     

    Liebe Grüße

    Andi, fant1188@gmail.com

  • HB
    hubba bubba

    Der Artikel muss ein Fake sein. Mediengestalter mit einem Gehalt von 3000 Euro? Hallo? Ist die Gute recht bei Trost?

     

    Abgesehen davon sind sechs Praktika während des Alg-II-Bezugs höchst unwahrscheinlich, da unerlaubt. Den Lesern mit einem Ein-Euro-Job Angst zu machen, ist ziemlich fies: Die Autorin dürfte wissen, dass ein EEJ nur bei Leuten gemacht werden soll, die aufgrund ihrer persönlichen Lage (Aso, Trinker, etc.) keinen Job mehr bekommen könnten, selbst wenn es welche gäbe

     

    Übrigens erscheint als Spamfilter unterhalb des Eingabefeldes in dem Kontaktformular die Buchstabenfolge "grAs". Irgendwie passt das zur Sinnhaltigkeit des Artikels.

  • KM
    Kerstin Mahr

    @ricarda: 480 € Brutto im Monat - trotz "Arsch hoch kriegen" und "Killerinstinkt"? Da wäre aber doch in der Tat jammern angebracht! Oder noch besser zornig werden, auf diejenigen, die dich mit solchen Hungerlöhnen abspeisen. Das wäre sogar viel besser, als sich wegen des eigenen eisernen Durchhaltewillens auf die Brust zu klopfen und ressentimentgeladen auf diejenigen zu blicken, die noch ein paar Träume und Ansprüche ans (Berufs-)Leben haben.

  • R
    ricarda

    liebe redaktion

     

    vielen dank für diesen vor mitleidsheischerei triefenden artikel. und viel mehr dank noch für die dadurch losgetretenen diskussion, die einzig sinn dieses groschenromans sein kann...So es die Autorin denn tatsächlich gibt - was eigentlich unvorstellbar ist cf. den eintrag vom 09.02.2010 17:01 Uhr:

    von Boulevardreporter - dann sollte sie weniger jammern, sich neue freunde suchen und den arsch hochkriegen. denn wer sich nur auf praktika bewirbt...der wird auch woanders nicht eingestellt. klar nagt soetwas am selbstbewusstsein - aber wie gesagt: arsch hoch und killerinstinkt raus. muss ich ja auch so machen, müssen wir alles so machen. und mitleid hat verdiehnt, wer drei kinder ernähren, haus und auto abbezahlen und eltern versorgen muss - und dann, weil zu den "altlasten" einer firma gehörig, aus fadenschinigen gründen nach langer betriebszugehörigkeit vor die tür gesetzt wird. aber keine 27jährige akademikerin, die immer und überall nur bestnoten und supidupi ergebnisse nach hause gebracht hat, von bafög gelebt (und wahrscheinlich nebenher nicht einen handschlag getan) hat.

    ich hab € 480,- (nicht vom amt) im monat, davon gehen miete, strom, gas und telephon ab...was meint ihr, was da bleibt? jammer ich?

  • K
    Katev

    100% Zustimmung zum freidenker! Dann muss die Autorin, solange sie noch "jung genug" ist, umsatteln auf einen anderen Job. Sie hat immer noch eine ausreichende Qualifikation, um woanders andere Menschen zu verdrängen. Journalisten wollen einfach zu viele werden, da muss man sich nicht körperlich anstrengen und sich die Finger schmutzig machen. Sie hat doch schon selbst gemerkt, dass es fast nur über Beziehungen läuft. Dabei wird der Journalismus sowieso immer unglaubwürdiger und für die Beschäftigten immer unrentabler.

    Es ist so wie es ist: die Mittelschicht wird selbst das Opfer von Maßnahmen, die scheinbar nur gegen die Unterschicht gerichtet sind. Wer sich für Hartz IV schämt, beweist dieses dämliche Anpassungsdenken, das alles nur schlimmer macht. Die Brüder haben nur Hauptschulabschluss und verdienen 3000 im Monat... Nach der neoliberalen Logik ein Unding! Falls der Artikel nicht gefakt ist, sollte aber festgehalten werden, dass sie dieses Leben nicht verdient hat. Nur ist es schnurzpipe, ob sie toll ausgebildet ist oder nicht...

  • S
    Spielberg

    Vorausgesetzt, es stimmt, was Sie schreiben, sind Sie in eine Falle geraten.

     

    Von dem Arbeitgeber, der den Null-Euro-Mindestlohn vertritt, lassen Sie sich nun auch noch vorführen.

     

    Wechseln Sie das Milieu, denken Sie selbständig und besinnen Sie sich auf ihre Fähigkeiten.

     

    Sie sind nicht die erste, die auf die Selbstdarstellungen der linksgrünen Luxuskinder hereingefallen ist.

     

    Dass sie von "Arbeitern" oder "Armen" faseln, dient doch nur ihrer eigenen Positionierung am linken oberen Rand Gesellschaft. Sie sind selber nicht arm; schon allein wegen des Erbes. Sie haben aber eine Stadt wie Berlin zugrundegerichtet.

     

    Flüchten Sie.

     

    Dorthin, wo mir vor kurzem ein Jugendlicher, der gerade vor dem Abschluss seiner Lehre stand, gesagt hat:

     

    "Es gibt Möglichkeiten ohne Ende."

     

    Empfohlene Lektüre (am besten erst nach der beruflichen Weichenstellung):

     

    Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede

  • D
    Daniel

    An Alle, die "Johanna Sand" kritisieren:

    Fühlt man sich endlich besser, wenn man endlich der Täter und nicht mehr das Opfer von Kritik ist!?

    Mal ehrlich, derartige Kommentare habe ich seit langem nicht mehr gelesen.

    Und nebenbei, wenn Sie alle [die Kritiker] in der Situation wären, würden Sie etwas anders machen – Aufmerksamkeit auf die Situation lenken (?) – und wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihnen derart ins Gesicht geschlagen wird? Typisches Beispiel für die nicht vorhandene Einbildungskraft; Kants Kategorischer!

    Außerdem, was ist so schlimm daran, ein Ideal zu haben, was man verwirklichen will? "Prinzip Hoffnung"

     

    Kurz um: "Johanna" hat nur Wahres prägnant und provokativ dargestellt - wo ist das Problem, mal ehrlich?!

  • N
    Name

    aus der Werbung kommend, kann ich das Praktikumskonzept zur Schlechterstellung von Menschen bestätigen, undzwar nicht für Einzelpersonen, sondern für Menschenmassen.

    Eine Inaussichtsstellung von irgendwas, ein Geschäft mit der Hoffnung der Menschen.

     

    prima Ansatz fürs Grundeinkommen,

    dass als einziges Konzept gegen den Gesellschaftsterror der aktuellen Regierung steht.

    nachdem H4 (kein dummer Zufall) in das umbenannt wird, was es ist:

    Repressionen gegen die /Exekutionen der Opfer der Machenschaften der Wirtschaftselite

     

    denken wir darüber nach, wie Journalismuss wirklich unabhängig funktioniert..

    (nicht wie 1. und 2. Kapitalistenkanal &Co mit massiver Wahlwerbung für die Gierpartei à la Illner etc)

    nämlich mit einem Einkommen unabhängig von der Wirtschaftselite, (die Freiheit propagiert und hetzt)

    ohne jegliche Bedingungen und Einschränkungen, schon deshalb, weil dadurch die Ehrlichkeit und Moral gestärkt wird, nein zu sagen, zu dem, was man nicht vertreten kann.

    die Finzierung steht ausser Frage: "gerechte" Verteilung der Kosten

    -übrigens wächst diese Front massiv, deshalb, weil sie ein Konzept hat, das nur mit Informationsmangel und ungebremster Gier/Neid zu verwerfen ist

     

    ein mutiger und ehrlicher Beitrag.

    er würde mindestens ein Einkommen rechtfertigen

     

    ps: einige hier, die sich als Karriere- oder Pressefachleute hervortun und glauben, jeweils der Nippel der Welt zu sein - schreibt doch bitte euren Narzismus woanders rein - danke

  • W
    Wolfgang

    Ich kann mir nicht helfen aber ich habe das Gefühl, dieser Zeitungsartikel ist getürkt!

  • F
    freidenker

    das leben läuft nicht nach wunschjob. es ist eigentlich doch schon alles gesagt und geschrieben. so toll und wichtig ist der jounalistenjob auch nicht. sich jeden tag was über was auch immer aus den fingern zu saugen da kann nicht immer was gescheites herauskommen. ich glaube viele leben noch nach vorstellungen eines aufklärjounalismus, wie bei water-, oder waterkantgate. so was gibts aber praktisch nicht mehr, weil alles (nicht nur politiker) stinkverlogen ist.

  • U
    Unzeit-gemäß

    Wenn man verstehen will, warum es in der 'Generation Praktikant' keine Solidarität gibt ...

     

    ... braucht man nur die vielen hämischen Kommentare hier lesen. Es ist und bleibt eine Generation von Schlaumeiern und Einzelkämpfern.

  • L
    Lucia

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Hallo, liebe Autorin,

     

    ich kann g e n a u nachempfinden wie es Ihnen geht ! Mir ist es fast genau so ergangen !!! Nach einem späten Wunschstudium bekam ich nur AB-Maßnahmen.... Heute - mit 65 - beziehe ich 606 € .

     

    Bedauer so sehr, dass sich die vielen Betroffenen nicht zusammen tun, um

    permanet und laut dagegen öffentlich zu protestieren !!!

    Sie wissen leider nicht, wie viel Macht sie - trotz alle-dem- hätten.

     

    Ich würde Ihnen dringend raten, sich nach einer anderen Tätigkeit umzuschauen,

    mit der Sie - wenn auch nicht ganz glücklich - leben könnten.

  • S
    Spielberg

    Was mich wundert, ist, dass Ihr Arbeitgeber so gut weggkommt: Das sechste unbezahlte Praktikum hintereinander ...

  • B
    Berlinerin

    @ Hartzer

     

    "Als Jounalistin untauglich!"

     

    Find ich widerlich von Ihnen, auf Opfer unserer miesen Wirtschaftspolitik einzutreten.

     

    Ich bin nicht so gut ausgebildet wie die Autorin und habe nie ein Praktikum gemacht. 2001 waren die Bedingungen noch so gut, dass ich im Ausland arbeiten konnte, gegen sehr gute Bezahlung.

     

    Ich kann nur allen Journalismus-Anwärtern raten, höchstens ein Praktikum zu machen. Ich gebe meine Arbeitskraft nie umsonst, lieber schreibe ich zu Hause etwas und lebe von wenig Geld.

     

    Für andere Berufe ist es im Alter der Autorin noch nicht zu spät. Einen Beruf, der die Zukunft sichert, gibt es nicht mehr. Selbst Maschinenbau (dessen Studium ja nicht jedem liegt) könnte in 10 Jahren überholt sein. Informatiker gibt es auch schon jede Menge.

     

    Wer in Berlin bleiben will, sollte vielleicht Sozialarbeiter/in werden, da gibt es die meisten Stellenangebote. Als ich in den 90ern studierte, hieß es allerdings, damit kann man kein Geld verdienen ;) Das Berufsleben ist zum Glücksspiel geworden.

  • SS
    steffen sinn

    Gute Mädchen kommen in den Himmel

    böse kommen überall hin.

     

    Wer so brav ist hat auf dem Jobmarkt keine Chance mehr als einen Putzjob zu ergattern.

    Falls es Johanna wirklich gibt kann Sie sich bei mir zum choaching anmelden.

     

    Die vielen Leserbriefe zeigen allerdings wie wichtig

    dieses Thema ist und die Häme einiger zeigt wie richtig es ist lieber nicht jedem zu erzählen woher das Geld kommt.

     

    Liebe Grüße

     

    steffen sinn

  • A
    Andreas

    Es ist für einen ALG-II-Bezieher nicht zulässig, mehr als einen Monat unbezahltes Praktikum zu machen. Da gibt es kaum Ausnahmen, vielleicht zwei MOnate, aber so wie hier dargestellt, würde die ARGE daraus ein Arbeitsverhältnis konstruieren und die Leistungen einstellen. Und das ist nicht die einzige Ungereimtheit: Für die ARGE ist es vollkommen egal, was ein Arbeitsloser beruflich machen will. Die Hauptsache für die ARGE ist ein Ende des Leistungsbezugs und der wird - zur Not - mit allen Mitteln herbeigeführt. Dazu zählt auch Mobbing, 1-EURO-Job, Trainingsmaßnahmen und Zwangsteilnahme an Bewerbungstrainings.

    In vielen dieser Maßnahmen unterschreiben Teilnehmer umfangreiche Abtretungen ihrer Datenschutzrechte und ermöglichen somit dem Träger ein zielgerichtetes Ausspähen der Teilnehmer.

    Das ist das normale Procedere im Hartz-IV-Alltag und von Ausnahmen hört man extrem selten.

    Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass ein Vermittler einen Einstieg in den Journalismu (mehrere Tausende Arbeitslose in den Dateien) überhaupt tolerieren würde.

    Gleichzeitig halte ich es für abwegig, dass die ARGE nicht zur Aufnahme eines 1-EURO-Jobs zwingt, weil damit der Teilnehmer unter eine vollständige Kontrolle durch die ARGE kommt und die dann sehen, wie oft, wie intensiv sich der Arbeitslose um Arbeit bemüht. Und als Arbeit reicht auch ein Job für 700 EURO beim Discounter oder 800 bei irgendeinem Security-Unternehmen.

    Wenn die Autorin es illegal machen würde, dürfte sie das nicht in der taz schreiben, aber dannn: Selber schuld, es gibt für Journalisten zum Glück noch genug Mittel und Wege, um über Hartz-IV zu berichten. Ein Journalist dürfte auch alles fälschen und die Situation eine Arbeitslosen simmulieren, aber das tut selbst Wallraf nicht. Zu viel Ärger und zu wenig Sympathie. Schade. Aber was hier steht, glaube ich einfach nicht. Und das hat nichts mit Schadenfreude oder Gehäßigkeit zu tun, sondern nach meinem Kenntnisstand argumentiert die ARGE immer anders, immer gegen die Klienten und übt Druck aus, letztlich könnte sich der Arbeitslose auch erhängen oder vor die S-Bahn werfen, die Hauptsache, es werden keine Leistungen mehr in Anspruch genommen.

  • RI
    Real Ismus

    Armes, kleines Mädchen. Schade das die Welt so böse und ungerecht mit Dir ist. Du brauchst dir aber keine Vorwürfe zu machen. Alles hast du richtig gemacht, die Schule, ein wunderbares Studium. Und jetzt möchtest du dieser Welt deine Dienste anbieten aber es interessiert niemanden. Weder, ob du einer Arbeit nachgehst, noch ob du dir die neuesten Konsumgüter kaufen kannst.

     

    Schön, endlich einmal im Leben anzukommen!

  • KD
    Karl der Große

    ...ich finde es schon bemerkenswert, wie z.T. recht "respektlos" über ihre Lebenserfahrung/-Sicht einer jungen Frau "geurteilt" wird.

     

    Respekt vor dem Leben der anderen ist wohl auch der Schlüssel aus unserem gesellschaften Dilemma.

    Das Miteinander ist wohl der wesentliche Punkt für den gemeinsamen gesellschaftlichen Erfolg.

    Wenn sich aber Gruppen bilden, die sich für "wertvoller" halten oder aber welche, denen es gelingt, andere auszugrenzen, abzuhängen.,- dann wird es gefährlich.

    Ich frage mich auch, was das für ein Umfeld ist, in dem diese Frau lebt und wie Sie es geschafft hat.., ihre Situation ( Lebenslüge ?) so lange geheimzuhalten.

     

    Das Sie nun mit H4 nicht "haussieren" geht, kann ich aber gut verstehen..- denn dann drohen deutlicher "Ansehensverlust usw. usf."

     

    Desweiteren glaube ich, das viele Menschen "neidisch" auf Hartz-IV-Empfänger sind, oder eben auch Menschen mit höheren Qualifikationen.

     

    Sie selbst würden sich vielleicht eher die Hand abhacken, als einzugestehen,.. das Ihre Arbeit nicht das Gelbe vom Ei ist..und sie eigentlich auch dringend ne Pause brauchen.. ( wie viele unmündige Mitläufer gibt es doch im ARbeitsleben- ohne Rückrat und Selbstachtung).

     

    Es gehört schon ein bißchen dazu, zum Arbeitsamt zu gehen und Geld zu beantragen. Witzig ist das jedenfalls nicht..

     

    Es wird ja auch alles dafür getan.., das die Menschen sich über IHR Einkommen definieren können.- anders ist es ja wohl nicht zu erklären.., das man in führenden Industriekreisen immer noch auch PS setzt, statt auf ÖKO , Solidarität und gerechte Löhne.. ( auch wenn es diesbezüglich langsam eine Trendwende gibt)

     

    Im Grunde brauchen wir, um aus der "Sklavenmentalität" herauszukommen ein Grundeinkommen für alle..- damit diese Neiddiskussionen mal aufhören und die Menschen wieder anfangen von einer Besseren Arbeit und Gesellschaft träumen zu können.

     

    Da, wo so starke finanzielle Abhängigkeiten, sind.. , wird sich kaum ein freier Geist entfalten können.

     

    Natürlich ist manchmal ein bißchen Druck nicht schlecht..,doch unser Arbeitssystem besteht zu 90 % aus DRuck und Gas ( geben)..

     

    Menschenwürdig ist das nicht..., aber offensichtlich so gewollt.- weil wir von Leuten regiert werden., die eben Wasser predigen und Wein trinken.

  • JM
    Jens Meyer

    Meine Güte, so viele Kommentare...

     

    Mich würde interessieren, wie und ob sie momentan bei der taz bezahlt wird. Es ist ja nett, dass sie dort schreiben darf - nur - bekommt sie auch etwas von dem "taz-Kuchen" ab oder darf sie nur servieren?

     

    über eine Antwort würde ich freuen; Jens

  • H
    Hartzer

    Als Jounalistin untauglich!

  • M
    Martin

    Es ist nachvollziehbar, daß die Autorin enttäuscht ist, noch nicht einen ihrer Qualifikation und Interessen angemessenen Job gefunden zu haben. Kommt vor, geht vorbei. Aber was, bitte, ist am Bezug von Hartz IV ehrenrührig? In einer Zeit, in der z.B.:

     

    - die meisten Banken ohne Staatskohle nicht mehr existent wären

    - die Finanzkrisenverursacher es bereits wieder für selbstverständlich halten, zig Millionen an "Boni" zu "verdienen"

    - ertappte Steuerhinterzieher sich nicht entblöden, ihre lichtensteinische Bank auf Schadenersatz zu verklagen

    - der Namensgeber dieser staatlichen "Wohltat" wegen Untreue etc. rechtskräftig vorbestraft ist, wobei mögliche Eskapaden mit käuflichen Damen auf Unternehmenskosten mMn noch nicht mal ausreichend beleuchtet wurden

     

    Deshalb: Von Ackermann, Blankfein und Co. lernen heißt siegen lernen! Verfolge weiter Deinen Weg auf der Suche nach einem Job der Dich glücklich macht, aber vergeude keine Lebenskraft mit völlig unbegründeten Schamgefühlen, die einem Investmentbanker/Steuerhinterzieher/"Leistungsträger" nicht im Traum einfallen würden...

  • T
    Thekla

    Antwort an Mac-Lennox.

    Welcher Beruf führt nicht in die Arbeitslosigkeit? Ich denke, der Bestatter ist so ein Beruf. Gestorben wird immer. Da kann man sich auch ohne Probleme selbständig machen.

  • R
    ratio

    @ Boulevardreporter "Die arbeitslose Akademikerin mit brillantem Abitur..."

     

    Davon steht nichts im Artikel, sondern vom Spitzengrundschulabschluss (wohl in der Elite-Grundschule des Orts). Solche selbstgerechten, sich selbst verleugnenden und hochgradig neidischen Menschen, die sich eine Märchenprinzessinen-Welt einbilden, sind gar nicht so selten. Dafür gibt es dann auch Praktika wie am Fließband zum Lohn...

     

    Zentraler Punkt ist immer, dass sie sich für etwas besseres halten als diejenigen, die nicht "studiert" haben (Journalismus!) und sich daher eine Besserbehandlung einbilden oder sogar ein Leben wie in der Werbung.

     

    Mit legalen Mitteln bekommt ein Zöllner jedoch keine 3000 EURO im einfachen oder mittleren Dienst, sondern rund die Hälfte (netto). Auch hier wird wieder deutlich welch überzogene Vorstellungen solche Damen vom Berufsleben haben. Außer Heirat mit einem dummen reichen Mann wird da wohl nichts möglich sein.

  • S
    Strube

    Ach göttchen, was soll das denn? Die Frau kann doch zufrieden sein, dass sie Essen und Trinken, ein Dach über dem Kopf und Kleider am Leib hat. Sie hat noch nicht mal Kinder, also was soll das Geheule? Ey Frau, geh mal raus in die Realität, dort wo Kindern ständig gesagt wird, nö ins Kino, Theater oder verreisen könn wa nicht. Sieh mal nach Haiti, Kuba oder in afrikanische Länder, da gibt es nicht mal Wasser aus Wand. Kopfschüttel!

  • DA
    Dr. Arbeitslos

    Ballett der Absagen

     

    Tänzerinnen und Tänzer mit umgehängten großen Plakaten, auf denen Original-Absagen stehen, fassen sich an den Händen und drehen sich immer schneller im Kreis. In der Mitte, auf einem Scheiterhaufen aus Aktenordnern sitzend, salbadert die Sozialberatung (deutlich beschriftet) immer lauter und lauter. Auf einer Leiter steht die Agentur für Arbeit und wirft unablässig Geldscheine auf die Sozialberatung herab. Von Zeit zu Zeit steht die Sozialberatung auf und zündet einige Geldscheine an.

    Nun singen die Tänzer, mal laut und mal leise, in abwechselnden Tonhöhen, kurze Passagen aus den Absagen. Zum Beispiel: Vielen Dank für Ihr Interesse, haben uns leider für einen anderen Bewerber entschieden, Ihre Unterlagen haben wir der Vernichtung (ganz laut mit schrillem Ton!) zugeführt. Die Sozialberatung schreit Worte dazwischen: Profiling, social engineering; das Arbeitsamt brüllt unablässig: Weiterqualifizieren! Der Tanz der Absagen wird immer schneller. Schwarzer, stinkender Rauch wird auf die Bühne geleitet, der Lärm schwillt infernalisch an. Die Tänzer sterben. Nur Sozialberatung und Arbeitsamt überleben und kriechen hilflos umher.

    Graue Formulare rieseln in den Zuschauerraum.

     

    Vorhang

     

     

    Als Musik schlage ich Auszüge von Orff: Carmina burana vor.

    Aufführungort ist die Agentur für Arbeit

  • L
    Leipziger

    Hör mal Autorin, du bist 27 und quasi eben mit dem Studium fertig. Kommste mal zu mir nach Leipzig und schaust dich in der Welt gut ausgebildeter, selbstbewusster Kreativer um - gut die Hälfte von denen ist auf Hartz IV. Nein, schön ist das nicht. Aber abends flennen muss man deswegen wirklich nicht.

  • J
    Julia

    das aufschlussreichste an diesem artikel - den ich gut und mutig und absolut nachvollziehbar finde - sind ja wohl die kommentare dazu. mensch leute, warum soviel hähmisches, kaltes draufhauen auf die schreiberin? all diese "schlauen" tips von wegen wie und was sie besser hätte machen sollen, nach dem motto: du bist also doch selbst schuld... die job-situation dieser frau hat nichts (oder höchstens ein bißchen) mit ihrem berufswunsch zu tun, ich kenne juristen, pädagogen, biologen, sogar informatiker, die keinen job bekommen. alles fähige, fitte, motivierte leute die eine chance verdient hätten. es geht doch drum, dass über die angst vor dem sozialen abstieg, vor der hähme der mitmenschen (wie hier zu beobachten) wir alle in die isolierung getrieben werden und uns lieber gegenseitig niedermachen anstatt uns zu wehren. wunderbare voraussetzung um löhne und arbeitnehmerrechte weiter auszuhöhlen und uns zu erpressen uns immer billiger zu verkaufen. das ist das, was die hartz-gesetze eigentlich bewirken sollen und in dem punkt sind sie wunderbar effektiv.

  • DT
    Die Tafel?

    Ich nehme an, dass das schon jemand moniert haben dürfte, aber ich mag grad nicht allzu viele Kommentare durchwühlen: Als ledige, Hartz 4 beziehende Person auf die Tafel zurückzugreifen finde ich unverschämt. Ich habe die Zeit meines Studiums mit recht wenig Geld über die Runden gebracht und musste das dennoch weiß Gott nicht beanspruchen, hätte es noch dazu als völlig vermessen empfunden – die Tafel ist für wirklich Bedürftige da, nicht für Magister mit Berufswunsch "irgendwas mit Medien".

  • B
    Berlinerin

    Die üblichen Vorurteile wieder neu aufgewärmt:

     

    von z. B. Mathilda

     

    "1. anforderungen herunter schrauben"

     

    Das haben doch die meisten schon zu sehr! Falscher Weg. Selbst ein Mindestlohn von 7,50 Euro/Std. wird verweigert, bei den Preisen! Die Sozial- und Rentenkassen können so nichts mehr einnehmen. Es geht nicht um Arbeit als Selbstzweck.

     

    "2. zweitliebstertraumjob (vielleicht etwas realistischer als supermodel, schriftsteller oder regiseur)"

     

    Wieder Unsinn. Nicht das akademische, sondern das ungebildete Proletariat orientiert sich an diesen "Vorbildern" in den Medien, ist doch auch so gewollt. Jeder könne angeblich Millionär werden, sonst wären Bohlen und Jauch schon längst pleite - und der Kapitalismus gescheitert, weil sich die Leute nicht mehr verarschen lassen würden.

     

    "3. für's geld verdienen eben woanders mallochen gehen (bürokauflleute werden zu haufen gesucht!)"

     

    Malochen gehen schreibt man mit einem L, das sollen bitte Leute machen, die sonst den Tag nicht rumkriegen und sich nie in der Schule angestrengt haben. Wer keine Ausbildung hat, muss sich nicht wundern.

     

    Übrigens bin ich im ersten Beruf Bürokauffrau und habe während des Studium damit gut verdient in Nebenjobs. Seit Hartz IV aber wird nur noch ein Mini-Lohn gezahlt von ca. 6 Euro brutto/Std., weil Zeitarbeitsfirmen die Hälfte vom Lohn behalten.

     

    Niemand sollte sich so ausbeuten lassen, dann hört der Spuk auf!

  • Y
    Yadgar

    @Nachgedacht:

    "Die Branche kämpft mit der Kostenlos-Mentalität der Leser. Wieso soll ich für etwas bezahlen, was ich dort oder an einer anderen Stelle ohne Bezahlung erhalte? Das Internet hat der Entwicklung massiv Vorschub geleistet."

     

    Dann ist es aber auch an der Zeit, sich zu fragen, wieso es überhaupt kostenlose Online-Ausgaben von Printmedien (mit größtenteils identischem Inhalt!) gibt, wieso es sich für die Verlage rechnet, ihren von Journalisten produzierten Content umsonst ins Netz zu stellen. Die einzige mir plausibel erscheinende Antwort: die Einnahmen aus Online-Werbung und dem Handel mit den mehr oder weniger legal abgefischten persönlichen Daten der Online-Leser (dazu gibt es dann "User-Communities" und Kommentarrubriken wie diese hier!) müssen dem Umsatz aus dem traditionellen Zeitungsgeschäft mindestens ebenbürtig sein, wenn nicht ihn deutlich übersteigen! Wie überhaupt (vom technischen Bereitstellen des Netzzugangs abgesehen) Werbung und Adresshandel die einzigen Branchen sein dürften, die tatsächlich mit dem Internet Geld verdienen... und wir prekarisierten Medienjunkies fallen Tag für Tag aufs Neue darauf herein!

  • Y
    Yadgar

    @K. Linke:

    Aha, Journalismus ist also eine Luxusdomäne! Dann können wir die Presse- und Meinungsfreiheit ja auch gleich einstampfen und beziehen fortan unsere Informationen computergeneriert direkt aus dem Wahrheitsministerium:

     

    Klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    Das-Ministerium-für-Überfluss-hat-die-monatliche-Schokoladenration-von-110-auf-80-Gramm-erhöht!

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    Gepriesen-sei-der-Große-Bruder!

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...klack...

    usw. usf.

  • E
    emmapeel

    Ein bisschen fassungslos macht mich dieser Artikel doch, wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, ob es sich nicht doch um einen (auf neudeutsch) Fake handelt ("die Jahrgangsbeste in der Grundschule"?, "Und bewundere die tollen Frauen im Fernsehen"? öhm)

     

    Nicht, dass ich der Autorin kein Glück bei der Suche nach einer Festanstellung im Traumberuf wünsche. Aber dazu muss sie wohl auch mal irgendwann erwachsen werden. Und vielleicht sogar zur Überbrückung einen (bezahlten) Job in einem Call-Center, bei einer Zeitarbeits- oder Reinigungsfirma annehmen, irgendwie muss das Geld doch rankommen.

    Wer weiß, vielleicht kann selbst verdientes Geld Johanna sogar wieder etwas mehr Selbstwertgefühl geben, - falls, ja falls dieser Artikel wirklich ernst gemeint war.

  • L
    Leidkultur

    Geht wohl vielen Matheabwählern so. Aber nicht den Kopf hängen lassen, die vielen Sozialpädagogen sind auch alle untergebracht worden.

  • GM
    Georg Maier

    Das ganze erinnert mich an einen ähnlichen Artikel im Spiegel vor zwei, drei Jahren in dem die "Betroffene" in einem ähnlich "traurigen" Fall, darüber jammerte, daß sie sich in den cooooolen Clubs in Mitte keiner Cocktails für 20 Euro kaufen konnte und darunter so sehr litt. Willkommen im 21. Jahrhundert.

  • M
    Marcus

    Ich möchte der Autorin ja nicht zu nahe treten - aber könnte es sein, dass es angezeigt ist, sich unter den aktuellen Umständen nach etwas anderem umzusehen? Hartz IV bildet keine angenehme Lebensgrundlage, soll es auch gar nicht. Stattdessen soll es die Existenz sichern und Anreize setzen, auch (andere) Arbeit anzunehmen, als die, die einem idealerweise vorschwebt. Die Allgemeinheit mit seinen Wolkenkuckucksheimen zu belasten ist eine reichlich unverfrorene Einstellung. Für einen so jungen, ungebundenen, gesunden und gebildeten Menschen zumal.

  • B
    Boulevardreporter

    @alle Betroffenen: Bitte nocheinmal: Dieser Artikel ist ein Fake! Oder er erschien zuvor im Goldenen Blatt und dann in der Apothekenrundschau. Die arbeitslose Akademikerin mit brillantem Abitur, die sich von abgelaufenen Lebensmitteln ernährt, während ihre Mitbewohner den Schinken wegwerfen, die Freunde mit frischem Haarschnitt, die sie nur akzeptierem, wenn sie Tafelwasser trinkt.... Sie wollte so werden, wie die Frau aus der Jacobs-Kaffee-Werbung, aber nun dieses Elend.... Die Brüder, Hauptschüler und nun Spitzenverdiener. (Ich bin Ausbilder für Mediengestalter - wem wollt ihr das erzählen???) So einen Schmarrn gibt es nicht einmal in der BILD. Die haben sich in der Redaktion bekifft und dann den Text geschrieben. Eure liebe Zeitung hält euch zum Besten.

  • W
    wolf

    Keine engstirnigen Ratschläge....

     

    Es sollten alle froh sein, daß es noch Transfer-leistungen von der Allgemeinheit bezahlt werden. Nehmt noch mit, was zu kriegen ist, denn unserer wie auch alle anderen westlichen Wohlfahrtsstaaten sind ausgereizt und kurz vor dem Ende. Der Chefredakteur und sein Praktikant werden nach dem Staatsbankrott gemeinsam auf dem Feld arbeiten.

    Sorry, aber wir haben eine enorm hohe Fallhöhe und die Schafe wollen einfach nicht aufwachen.

  • H
    hanna

    Einer Bekannten erging es ähnlich, sie hat ca anderthalb Jahre von ALGII gelebt, bis es mit einem Volontariat klappte. Sie ist aber offen damit umgegangen und das ist m.E. die bessere Strategie. Oberflächliche/ignorante Freunde kann man ohnehin nicht gebrauchen.

     

    Grundsätzlich muss man sich wohl überlegen, wie lange man bereit ist, sowas zu versuchen bzw. wann man einsieht, dass dieser Arbeitsmarkt einfach zu schwierig ist. Alternativen wären dann vielleicht Jobs in der Presseabteilung von Unternehmen. Oder eben Tätigkeiten, für die man eigentlich überqualifiziert ist, wie Sekretärin o.ä.

  • M
    mathilda

    ZWEIKLASSEN GESeLLSCHAFT! wenn ich das schon höre - auch ich als "pädagoge; anwalt, studierter, akademiker" ....? welche aussagekraft soll den dahinter stecken? das das schicksal härter für einen studierten ist der seinen "traum" aufgeben muss als für einen hauptschüler? lehrling? realschüler? azubi? auf welcher begründung? des vermeintlichen "wissensvorsprung" der "investierten zeit" - da hört also die liberalität vieler hier auf. der frage kern ist "gibt es ein anrecht auf einen erfüllten job?" und wenn ja zu welchem preis und auf wessen kosten. und wer wird dann an den kassen sitzen? die fließbanarbeit machen und uns den müll raustragen?

  • M
    Mac-Lennox

    Auch wenn es zutrifft, dass man mit Beispielen alles belegen und zugleich widerlegen kann, möchte ich dennoch zwei vortragen. Sie richten sich an die Schlaumeier unter den Schreiberlingen!

     

    Man sollte sich vor dem Studium erkundigen, welche Arbeitsaussichten denn überhaupt bestehen, meinen einige.

     

    Letztens erzählte meine Rechtsanwältin, dass sie sich nicht mehr wundere, dass vermehrt Leute zu ihr kommen, weil sie ein Problem mit einer merkwürdigen Internetrechnung hätten. Das trifft auch für mich zu. Das Schreiben war von einem Anwalt aus Hamburg verfasst. Meine Anwältin erklärte dazu, dass gerade in größeren Städten die Dichte an Anwälten sehr stark sei, weswegen sich eben manche - aus meiner Sicht - zu kriminellen Tätigkeiten hinreißen lassen, um ihre Brötchen zu bezahlen. Wörtlich sagte sie: Einer kann davon sehr gut leben, der Zweite kann davon leben, aber der Dritte nicht mehr. Und dabei gilt das Jurastudium immer noch als sichere Bank.

     

    Vor zwanzig oder dreißig Jahren galt eine Banklehre immer als guter Schutz gegen Arbeitslosigkeit. Als meine Freundin ihre Lehre bei der Deutschen Bank erfolgreich beendet hatte, wurden von elf (in Zahl 11) sage und schreibe zwei (in Zahl 2) übernommen. Die Überflüssigen reihten sich erstmal in die Warteschlange ein.

     

    Frage an die Schlaumeier: Welche Lehre, welcher Beruf (außer Beamtentum) ist heutzutage noch eine Versicherung vor Arbeitslosigkeit? Bitte um Antwort!

  • B
    Beobachter

    Interessanter als der Artikel selbst, sind die Kommentare hier.

    Offensichtlich ist mittlerweile die Mehrheit der gut ausgebildeten Fachkräfte in Arbeitsverhältnissen weit unterhalb der Gehaltsbenchmarks die im Netz angeklickt werden können. (Ich selbst übrigens auch)

    Das lässt hoffen.

    Vielleicht/hoffentlich entwickelt sich der Druck dahingehend, dass Mut zur Veränderung entsteht.

    Das geht zunächst einmal mit Solidarität und zwar mit denen die es schon erwischt hat (Hartz IV).

    Das Aufschneiden einer Zahnpastatube für eine sinnvolle Idee zu halten, deutet darauf hin, dass ein Jornalismusstudium heute ein neoliberales Halligalli ist.

    Aber Kopf hoch, schleimende Faselköpfe zur volksverdummenden Moderation von Schwarzgelb werden immer gebraucht. Wer drin ist, ist drin.

    Die Dame muss sich entscheiden.

    Entweder Karriereanspruch, Anne Will und Peter Hahne auf dem Altar und lebenslang hohle Birne oder das Leben anpacken.

    Letzteres wird härter.

    Wie von den Vorkommentaren empfohlen, erst mal den Freundeskreis ändern.

    Es muss ja nicht gleich ein weiblicher Wallraff sein.

  • HK
    Hochmut kommt vor dem Fall

    Wer sich heute zu einem Journalistik- oder Germanistikstudium entscheidet, hat zunächst einmal eine unspezifische Entscheidung getroffen. Es ist nicht mehr wie in den 60er oder 70er Jahren, in denen dem Germanist immer noch der Weg in den Schuldienst offenstand, sondern wir haben es heute mit einem kleinen Markt für sehr viele zu tun.

    Die eigentliche Qualifikation ist darüber hinaus zu erwerben; beispielsweise hätte es sich empfohlen, im Studium eine entsprechende Spezialisierung durch adäquate Nebenfachwahl anzustreben, z.B. in Richtung Wirtschaftsjournalismus oder so.

     

    Aber "Johanna" scheint vor allem unter einem narzisstischen Problem zu leiden, nämlich der Vorstellung, dass die Presse der Bundesrepublik gerade auf sie gewartet hat. Das ist nun wirklich kaum glaubwürdig. Das sind Illusionen aus der Pubertärszeit, die doch eigentlich längst einem etwas wirklichkeitsgetreueren Bild hätten weichen müssen.

     

    Fakt ist: Schreiben können viele, und viele tun es auch. Wenn jemand meint, er könne es besser als andere, stellt sich die Frage nach seinem Alleinstellunsgmerkmal - das können Beziehungen sein oder besondere Qualifikation. So, wie es ausschaut, ist die journalistische Leistung von "Johanna" eher durchschnittlich. Fraglich ist auch, ob dieser Hochmut gegenüber Leuten, die ungewollt im Schicksal von Hartz IV leben, nicht hier die notwendige Korrektur erfährt - es heißt nicht umsonst: Hochmut kommt vor dem Fall!

  • S
    Sondermann

    Johanna Sand hat nicht ganz unrecht, sich Sorgen zu machen. Auch mich schädigt mein Hartz IV: Als Volkswirt und Pädagoge müsste ich mit 45 eigentlich längst die Grundrente durch haben. Habe ich aber nicht: dank langer Arbeitslosenphasen. Grad mal 280 Schleifen würde ich jetzt kriegen, nach anerkannten 6 Berufsjahren. Oder 430 Mäuse, wenn ich 100% erwerbsunfähig wäre. Nicht gerechnet die vielen Praktika, Fortbildungen etc.

     

    Arbeitslosigkeit führt zu sozialem Ansehensverlust, keine Frage. Welche Frau möchte sich denn mit einem sozialen Verlierer zusammentun? Wie wird in der Familie darüber geredet? Und dennoch rate ich Johanna, nicht zu lügen. Gerade Freunde erweisen sich doch dann als echte Freunde, wenn sie auch meinen Hartz-IV-Zustand aushalten!

     

    Die Autorin kann einiges, was sie nicht an Geld hat, durch Tauschringe oder Nachbarschaftshilfe wettmachen. Sie kann Ehrenämter ausüben oder Praktika machen, das gibt manchmal eine Aufwandsentschädigung. Manchmal lohnt sich sogar ein 1-Euro-Job: wenn es ortsnah und berufsbezogen ist. Der Bürgerfunk in NRW macht zum Beispiel solche Engagements für arbeitslose Journalisten.

     

    Was würde Dale Carnegie sagen: Sorge dich nicht, Johanna, lebe!

  • AD
    Axel Dörken

    Unter "outing" habe ich früher anderes erfasst.

     

    Ich kann nachvollziehen, dass Menschen nicht die Stärke in sich nutzen, um dazu zu stehen, was sie erleben.

     

    Ich mach es anders. Ich stehe dazu.

    Ab April werden wir wohl auch Hartz-IV beantragen. Grund: Familienzuwachs.

     

    So ist das, in einem Staat, in dem den Bürgern kaufbares Materielles wichtiger ist, als Kinder; in dem Bürgern die Show wichtiger ist, als die Selbst- und Sinnfindung. Hauptsache wir können uns an anderen, denen es "schlechter" zu gehen scheint ergötzen und uns vormachen, dass es uns "besser" geht.

     

    Jedes Volk hat die Regierung und die Umstände, die es verdient.

     

    Deutsche Biedermeier, die sich - wie der so süß aussehnde doch faktisch asozial seiende Hamster - überwiegend für sich selbst, als auch für Fremde einsetzen, erhalten Politiker und Entscheider in Markt- und Finanzwirtschaft, die das Selbe machen.

     

    Jeder von uns ist ein mindestens potentieller, überwiegnd zum Ausdruck gebrachter Ackermann. Immer dann nämlich, wenn wir uns Vorteile zum Nachteil anderer schnappen und sie auch noch, krank im Geiste, als "Schnäppchen" herumzeigen.

     

    Doch der Wandel wird für immer mehr Menschen erlebbar. Noch schneller geht es, wenn jeder den gierigen Menschen in sich zügelt und immer öfter den sozialen und ökologischen Menschen, an statt überwiegend durch ein Lippenbekenntnis dem wenig folgt, durch sein Denken, Meinen und Handeln (auch Unterlassen) zum Ausdruck bringt.

  • C
    Carrotcake

    Ich finde, dass das was Leute wie Johanna wirklich krank macht, ist - wie von einigen Lesern schon richtig dargestellt - dieser ewige nagende Neid auf die anderen. Ich (30, Magister in Sprachwissenschaften, Gott sei Dank direkt in einen PR-Job nach der Uni) habe Verständnis für ihre Gefühlslage, mir ging es als Kinder einer "gehobenen Mittelschichtsfamilie" zeitweise ähnlich. Aber muss es mein Lebensziel sein genauso viel zu verdienen wie meine Eltern? Sollte man sich als junger Geisteswissenschaftler nicht einfach mal locker machen und von dem Gedanken lösen, dass man job- und gehaltstechnisch sowieso nicht mit den alten Schulfreunden mithalten kann, die heute eben Ingenieure oder Bankkaufleute sind oder meinetwegen auch "nur" am Band Autos zusammenbauen? Ich lebe im Osten und habe am Anfang netto kaum mehr verdient als meine Frisörin. Dafür steht sie heute immer noch jeden Tag 10 Stunden auf den Beinen und ich hab mich zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet. Verdiene immer noch kein Reisengehalt, aber komme gut über die Runden und hab einen sicheren Job, der Spaß macht. Ich bin mir sicher Johanna ist gesund, hat ein gutes Elternhaus und genug im Kopf. Sie kann alles schaffen, was sie will, wenn sie nur mal die Vorzeigefrau aus der Werbung vergisst. Mitleid gibt's von mir nicht, aber ein "Kopf hoch!". Ihr stehen doch alle Türen offen. Darum geht's doch.

  • U
    Unzeit-gemäß

    Jetzt mal Klartext:

     

    Wenn man schon kein bedingungsloses Grundeinkommen durchsetzen kann, muss die Mindestforderung lauten: den Rechtsbegriff der 'sittenwidrigen Löhne' auch auf Praktikanten anwenden!

     

    Etwa so: Als nicht zwingend zu entlohnendes 'Praktikum' gilt die Arbeit von Leuten, deren Uni-Abschluss weniger als 2 Jahre zurückliegt (oder die gerade umgeschult werden). Für alles andere muss ein Mindestlohn definiert werden. Bei Umgehung des Gesetzes drohen dem Betrieb Strafen.

  • AH
    Aus Haching

    Der klassische Journalismus ist aus vielerlei Gründen in der Krise. Das Internet ist sicherlich der wichtigste davon. Das erschwert den Einstieg sicherlich erheblich. Aber auch in guten Tagen war der Journalismus alles andere als eine sichere Bank.

     

    Vielleicht sollte die Autorin anfangen, mal rechts und links zu schauen. Die Brüder sind als Zollbeamte und Lehrer offensichtlich auch einen Weg mit weniger Glamour, aber mehr Sicherheit gegangen.

     

    Ich selbst habe 2005 mein Studium abgeschlossen, mein Bruder 2007, meine Freundin Ende 2008. In unserem Bekanntenkreis ist Arbeitslosigkeit ein Fremdwort. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es für Zahnärzte, Informatiker und Juristen Bedarf gibt, im Gegensatz zu Magistern und Magistras ohne Berufserfahrung.

  • K
    klömpi

    Der Artikel ist mit Sicherheit in einigen Punkten maßlos übertrieben, und was auffällt ist auch eine verquere Vorstellung vom Traumberuf JournalistIn - das große Geld macht man damit garantiert nicht. Dennoch werden auch wahre Punkte angesprochen, beispielsweise das Verhalten der ARGE-Mitarbeiter, die in ihren Schulungen die Teilnehmer so behandeln als wären sie geistig zurückgeblieben. Eine Bekannte berichtete kürzlich das Gleiche, es scheint sich da wohl um ein arbeitsplatztypisches Vorgehen zu handeln, Ausnahmen mal ausgenommen. Dass viele H4-Bezieher nicht "dümmer" oder "fauler" sind als andere Mitmenschen sollte wohl jedem klar sein, und am allermeisten doch jenen die täglich diese Menschen aufmuntern und wenn möglich vermitteln sollen!

  • D
    Daniel

    "von elektromeister:

     

    Vielleicht sollte man sich VOR dem Studium schlau machen, wie überhaupt die Chancen auf dem Arbeitsmarkt aussehen."

     

    Oho, genau! Weil ich am Anfang meines Studiums genau weiß, wie der Arbeitsmarkt nach ca. 5-6 Jahren Studium aussieht! Hurra, ein Marxist unter uns, der das Wissen um die historische Entwicklung besitzt.

  • F
    Frigga

    DocTotte, bitte lies mit und vernetz Dich mit uns.

     

    Liebe Autorin,

     

    Du weißt nun aus eigener Erfahrung, wie unfähr das System in und um Hartz IV ist!

    Deine Freunde scheinen auch Aufklärung nötig zu haben, sie leben von etwas, das in meinen Augen allen zusteht:

    einem

     

    bedingungslosen Grundeinkommen.

     

    Wir haben nicht alle reiche Eltern und ausreichend bezahlte Arbeitsplätze für alle sind ein Konflikt mit sich selbst...

     

    bge-film.de mal ansehen. Das ist echt die Alternative!

     

    Deine Freunde haben absolut KEINE AHNUNG vom echten Leben... also hilft erstmal nur AUFKLÄRUNG!

     

    Der Bund Deutscher Industrie und die Massenmedien nutzen das Horrorbild des faulen Hartzis, um alle zu mehr Stress und mehr Selbstkritik zu führen: Ellenbogentaktik, Lügen und Dumpinglöhne werden damit gefördert, NICHT sinnhafte Arbeit oder auskömmliches Einkommen!

     

    Stellt Euch zu uns: www.wirsindhartziv.de

     

    28 000 berliner Akademiker sind als "primär erwerbslos" gemeldet... KEINE klitzekleine Minderheit. Und einige davon arbeiten freiwillig unbezahlt, weil sie bei dieses Horrorsystem, dass Dir so viele Tränen beschert, einfach nicht mehr haben wollen und selbst etwas für die Zukunft tun müssen.

     

    Nette Partys, die Dich erbauen und über die angehende Journalisten gern SCHREIBEN dürfen:

     

    www.bge-partys.de

     

    Eure Frigga, Hochschulhartzi-Mutter und Grundeinkommensaktivistin aus Berlin

  • JH
    Julia Henze

    Wie traurig, diese ganze Biestigkeit und Bitterkeit, die hier in vielen Kommentaren zum Artikel rauskommt. Lieber auf der Autorin rumhacken als sich drauf einzulassen, was da vor allem zwischen den Zeilen steht: Armut und prekäres Dasein sind strukturelle Probleme, die Position auf der sozialen Leiter hat nichts mit den eigenen Fähigkeiten und der eigenen Leistung(sbereitschaft) zu tun. Der Tip, man müsse eben Ansprüche senken ("dann eben nicht den Traumjob") hilft da genauso wenig wie der Tip, man solle doch bitte einfach "nicht mehr mitmachen". Sich klein machen, selbst schuld fühlen und weiterhin noch nie wahr gewesenen Klischees aus der Werbung nachzutrauern ändert aber auch nichts. Solidarität, Leute! Redet miteinander, tut euch zusammen! Alle sozialen Errungenschaften der Vergangenheit (die der Neoliberalismus jetzt wieder eine nach der anderen in die Tonne haut) wurden nur erreicht, weil sich Leute zusammengeschlossen und füreinander eingesetzt haben (und das ist weniger naiv als manche hier stänkern werden).

  • A
    anke

    Die Unsitte, Praktikanten zum Nulltarif mir Arbeiten zu betrauen, die eigentlich von gut bezahlten Fachleuten ausgeführt werden müssten, hat nicht unbedingt etwas mit der Globalisierung zu tun. Die taz beispielsweise konkurriert nach wie vor eher mit der Zeit als mit der New York Times. Und auch das Krankenhaus, das meine Tochter ausbeutet, hat ein hausgemachtes Finanzproblem, kein internationales. Es konkurriert mit Kliniken in Jena und Weimar um die unter Privatleuten ausgesprochen begehrten Kassenmittel, nicht mit der Urwaldklinik in Lambarene. Für mich lautet das Schlüsselwort des Artikels nicht global, für mich lautet das Schlüsselwort: „unbedingt“.

     

    Johanna Sand will unbedingt Journalistin werden. Dafür lässt sie sich von inkompetenten Sachbearbeitern abkanzeln, von vermeintlichen Freunden mitleidig belächeln und von diversen Arbeitgebern schamlos ausbeuten. Mehr noch: Sie quält sich selbst. Mit unnötigen Notlügen, mit permanenten Selbstzweifeln, mit fruchtlosen Tränen und albernen Neidattacken. Auf Mitleid, sagt sie, kann sie verzichten. Warum also die ganze Dramatik? Ganz einfach: Druck.

     

    Vermeintlich selbst gesteckte Ziele sind die Pest unserer Zeit. Was tun die Leute nicht alles für den „Erfolg“? Sie tricksen, sie kungeln, sie übervorteilen, sie nötigen und bestehlen sich selbst und andere nach Kräften, sie ruinieren ganze Gesellschaften und die Natur sowieso. Und dabei, muss man fürchten, haben sie das alles nicht einmal nötig. Sie wollen es einfach. Ohne jede Bedingung. Unbedingt.

     

    Nein, Mitleid ist nicht zu haben von mir. Nur eine Frage: Wie wäre es denn, die eigenen Träume mit konkreten Bedingungen zu verknüpfen? Mit der Bedingung beispielsweise, keine Leistung ohne Gegenleistung mehr zu erbringen. Im Artikel kann ich keinen Hinweis auf eine Gegenleistung erkennen. Nicht auf eine finanzielle, nicht auf eine sonst irgendwie materielle und auf eine ideelle auch nicht. Nur eine diffuse Hoffnung wird thematisiert. Die wäre mir, ehrlich gesagt, zu wenig. Sie hilft nämlich nicht, sie schadet. Dem, der sie hegt, genau so wie dem, der sie missbräuchlich nutzt.

     

    Der millionenfach in der Gesellschaft herumvagabundierende bedingungslose Wille zum Ziel setzt Negativspiralen in Gang, die kaum wieder zu stoppen sind. Sie ruinieren jedes Vertrauen. Als Helmut Kohl seinerzeit etwas von einer moralischen Wende schwadroniert hat, hat er an den Verzicht darauf sicher nicht gedacht. Und auch die, die nach ihm die Ruckreden gehalten haben, haben es nicht getan. Im Gegenteil. Sie haben nicht nur das materielle Mehr gepredigt, sondern auch das des Engagements. Gemeint haben sie damit: die nackte Ausbeutung. Dabei: Weniger wäre hier vermutlich alles andere als das.

     

    Ich will mich verlassen auf die Moral meine Mitmenschen. Nein, nicht unbedingt. Es ist dies meine ganz persönliche Mindest-Forderung. Wird sie nicht erfüllt, bin ich (bis zum Ausgleich des Kontos) nicht bereit zur Zusammenarbeit. Bisher bin ich gut gefahren mit dieser Einschränkung. Na ja – mal mehr, mal weniger. Es ist riskant, gewiss. Die Schwellen, die ich mir in den Weg lege, sind auch sehr individuell und so weit ich festgestellt habe nicht übertragbar. Für einen denkenden Menschen gibt es aber keine Alternative zur persönlichen Bedingung, fürchte ich. Unbedingt ist einfach nur: unsinnig.

  • BG
    Bedingungsloses Grundeinkommen

    Los,

    wir haben alle genug geheult.

     

    Ich schäm mich für gar nix, bin fleißig und mache was ich will...

     

    ... und wer faul ist (davon sitzen viele Reiche rum, die von Mieteinnahmen oder quasi leistungslosem Einkommen leben und natürlich auch EINIGE, die aufgrund der Dauerabweisungen und der FEHLENDEN ARBEITPERSPEKTIVE resigniert auf dem Sofa sitzen, der gibt den Filmemachern, Spielprogrammierern und Ingenieuren Arbeit, denn die bauen die schicken Maschinen etc...

     

    Aber das Existenzminimum darf für niemanden als ERPRESSUNG herhalten... wir leben im 21. Jhd!

    Weil der Lohn zu spät kommt, muss man sich Essen aus der KiTa mitnehmen, ohne mitgebrachtes eigenes WErkzeug geht es nicht... Praktikanten sind billige Arbeitskräfte... wer lässt sich denn hier immernoch ausnutzen?

     

    Aufstehen! Wir sind Tausende, die es schon kapiert haben, dass die Arbeitsgesellschaft überreformbedürftig ist!

  • P
    Parktikant

    Dass die Frau wütend auf ihre Brüder ist zeigt, dass sie nicht politisch denkt.

    Sie versucht nur sich beim marktwirtschaftlichen System anzubiedern, es zu stützen.

  • G
    Gloria

    Die Situation kenne ich nur zu gut. Es ist leider gängige Praxis, dass Akademiker im Allgemeinen und Geisteswissenschaftler im Besonderen nach dem Studium von Harz IV betroffen sind.

    Das sollte man als normal verbuchen und eine etwas differenziertere Sichtweise anstreben.

    Anstatt von einem Praktikum zum nächsten zu springen habe ich in dieser Zeit Projektmitarbeiten an Land gezogen, die zwar nur zum Teil bezahlt wurden, jedoch sehr viel besser geeignet waren mir einen Namen zu machen und Kontakte zu knüpfen.

    Das wesentliche Problem an der 'Generation Praktika' ist der Umstand, dass die Tätigkeit mit dieser Betitelung entwertet wird. Es zeigt nur zu deutlich, dass man bereit ist gratis zu arbeiten und warum sollte einen jemand bezahlen, wenn man diese Arbeit auch umsonst haben kann.

    Auch zeugen Praktikas nur sehr bedingt von professioneller Tätigkeit. Nur wenige Praktikanten werden mit wichtigen Aufgaben betraut, das sieht bei Projektmitarbeiten ganz anders aus. Auch ist es so sehr viel besser möglich eigene Projekte zu entwickeln.

    Was die Armutskomponente der Harz-IV-Problematik angeht, so muss ich sagen, dass ich diese schon fast genossen habe. Ich bin in ein alternatives Haus gezogen, in dem das kein Stigma stellte, sondern Armut als Ausdruck einer reflektierteren Perspektive auf den Konsumwahn verstanden wird: Man muss nicht alles mitmachen und schon gar nicht muss man sich für irgendwas schämen.

  • G
    Gloria

    Die Situation kenne ich nur zu gut. Es ist leider gängige Praxis, dass Akademiker im Allgemeinen und Geisteswissenschaftler im Besonderen nach dem Studium von Harz IV betroffen sind.

    Das sollte man als normal verbuchen und eine etwas differenziertere Sichtweise anstreben.

    Anstatt von einem Praktikum zum nächsten zu springen habe ich in dieser Zeit Projektmitarbeiten an Land gezogen, die zwar nur zum Teil bezahlt wurden, jedoch sehr viel besser geeignet waren mir einen Namen zu machen und Kontakte zu knüpfen.

    Das wesentliche Problem an der 'Generation Praktika' ist der Umstand, dass die Tätigkeit mit dieser Betitelung entwertet wird. Es zeigt nur zu deutlich, dass man bereit ist gratis zu arbeiten und warum sollte einen jemand bezahlen, wenn man diese Arbeit auch umsonst haben kann.

    Auch zeugen Praktikas nur sehr bedingt von professioneller Tätigkeit. Nur wenige Praktikanten werden mit wichtigen Aufgaben betraut, das sieht bei Projektmitarbeiten ganz anders aus. Auch ist es so sehr viel besser möglich eigene Projekte zu entwickeln.

    Was die Armutskomponente der Harz-IV-Problematik angeht, so muss ich sagen, dass ich diese schon fast genossen habe. Ich bin in ein alternatives Haus gezogen, in dem das kein Stigma stellte, sondern Armut als Ausdruck einer reflektierteren Perspektive auf den Konsumwahn verstanden wird: Man muss nicht alles mitmachen und schon gar nicht muss man sich für irgendwas schämen.

  • B
    Bernd

    Ich habe in der Verwandschaft sehr wohlhabende Leute, die Kinder haben zum erfolgreichen Studiumsabschluß eine Eigentumswohnung geschenkt bekommen. SUV fahren als Student und bezahltes Studium inklusive. Trotdem bin ich nicht neidisch, da es immer Leute auf der Welt geben wird die entweder jünger, größer, kleiner, dümmer, schlauer, ärmer oder reicher sind als ich. Also sich immer zu vergleichen bringt nur wenig Erkenntnisgewinn und Lebenszufriedenheit.

     

    Also als Journalistikstudentin hätte sie ja schon während bzw. VOR dem Studium sich über die Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten erkundigen können. Als z.B. Wirtschaftinformatikerin würde sie trotz Krise nicht jammern sondern schon während des Studiums einen gutbezahlten Nebenjob gefunden haben.

     

    Konkret könnte sie ja jetzt gezielt in der PR-Branche einen Job suchen; obwohl es soll ja inzwischen mehr PR-Leute als Journalisten in Deutschland geben. Oder nochmals sich zu einem anderen Studium aufraffen.

    Ist sicherlich nicht leicht, aber ich habe mich mit 27 auch nochmals beruflich komplett verändert.

     

    So gesehen können die Studiengebühren gar nicht hoch genug sein; die Fehlsteuerung vieler Studenten bei Ihrer Berufswahl würde drastisch gesenkt werden.

  • H
    hirschi

    Wir haben es in dieser Epoche nicht mehr mit einer Gleichung mit zwei Unbekannten zu tun,- so wie damals: an der Hauptschule standen die Betriebs-

    chefs mit der "Mofa unterm Arm" um Azubis in die Betriebe zu "locken"!

     

    Um darauf vorbereitet zu werden, tun Muttis und Pappis gut daran, wenn sie

    ihrem Kinde nicht gleich wieder ein neues Eis kaufen, wenn das erste Eisbällchen

    runtergefallen ist....warum auch immer....(alles unter dem Deckmantel: bedingungslose Liebe)

     

    Da Eltern aber nur "kleine Helden" sehen wollen, kann der der Umgang mit Niederlagen schlecht gelernt werden. Und plötzlich (mit 20 Jahren ??) fehlen Mutti und Pappi, die ein neues Eis kaufen.....

  • W
    WTF

    "Jahrgangsbeste in der Grundschule". Wow! Bei so einer Qualifikation finanziert man als Steuerzahler doch gerne die Karrieretraeume eines verpimpelten Toechterchens.

  • S
    Stergerl

    Mein Mitgefühl mit der Frau.

    Ich kenne das auch von vielen Bekannten, die im Bereich Radio/Film/Journalismus sich von einem unbezahlten Praktikum zum nächsten durchschuften um den Traumjob zu finden.

    Manche Agenturen/Zeitungen/etc. nutzen das natürlich auch gerne aus, um für umsonst fähige Mitarbeiter zu bekommen...

    Ich wünsche ihr das Beste und das notwendige Glück.

     

    Was ich etwas schade finde, ist das dieser Artikel grad in der Hartz4 Diskussion möglicherweise nicht zufällig gewählt ist.

    Dazu das alte Sprichwort, mit Beispielen kann man alles belegen und widerlegen.

  • B
    Brandeis

    Ich sehe die ganze Geschichte eher als ein Lehrstück dafür, dass man sich vielleicht vor Studienbeginn mal ein wenig Gedanken über mögliche Perspektiven machen sollte. Muss man Journalismus wirklich studieren? Viele der großen Journalisten habe was anderes studiert und trotzdem Karriere gemacht, z.B. Heribert Prantl oder Hanno Kühnert (beides Juristen). Neben einem Studium, dass eine einigermaßen sichere Zukunft bietet, kann man sich doch immer noch journalistisch ausrichten. Klar, nichts ist absolut sicher, aber es gibt doch gewisse "Klassiker" für zukünftige Arbeitslose.

  • R
    Rhodosporidium

    Das ist eine von vielen schlimmen Geschichten.

     

    Allerdings finde ich, dass sich die Situation und vor allem auch der Ruf der Hartz IV Empfaenger nicht verbessert indem sich die "erfolgreichen" unter ihnen verstecken.

     

    Dann ist es doch kein Wunder, dass so viele Leute denken Hartz IV bedeutet in Jogginhosen den ganzen Tag Fernsehen gucken und Bier trinken. Dieser leider so weit verbreiteten Meinung muss entgegengewirkt werden und auf Missstaende muss aufmerksam gemacht werden.

     

    Deswegen versteckt euch doch nicht!! Die Zeiten indem eine gute Ausbildung oder ein Studium eine Art Jobgarantie darstellen sind schon lange vorbei und es ist an der Zeit sich zu solidarisieren, mehr Respekt einzufordern und etwas zu Aendern - das passiert wenn man z.B. mit vielen anderen auf die Strasse geht und endlich etwas tut!

  • FR
    Florida Rolf

    mich kotzen die sogenannten selbsternannten Besserwisser nur noch an. Mami bakam ja auch, aber nicht für einen Euro aus der Massenhypnose reflektorische den Realen Bedingungen ins Gesicht sehen können.

     

    So ist das, wenn man sein leben nach einen Katalog ausrichtet, in dem alles immer geleckt und auf Hochglanz poliert ist.

     

    !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!Diese Leute wollen auch noch JOURNALISTEN werden !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

     

    Selber nicht in der Lage sein, gesellschaftliche Realitäten zu durchschauen, sondern sich nur nach den Wind richten, aber dann ganz groß andere Menschen mit der beschränkten Meinung der Masse beglücken wollen.

     

    Kein Wunder, dass das Niveau immer tiefer sinkt.

     

    Wo sind die Freigeister?

     

    Einen kenne ich, aber der bekommt Hartz 4 und denkt nicht mehr daran, irgend ein Warnschild aufzustellen.

    Die Gefahr ist einfach zu offensichtlich und wer sich wie die tolle aus den Artikel naiv und unbedarft bewegt, der braucht die negative Erfahrung, um aus der Hypnose zu erwachen...

  • M
    mathilda

    ??? ich bin irrtiert über die ganzen aufforderungen von lesern an die taz um prompte einstellung. speziell den taz lesern hätte ich ein wenig mehr realismus & fairness zugetraut. aber bei mir im viertel werden zeitungszusteller & hauswirtshafterinnen gesucht. die kontakte vermittel ich gern. aber das mag dem/der studierten joblosen akademikern nicht zugemutet werden - dann lieber mitleidsbekundungen weil der traumjob vorhersehbarerweise überlaufen ist und die allgemeinheit hier unterstützend eingreift. da sich die jobsituation am markt NICHT verbessern wird (recherche tipp: zeilenpreis für freie jornalisten) und wir bei dem aktuellen einbruch in der printbrache und den etatkürzungen im tv sicherlich nicht mit einem spontanen aufschwung zu rechnen haben....ALTERNATIVE lebensplanung...1. anforderungen herunter schrauben 2. zweitliebstertraumjob (vielleicht etwas realistischer als supermodel, schriftsteller oder regiseur) 3. für's geld verdienen eben woanders mallochen gehen (bürokauflleute werden zu haufen gesucht!) und den traum als hobby ausleben bis sich evtl. und mit viel glück und vielleicht auch nur wenn das talent dann wirklich vorhanden ist die chance bietet.....wer sagt das das leben gerecht ist? da hilft kein heulen und selbstmitleid. kopf hoch anpacken und das beste draus machen!

  • M
    Marco

    Die Autorin macht ihr sechstes Praktikum bei der TAZ... Na toll. Warum um alles in der Welt gibt die TAZ der jungen Frau keine Festanstellung ????? Ich frage mich vor diesem Hintergrund, ob ich die TAZ weiterhin kaufen soll/kann/darf ???

  • W
    Winnie

    Natürlich ist so etwas frustrierend aber heute studieren eben auch viel mehr junge Leute als je zuvor. Es kann niemals für alle ein guter Job da sein, auch wenn die Politik dies immer wieder verspricht. Überspitzt gesehen - wären wir alle Ing. - dann müßten diese natürlich auch den Müll abfahren, oder? Mangel an Lebenserfahrung wird doch von den Politikern nur ausgenutzt.

    Interessieren würde mich noch ob Johanna vielleicht die Ellbogenpolitik der FDP gewählt hat?

     

    Winnie.

  • E
    elektromeister

    Vielleicht sollte man sich VOR dem Studium schlau machen, wie überhaupt die Chancen auf dem Arbeitsmarkt aussehen.

  • H
    hotte

    eines der grossen Versprechen der Moderne war, die Menschen von der schweren körperlichen Arbeit zu entlasten(auch von der Geistigen Arbeit nach Erfindung des Computers. Dies wurde erreicht. Weiter wurde nicht gedacht - was tut man Mit den so entlasteten Leuten ? Wie die freigewordene Zeit sinnvoll nutzen ??

    Für Hartz4 sollte man sich nicht schämen. sondern offensiv damit umgehen - mann/frau haben einen Rechtsanspruch darauf.

     

    hotte

  • GM
    George Müller

    Ich bin wirklich sehr entsetzt über den in Teilen unerträglichen, zudem auch oft sehr Menschen verachtenden Mist lesen zu müssen, den hier mache so von sich geben.

     

    Wie unzufrieden, ja wie tief verbittert und unglücklich müssen solche Redner wohl sein, so wie diese hier über die Autorin und so offene "Betroffene" herfallen

    wie die Geier?

     

    Ich für meinen Teil wünsche der Autorin alles alles Gute, all das, was sie sich wünscht!

     

    Mit herzlichen Grüssen

     

    George

  • UK
    Unbe Kannt

    Ich kann die Autorin gut verstehen, meine Frau und ich haben studiert, ich selbst könnte noch eine Weile an der Uni arbeiten (halbe Stelle, immer neu befristet). Das ist schon ziemlich knapp für zwei Personen, aber die Jobsuche ist ätzend, denn klar ist, besser ein halbes Gehalt als ein unbezahltes Praktikum..

  • WP
    Wolfgang Pries

    @ Manfred Bsirske:

    >Was ich nicht verstehen kann, wie manche Leute so >verächtlich darüber sprechen können.

     

    Weil es Politiker in unserem Land gibt, die wie Koch und Sarrazin ihren geisitigen Durchfall in der Gesellschaft verklappen. Und weil es Medien gibt, die den Eindruck erwecken, dass 160000 Hartz4 Missbrauchsfälle der Standard sind. (von 6,7 Millionen)

  • W
    Wilhelmina

    Meine liebe Johanna,

     

    aber das ist doch wirklich alles gar keine Tragödie. Weißt du, als ich deinem Alter war (ich bin 72), da haben die meisten Mädchen geheiratet. Ich habe damals Archäologie studiert und war lange Jahre im Kuratorium eines ägyptologischen Museums tätig. Andere Kommilitoninnen von mir waren nicht immer mit so viel Glück in ihrer Karriere gesegnet (ich war ja im Staatsdienst tätig) - und so entschieden sie sich zur Ehe. Man muss ja sehen, dass der Gesetzgeber das Rechtsinstitut der Ehe u.a. genau zu diesem Zweck geschaffen hat. Viele junge Frauen sind ja vor lauter Feminismus heute gar nicht mehr zu einer solchen Entscheidung fähig. Dabei könnte die Situation vieler junger Mädchen gerade zu einer Renaissance der Ehe führen.

     

    Das wüde ich dir mit meiner Lebenserahrung raten, Johanna!

  • U
    Unzeit-gemäß

    Zum Thema Selbstmitleid:

     

    Was ist denn daran eigentlich so schlecht? Wenn einen sonst niemand zu bemitleiden scheint, muss man das halt selber erledigen.

     

    Der Vorwurf des Selbstmitleid offenbart doch letztlich nur die Mitleidslosigkeit desjenigen, der den Vorwurf erhebt.

  • U
    uli

    hallo, ich bin ev. diakon u. vieles mehr, was trotz großem bedarf weltweit, kein garant für arbeit ist.ich danke dir für deine offenen zeilen, denen ich mich in gänze anschließen kann.gerade habe ich meine letzten euro in eine weitere fortbildung gesteckt u. auch die brachte bislang keinen erfolg(außer dem anbieter der fortbildung).als heilpraktiker habe ich es auch mit der viel gepriesenen selbständigkeit versucht, aber da es vielen menschen geht wie uns, hat eben auch keiner geld, einen therapeuten selbst zu finanzieren.ist ja auch schräg, bei den kassenbeiträgen.

    der nächste schritt ist auch bei mir hartz IV u. es gruselt mir schon jetzt.

    der glaube an uns selbst stirbt aber zuletzt u. den zu halten u. zu pflegen, wünsche ich uns u. jedem den es betrifft.

    ich bin sicher, dass sich zur rechten zeit eine chance ergibt u. wenn es eben in einer anderen brange ist.ein wacher geist birgt ja in der regel auch flexibilität ;o).

  • K
    Katyes

    Dass man sich nach dem Gang zur Agentur blöd fühlt, kann ich voll nachvollziehen. Ich hatte selbst auch meist den Eindruck, dass die Leute, die dort arbeiten, einem nicht gut weiterhelfen können, was die Jobsuche angeht. Erstens gibt es in den Beratungsstellen zu wenige Berater pro "Kunden". Zweitens gibt es nur ein paar Berater für "Akademiker", die sich dann auch nicht mit der ihnen zugeordneten Vielzahl an Studiengängen und Möglichkeiten auskennen (können). Dazu kommt noch, der Teil "Bürokratiemaschinerie": Man muss, selbst wenn man noch gar keinen Antrag, sondern nur eine Frage stellen will, erstmal Formulare ausfüllen, bekommt eine Nummer, muss sich dort bei Bezug von Arbeitslosengeld oder Hartz wie ein kleines Kind abmelden, wenn man mal für mehr als einen Tag die Stadt verlässt, bekommt keine Antwort auf E-Mails, hat keine Telefonnummer zum Ansprechpartner, sondern nur zur kostenplichtigen Hotline, bekommt Serienbriefe aus der Konserve geschickt, wo anscheinend nur die Anrede persönlich auf einen abgestimmt wird..., wird in jedem Brief darauf hingewiesen, dass, wenn man sich nicht genau so verhält, wie sie es wollen, einem nach Paragraph Bla, Strafgesetzbuch, pardon, Sozialgesetzbuch der Bezug des Arbeitslosengelds I/II gekürzt wird etc. etc. Das ist alles furchtbar trostlos. Aber es geht vorbei. Ich würde der Autorin raten, sich bei ihren Freunden zu "outen". Es ist nun einmal so, dass nicht jeder automatisch sofort einen Job bekommt, auch nicht nach dem Studium. Es ist völlig normal bei einem Großteil der Geisteswissenschaftler und hat nichts mit Scheitern zu tun. Ansprüche etwas zurück fahren, weiter suchen und durchhalten! Irgendwann klappt's dann auch.

  • S
    Sundokan

    Drei Jahre nach Ende meines Studiums ist die sichere Festanstellung auch noch nicht in Sicht. Es ist nicht immer leicht mit der Unsicherheit zu leben aber ich gewöhne mich daran (und habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich auch mein Umfeld daran gewöhnen wird).

    Im ersten Winter musste ich auch auf AG II zurückgreifen(Hartz IV sage ich nie weil es zu negativ besetzt ist - da muss ich U.von der Leyen mal recht geben). Ich wurde von der AGE schrecklich gegängelt, war fertig mit den Nerven und ging kaum noch vor die Tür, aus Angst mit anderen über meine Lage sprechen zu müssen. Dann entschied ich mich offensiv mit meinem Problem umzugehen und mich nicht mehr zu verstecken. Wenn die BILD oder schmierige Populisten ala Koch auf Sozialhilfeempfänger einschlagen sehe ich es mittlerweile als meine Pflicht diese zu verteidigen.

     

    Der nächste Winter war gut, ich hatte Arbeit. Diesen Winter habe ich keine, aber immerhin konnte ich genug arbeiten um einen Anspruch auf AGI zu bekommen. Das ist ein riesiger Unterschied, nicht so sehr wegen des Geldes, sondern weil man in den Ämtern viel besser (menschlicher) behandelt wird.

  • A
    Anita

    Offensichtlich funktioniert HartzIV.

    Hochqualifizierte Leute sind bereit, fuer ein Taschengeld qualifizierte Jobs zu uebernehmen und die Betriebe koennen daraus hohe Profite ziehen. Da freuen sich die Aktionaere!

    Genau das, was man mit der Reform erreichen wollte, hat man somit erreicht: das Lohnniveau in Deutschland erfolgreich senken.

  • B
    bla

    Ich finde es gut, daß die Autorin trotz der Situation nicht die Sprache verliert.

     

    Etwas weniger Polemik würde aber m.M.n. der aufkommenden Befremdlichkeit gegenüber dem Artikel / der Autorin entgegen wirken und der Beklemmung des Lesers etwas Raum geben.

     

    Zum Thema:

    Die "Weisheiten" der Eltern in Bezug auf Karriere sind inzwischen überholt, sodaß in der derzeitigen Situation keine der eigenen individuellen Voraussetzungen ein Garant für irgendetwas ist.

     

    Wiederkehrend wird (irgend-)jemand behaupten, was am besten in dem eigenen Lebenslauf auf keinen Fall fehlen sollte, obwohl dessen Vorhandensein geradezu belanglos ist. Die Suche nach den optimalen Voraussetzungen für einen Wunschberuf stellt den Gegenüber für den Augenblick des Gespräches erst einmal ruhig und man wird die unangenehme Warheit los, daß es nichts mit der fachlichen Qualifikation des Bewerbers zu tun hat.

     

    In meiner Karriere war es schlicht Zufall und Zuspruch meines Mentors, eine Anstellung über (m)ein Praktikum bekommen zu haben. Ich kann nicht mal für mich in Anspruch nehmen, weder damals noch heute besonders gescheit, belesen, welterfahren oder gar studiert zu sein. Schlaue Hinweise oder Kommentare oder gar Tips möchte ich daher auch nicht verbreiten, da diese ebenfalls belanglos sind.

     

    Ich wünsche der Autorin daher schlicht nur Mut und Entschlossenheit und, falls es nicht im gewünschten Themengebiet klappt, dann zumindest Erfolg auf einem der anderen Interessensgebiete.

  • U
    Unzeit-gemäß

    Zunächst einmal sollte man das Wort "Praktikum" nur noch eingeschränkt verwenden. Nach abgeschlossenem Studium und dem 3ten oder 4ten gleichartigen Praktikum IST es kein Praktikum mehr, sondern einfach ein Null-€-Job - volle Leistung zum 0,00-Tarif. Das sollte man auch im Alltag so benennen.

     

    Was die Mitarbeiter der Reichsarmenanstalt betrifft, so muss man sie als das sehen, was sie sind: als Erfüllungsgehilfen des großen neoliberalen Aussortierens und der entsprechenden Disziplinierungsmaßnahmen.

     

    Was in diesem Artikel zum Ausdruck kommt ist der Widerspruch zwischen der eigenen Proletarisierung und dem immer noch fortbestehenden kleinbürgerlichen persönlichen Umfeld (Freunde noch vom Gymnasium und der Uni, die bezahlten Angestellten in den Redaktionen ect.)

  • M
    mama

    Kann es sein, dass sich die taz hier eine überqualifizierte "Praktikantin" leistet? Wahrscheinlich für ne Monatskarte BVG, sowas lese ich immer mal.

    Akademiker, ja, bei Arge ist das nicht vorgesehen, denn auch dort geht man davon aus: wer studiert, und dann noch Geisteswissenschaften, ist Tochter "aus gutem Hause", das klappt dann schon für die, die von Papis umfangreichem Einkommen leben, denn die haben Zeit und Eigentumswohnung. Da ist ja auch was dran. Wichtig dabei: der richtige Habitus wird mitgeliefert. Wer den nicht hat ... Wenn es das 6. "Praktikum" ist, verdammt nochmal, dann hört damit auf! Ja, es gibt immer welche, die es trotzdem machen, leider. Ja, außer Praktika wird nix geboten, aber die helfen irgendwann auch nicht mehr weiter. Auch die viel beschworenen Beziehungen gibt es da nur in seltensten Fällen. Sagt doch einfach mal nein! Nicht zu diesen Bedingungen.

  • B
    Boulevardreporter

    SKANDAL! TAZ-Praktikantin muss abgelaufene Lebensmittel essen! Glückspilz: Hauptschüler wird Mediengestalter und verdient 3000 € und mehr! Alles weitere in der der aktuellen Ausgabe der TAZ!

    Bei allem Respekt gegenüber jedem ALGII-Empfänger: Dieser Artikel ist Verarsche!

  • K
    Katja

    Endlich mal ein offener Tatsachenbericht über die momentane Situation von denjenigen Akademikern, die nicht im Wissenschaftsbetrieb bleiben wollen und "draußen" keine bezahlte Stelle finden. Mir geht es da genauso, als Germanistin habe ich 2008 meinen Magister gemacht und sofort eine Woche nach meiner letzten Prüfung bei der Arge Hartz 4 beantragt, weil ich auch irgendwie weiter leben musste.

    Ich fand das an sich nicht schlimm und es wissen auch alle in meiner Familie und alle Freunde davon, nur wissen die Mitarbeiter bei der Arbeitsagentur überhaupt nichts über das Arbeitsfeld geschweige denn die Einstellungsbedingungen eines Geisteswissenschaftlers. Es ist nunmal nicht so, dass du wie ein Bäckerlehrling dann weißt, dass du eben gelernt hast gute Brötchen zu backen. Damit fällst du aus dem Raster, weil es viele Möglichkeiten gibt, wo du arbeiten könntest, doch mit Hartz 4 wurde mir verboten Praktika zu machen. In einer ostthüringischen Kleinstadt wissen die MitarbeiterInnen nicht mal, was ein Magister ist und übernahmen mich als Journalistin. Dabei wussten Sie nicht, dass ich keine volle journalistische Stelle annehmen kann, sondern eine Trainee-Stelle oder Volontariat als Einstieg machen müsste. Also hab ich einfach "illegal" Praktika gemacht und habe zum Glück dann nach 5 Monaten einen Job gefunden, der zwar keine akademische Vorbildung braucht, aber mir die Freiheit lässt, nebenbei freischaffend Erfahrung zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Ich arbeite jetzt für eine NGO und das macht richtig Spaß.

    Ich wünsche allen, denen es ähnlich geht viel Mut, Offenheit und Durchhaltevermögen. Steht zu eurer Situation und versteckt euch nicht. Wir sind viel mehr als viele glauben mögen.

    Leider wird unsere Qualifikation sind als Wert angesehen, den man acuh angemessen belohnt. Ich will nicht das große Geld verdienen, sondern einfach genug zum Leben haben, aber selbst das wird sehr schwierig in der momentanen Situation.

    Also - kreativ sein, nicht aufgeben und den potentiellen Arbeitgeber mal fragen, wie er angefangen hat. Dann werdet ihr merken, dass keiner einen geradlinigen Weg gegangen ist und man sich für seinen Lebenslauf nicht schämen muss. DEN richtigen Weg gibt es nicht, nur viele Möglichkeiten.

  • K
    kuwer.twoday.net

    Ach, wir gut dressierten Wohlstandskinder, suchen unser Glück und Sinn im Leben in der Lohnarbeit, um mit dem mindestens üppigen Lohn selbst den Kindern der Reichen imponieren zu können. Schade das unsere materialistische Religion nicht für alle Glück und Sinn bereithält.

    Vielleicht kann man mit dem im Studium oder sonst wo gelernten etwas für die Gesellschaft und das eigene Selbst sinnvolles tun ohne an mangelnder Bezahlung zu zerbrechen. Schön wäre da ein Grundeinkommen, Geld zum einfach Leben ohne die dumpfen Schikanen einer Behörde, die zur Verwirklichung der Lohnsklaverei beiträgt und das normal findet.

  • M
    Maier

    Die Hauptsache ist dich, dass wir Marktwirtschaft haben, denn die ist ja so toll! Oder zumindest alternativlos, gell?

  • DL
    Dr. Ludwig Paul Häußner

    Wie wäre es mit einem bedingungslosen Grundeinkommen?

     

    ----------------------------------------------------

     

    Natürlich liegt es Nahe, dass die taz Frau Sand einstellen sollte. Doch auch die taz ist ökonomischen Zwängen ausgesetzt. Letztlich müsste sie deswegen den Preis pro Ausgabe oder für das Abo erhöhen.

     

    Gerade die Zeitungsbranche ist unter einem enormen wirtschaftlichen Druck und hütet sich deswegen neue MitarbeiterInnen fest anzustellen.

     

    Doch was Frau Sand tut ist im weitesten Sinne Kulturarbeit - und Kulturarabeit kann man, streng genommen, nicht bezahlen sondern nur ermöglichen.

     

    Das bedeutet, dass wir unbedingt ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen. HARTZ IV wäre dadurch überflüssig und die ganze Diskussion um die Neuordnung der ARGEN auch.

     

    Wie würde aber die gesamte Kulturarabeit ausschauen, wenn wir ein bedingungsloses Grundeinkommen hätten? Frau SAND könnte dann frei schaffend ihrer Profession nachgehen - und vielleicht sogar ein eigenes Unternehmen gründen.

     

    Insofern müssten eigentlich die taz-Journalisten und nicht nur die sich wortgewaltig für ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzen.

     

    Mehr Infos unter: www.unternimm-die-zukunft.de

     

     

    L.P. Häußner, Karlsruhe

  • N
    Nachgedacht

    Im Artikel werden zwei Themenbereiche angeschnitten. Erstens die Tatsache, dass Angebot und Nachfrage entscheiden, ob man auf dem Arbeitsmarkt unterkommt oder nicht. Beim Journalismus ist das so eine Sache. Die Branche kämpft mit der Kostenlos-Mentalität der Leser. Wieso soll ich für etwas bezahlen, was ich dort oder an einer anderen Stelle ohne Bezahlung erhalte? Das Internet hat der Entwicklung massiv Vorschub geleistet.Woher also das Geld nehmen, um sich gute Autoren/Journalisten leisten zu können? Die taz ist doch das beste Beispiel: hoher Anspruch, kein Mainstreamjournalismus, gute Autoren (in der Regel). Trotzdem ein ständiger Überlebenskampf.

     

    Ich erinnere auch an das "andere" Wirtschaftsmagazin brand eins und dessen Entwicklung.

     

    Aber wer kann sich noch eine gute Zeitung oder ein Magazin leisten? Die Artikelschreiberin schon mal nicht.

     

    Der zweite angeschnittene Bereich - und da fasse ich mich kurz, weil bereits im Kommentar angesprochen - ist das Thema Einkommen. Solange wir uns ein mittelalterliches Einkommensverständnis leisten und unsere gesamten Sozialsysteme darauf aufgebaut sind werden wir die Probleme nur verschärfen und nicht lösen. Deswegen kann das Grundeinkommen nur die Lösung sein. Bin gespannt wie lange es noch dauert bis die Politiker das begreifen.

  • B
    bernie

    Warum will sie denn Journalistin werden? Möchte sie die Welt verändern? Skandale aufdecken? Über die Sachen berichten, die in den Mainstreammedien verschwiegen werden? Endlich mal ehrlichen Journalisums betreiben?

     

    Oder einen "kreativen" Beruf mit viel Freizeit, Freunden, Sonntagsbrunch etc. wie in der Kaffewerbung?

     

    Nicht dass wir uns falsch verstehen. Ich wollte auch einen "kreativen" Beruf und lebe jetzt von Hartz4. Und es ist sicher besser, darüber zu reden als zu schweigen. Aber es gibt eine Menge Menschen auf der Welt, die nichtmal Hartz4 haben. Mir klingt das Ganze zu weinerlich, sorry.

     

    Ein Tipp an die gute Frau: Erzähl das deinen Freunden und jammere nicht anonym hier rum, das würde mehr bringen und dir außerdem zeigen, welche davon echte Freunde sind.

  • C
    Claudia

    Jammer, jammer, jammer...

     

    Das einzige Problem an deiner Situation sind deine eigenen Vorurteile.

    Und ein Freundeskreis, der ziemlich assi ist. Was sind denn das für Leute, denen man nicht erzählen kann, dass man zum Amt muss.

    Oder Mitbewohner, die Essen wegschmeissen und du gehst zur Tafel?!?

    Und zu den Praktika: ihr verkauft euch zu billig. Wenn du Geld verdienen willst, musst du Geld verlangen.

    Guter Vorsatz für das neue Jahr: ich werde nur noch für Geld arbeiten. Wenn ich keine Geld kriege, arbeite ich vielleicht, aber die Produkte (in deinem Fall Artikel, Blogs, etc. behalte ich für mich oder verschenke sie). Hier kannst du mal über freiwillig unbezahlte Arbeit nachdenken.

    Guter Vorsatz für das nächste Jahr: ich werde nur noch für angemessenes Geld arbeiten.

    Was nichts kostet, ist nichts wert in dieser Gesellschaft. Das Gesetz wendest du auch auf dich an.

    Bürgerkinder, phhh... Den Schein aufrecht erhalten so lange es geht, so eine abgedroschene Geschichte...

  • H
    hanseatin

    Tolle Freunde, die das nicht aushalten können. Hartz IV ist nicht peinlich, es ist die Realität vieler Menschen. Meine war es auch lange und ich hab damit nicht im Verborgenen gelebt.

    Mit Selbstmitleid bin ich da allerdings nicht rausgekommen.

    Ich hab auch mal studiert und bin inzwischen in einem ganz anderen Gebiet gelandet. That´s life.

     

    Es wäre sinnvoller, mehr Menschen würden sehr laut werden, satt ihre reale Armut zu verstecken.

     

    Gut zu wissen, daß sich auch taz anscheinend an diesem Praktikumsunwesen beteiligt. Oder zahlt wenigstens Ihr was?

    Generation Praktikum...... der Begriff ist ja nicht neu und auch da ist die Autorin nicht die einzige.

    Was fehlt ist die Solidarität. Aber wie soll die stattfinden, wenn die Menschen sich verkriechen, statt sich zusammenzutun.

  • M
    mathilda

    HALLO? bitte einmal aufwachen im echten leben. was ist das den für ein rum geheule. ich habe einen deutlich mehr als 40 std. job der mir nicht die kleinste erfüllung bietet- arbeite am wochenende als kellernerin um mir die kohle für mein fernstudium zu verdienen das ich weder steuerlich absetzten kann noch als umschulung durchbekomme (weil ich ja bereits einen job habe)geschweige den sonstige unterstützung vom staat erhalten - weil es "meine privatsache ist" einen erfüllenden job zufinden. FREU DICH - das man dich nicht zwingt bei aldi/lidlel & co anzufangen und das der rest der keine wahl hat deine erfüllung des traumjobs mitfinanziert!

  • K
    klaus91011

    Feminin und Akademikerin, Karriere- statt Kinderfixierung. Und dann kommt man vorübergehend nicht in den Job. Das ist frustrierend. Aber immerhin bist du jetzt schon bei der TAZ und nicht im Klein-Kleckerblatt, um den Großbauern zu interviewen. Das buche ich als Erfolg. Und schreiben darfst du auch. Und dein Lebensunterhalt ist auch gesichert. Und Zeitsouveränität hast du. Und Bücher und CD gibt es in Fülle.Und Abi hast. Und Studienabschluss. Und im Ausland warst du. Was willst du eigentlich noch mehr. Du brauchst nur abwarten, Kurs halten, dann kommt auch die Festanstellung oder die freiberufliche Tätigkeit. Oder du machst deine eigene Zeitung, Block, Kanal,Video, Filme ... es gibt so viele Möglichkeiten dank des Internets für gut Qualifizierte. Wieso muss es unbedingt eine Festanstellung sein. So toll ist das auch nicht.Also Geduld, lernen, lesen, kreativ sein, Leute kennen lernen, Projekte machen, selber agieren.

     

    Die Umstellung vom Studentenleben auf Hartz IV ist nicht so gravierend, wie wenn man einen bestimmten Lebensstandard, Status sich aufgebaut hat und nach 30 Jahre aus der Arbeit gedrängt wird. Dann stürzt man ab.

     

    Oder denke mal an die Migranten, ohne Hauptschulabschluss, null Durchblick und völlig der Bürokratie ausgeliefert. Die kommen nicht mal mit den Anträgen und der Sprache klar. Von Zukunftsplanung ganz zu schweigen.

     

    Aber ein lesenswerter Artikel.Weiter so. Mit hartzigen Grüßen

  • R
    Rod

    Hartz-IV kann man guten Gewissens nehmen. Denn schließlich ist es die kapitalistische Gesellschaft, die sinnvolle Arbeit einfach wegrationalisiert oder in totalitäre Billiglohnländer mit ihren Sklavenheeren wie China outsourced. Arbeiter, die in China aufmucken werden dann von Staats wegen verprügelt oder gleich umgebracht.

     

    So schafft der Kapitalismus hier Arbeitslosigkeit und gleichzeitig diffarmiert er die Betroffenen.

  • O
    Ole

    Ich empfinde Mitleid, großes sogar.

     

    Für die Ausrichtung des Lebens auf den Lebenslauf.

    Für die naivität zu glauben mal eben Journalistin zu werden.

    Für empfunde Scham.

    Für Empfunde Angst. vor?

     

    Alles gute wünsche ich, aber bitte nicht alles auf einmal!

  • T
    Tom

    Und wieso stellt die TAZ die Dame dann nicht ein, sondern läßt sie in einem Praktikum arbeiten?

  • S
    Student

    Rationalisierung = gut

    Hartz4 = schlecht

     

    Lösung = das bedingungslose Grundeinkommen !!!

    + Konsumsteuer

     

    Macht euch schlau, Mitbürger!!!!

  • E
    Ehemalifer

    Von einer Sachbearbeiterin wurde mir einmal auf meine Frage, weshalb mein schon etwas zurückliegender Antrag auf Hartz IV für einen arbeitslosen Sommer noch nicht beschieden sei: "Aber sie leben doch noch." Ich hätte also offensichtlich das Geld für die Zeit irgendwoher bekommen, und sie müsse sich dann jetzt doch keine Arbeit mehr machen, wo ich wieder eine Job hätte.

  • HA
    hör auf zu heulen

    tjaja so is das mit der verwöhnten jugend von heute.

    such dir neue freunde! welche mit mehr intellekt als flaschensammler zu bedauern und abschätzig über hartz4 empfänger zu lästern. jemand der seine erfüllung darin sieht nen haarschnitt für 50 euro, nen iphone und "die neuesten klamotten" zu haben is doch echt zu bedauern. und jemand der solche freunde hat auch!

    millionen menschen leben von hartz4 oder drunter ohne chance da jemals wieder rauszukommen, zu studieren oder anschluss an die gesellschaft zu bekommen. anders als du! es soll sogar menschen geben die hungern! also nen bissel weniger selbstmitleid und such dir ne sinnvolle aufgabe die nicht mit lohnarbeit verbunden ist und dir spass macht. und im umgang mit dem amt hast du ja nen entscheidenen vorteil gegenüber tausenden anderen: du bist formal intellektuell mindestens gleichgestellt mit den sachbearbeitern und wirst nicht wie der letzte dreck behandelt.

    wer erfüllung im kapitalismus sucht is echt zu bedauern. nen schönes leben noch

  • L
    Lukas

    Was soll das mit der "Option auf die Zukunft"? Das man schon noch "seinen" Job findet? Es gibt keine Jobs (die sich selbst tragen). Die Produktion von Gütern ist automatisiert und ausgelagert. Eine Gesellschaft kann nicht von ihren Dienstleistungen leben.

    Die Zukunft der Jobs in Deutschland hängt an Hartz IV und Muttis Ersparten. Diese Jobs werden von den Wertschöpfungen der Mittelschicht finanziert die diese in den vergangenen Jahrzehnten angehäuft hat. Diese Werte werden jetzt solange abgetragen bis die Republik wieder chinesisches Lohnniveau erreicht hat.

    Die die reich und abgesichert waren werden es auch bleiben.

    Die die Arm waren werden arm bleiben.

    Die Mittelschicht wird solange alles was sie hat ausgeben um Ihre Traumjobs zu halten bis der Traum ausgeträumt ist.

    "Tsching-tschang-tschong! Das ist die Option!

  • H5
    Harz 5

    moin. kann die dame sehr gut verstehen. hartz 4 ist kein spass. und mit sozialer hängematte hat das gar nix zu tun. in der sozialen hängematte räkeln sich unsere sogenannten volksvertreter. habe selbst auch ein jahr mit (nicht von!) hartz 4 gelebt. zum glück aber musste ich das niemandem verheimlichen, weil meinen freunden das scheissegal ist, ob ich viel geld habe oder mir immer die neuesten klamotten leisten kann. wenn man darauf wert legt, dann ist hartz 4 natürlich doppelt strafe. im übrigen habe ich jetzt zwar einen job, aber ich hasse ihn. dank hartz 4 muss ich ihn aber machen. was ich sagen will: man kann sich das leben auch selbst schwer machen - das ist privatsache, aber hartz 4 ist staatlich verordnetes schwer-leben und eine sauerei sondergleichen. da darf dann auch gejammert werden, egal, was für freunde man hat. abschaffen sollte man dieses drecksgesetz. wenn reiche satte sesselfurzer über das leben besitzloser entscheiden, dann kann nur bockmist dabei rauskommen. für ein bedingungsloses grundeinkommen!!

  • J
    johannes

    Das wirklich erschreckende ist die Stigmatiesierung mit der Arbeitslose begegnet wird. Dank RTL, Bild und FDP gilt der Homo Hartz als faul, stinkend und sollte sich am besten in einer Höhle verkriechen.

    Der Artikel ist ein schönes Beispiel dafür.

  • I
    Ivo

    Das ist geil. Hier wird der üble Kapitalismus mit einer seiner schlimmsten ausgeburten, Hartz4, angeprangert. die clevere, studierte journalisten wird in unbezahlten praktika ausgebeutet und schämt sich für ihre existenz. so weit, so w/richtig.

     

    aber dann der hinweis zum schluss: "Die Autorin macht derzeit ein Praktikum bei der taz, [...] Potenzielle Arbeitgeber sollen nicht wissen, dass sie Hartz IV bekommt."

     

    was heißt das? gehört die taz ebenfalls zu den kapitalistischen ausbeutern, die ihren praktikant_innen kein geld bezahlen, so dass diese von hartz4 leben müssen? hallo?

  • S
    Stefan

    Ganz ehrlich: Vielleicht gibt es ja auch Gründe dafür, dass es mit der Festanstellung als Journalistin bisher nicht geklappt hat - dieser Text könnte dazu gehören. Keine Frage dass es heute schwieriger ist an einen Job zu kommen als früher, dass Arbeitslose durch die Hartz 4-Verwaltung systematisch gedemütigt anstatt motiviert werden werden etc. etc.. Aber es gibt halt eine Menge, und vielleicht einfach zu viele, junge Leute für die es unbedingt die Medien sein müssen, und wer dann mit 26 (also nach 6 Jahren Studium?) noch keinerlei Erfahrung in dem Bereich gesammelt hat, der ist, nun ja, selber schuld?

  • B
    bernd2367

    Ich kenne viele Akademiker in Hartz IV und bin selber einer davon. Das ist heutzutage nichts mehr besonderes.

    Leistung und gute Abschlüsse zählen oft nicht. Vitamin B, Promotion und Selbstdarstellung sind wichtiger. Frag doch mal Julia Seeliger, wie sie ihre Festanstellung bei der taz bekommen hat :-). Vielleicht kannst du von ihr lernen.

  • A
    Anonym

    Das Ganze bei der Artikelschreiberin gerade erst ein Jahr.

     

    Ich blieb auch lange in Praktikas hängen. Wenn ich in der Zeit wenigstens weiter gekommen wäre. Ich wurde größtenteils für Routinetätigkeiten verheizt, kam damit auch nicht weiter- das einzige, was es brachte: halt Zeugnisse

     

    Dann erste schlecht bezahlte Stelle- wieder nur Routinetätigkeiten, kam auch da nicht voran und die Bezahlung reichte nicht zum Leben. Und so ging es weiter- daneben immer Putzen gegangen zum Überleben (Nachts)

     

    Deswegen nahm ich dann einen Vollzeit-Job als Putzfrau an- war besser bezahlt- krank geworden und dann ging der Behördenterror los- es geht noch viel weiter nach unten!

     

    Ja ich habe dann auch gegenüber meiner Umwelt alles vertuscht, nach und nach dann alle Kontakte abgebrochen, nur wegen der Kinder kein Selbstmord. Gesund kann man noch viel aushalten, aber krank und echter Behördenterror, Versagung von Leistungen....echt zu viel.

     

    Die Artikelschreiberin hat bis jetzt nur das ganz normale... erlebt- ich wünsche ihr von Herzen, daß sie von dem anderen echt heftigeren verschont bleibt.

  • WS
    Waltraud Schottler

    Tut gut so eine ehrliche Beschreibung des Leben mit Hartz IV zu lesen. Danke für diesen Artikel - so talentierte Journalisten brauchen wir - und sie sollen auch die verdiente Anerkennung bekommen. Es ist viel im "Argen" - und ich wünsche mir mehr von diesers Offenheit wie hier im Artikel. Wieviele Menschen verstecken sich aus lauter Scham, Talente verkümmern....

    Ich hoffe und wünsche mir und unserer Gesellschaft eine große Bewegung für mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit, eine ehrliche und wirkliche Demokratie und ich bin davon überzeugt, dass die Idee des BGE, des Bedingungslosen Grundeinkommens , in die richtige Richtung weist.

     

    Bitte mehr von diesen Artikeln!

  • M
    michael

    Einerseits bewundere ich den Mut zur Veröffentlichung, die Bewunderung bleibt aber dann leider schnell auf der Strecke. Ein Klische nach dem anderen, fehlt nur noch ein verlorener Hund, der am Schluss aber wieder auftaucht - wenn dann alles gut wird. Ich frage mich oft, in was für einer Ich-Welt die Leutchen leben, dass es ihnen dann so schwer fällt, wenn sie in der Wirklichkeit ankommen.

    Und von wegen Journalistin - und nichts für ungut: Der Artikel ist nicht besonders gut geschrieben. Vielleicht gibt es dazu ja berufliche Alternativen. Darf man ruhig drüber nachdenken, denn vielleicht sagen diese ganzen Praktika und Absagen etwas, was zu akzeptieren man sich wiederum schwer tut.

    Kopf hoch und los!

  • H
    hotzenplotz

    "Das Geld für die Miete hatte ich mir von [m]einem Freund geliehen." Der Satz hat einen Buchstaben zuviel - deshalb kriste nächsten Monat nix mehr!

     

    Mal im Ernst: Ich glaube Dir alles, und ich sehe, daß es schlimm ist. Du hast keine Schuld.

     

    Aber Du machst trotzdem irgendwas falsch!

    Geh mal ein paar Tage allein im Wald spazieren - vielleicht fällt Dir was ein.

  • H
    ähm

    liebe tazler - stellt die dame doch fest ein?!

     

    das schlimmste sind die immer gleichen aussagen: "sie haben zu wenig erfahrung" wie oft ich das selbst gehört habe... wie sollen menschen erfahrung sammeln wenn sie niemand wegen zu wenig erfahrung lässt???

     

    lächerlihc..

     

    guter artikel, wichtiger artikel!

     

    gebt der frau eine chance! stellt sie ein und bezahlt sie gerecht!!!

     

    :)

  • A
    Alicja

    danke für diesen Artikel! Es tut gut, die Wahrheit zu lesen.

    Auch ich habe nach einem sehr erfolgreichen Studium des Chemieingenieurwesens (das Land braucht Ingenieure!!!) trotz Nebenjobs und KFW Kredit (den ich dann auch abzahlen muß noch) KEINERLEI Job bekommen und bin schließlich ins Ausland zum Promovieren. Meine Komillitonen haben trotz schlechter Noten und langer Studienzeit sofort eine Arbeit bekommen...wie das halt so ist....der Prof ruft hier an, der andere Prof ruft da an "man kennt sich ja". Gründe für diese Absagen habe ich nie gesagt bekommen (Angst vor dem Antidiskriminierungsgesetz?)Die Zeit nach meinem Diplom, wo andere in Urlaub fahren, habe ich (wie im Studium) gekellnert, um genung Geld zu haben, um umzuziehen. Komillitonen sagten mir, das sei nicht gut, ich solle erstmal eine Reise machen. Woher die das Geld haben? Eltern, Oma, Opa.

    Ich wünsche der Artikelschreiberin weiterhin viel Erfolg!

  • Z
    Zaza

    Die Autorin ist in der Tat verwöhnt. Wenn man ein Fach studiert, das "brotlose Kunst" ist wie z.B. Kunstgeschichte, Germanistik oder Philosophie muss man sich darüber im klaren sein, dass es dafür keinen defnierten Arbeitsmarkt gibt. Pech natürlich dass gerade jetzt viele Zeitungen sparen müssen. Wenns mit dem Traumjob nicht klappt hilft nur aufwachen und umdenken. Mit 27 ist es dafür noch nicht zu spät um z.B. auf Lehramt umzuschulen oder eine Ausbildung zu machen, für die ein Arbeitsmarkt besteht.

     

    Positiv dass es der Autorin unangenehm ist, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Solange aber das Anspruchsdenken besteht, nur einen Job machen zu wollen in dem sie sich selbst verwirklichen kann wird das nichts.

  • P
    pekerst

    "... fische aus dem Kühlregal die abgelaufenen Produkte." Nur mal so am Rande zu sinnvollem Umgang mit Sprache: Kein Produkt "läuft ab", es handelt sich um das "abgelaufene Verfallsdatum". Aber das lernt die Praktikantin bei der taz leider nicht.

  • A
    Ape

    Hartz-IV ist kein Problem, sondern ein Problempool.

     

    Damit sich Arbeit wieder lohnt, wird stets überlegt wie die Langzeitarbeitslosen weniger Geld bekommen, anstatt die Arbeiter mehr oder überhaupt Geld.

     

    Die Verfasserin hat eindringlich ihre Lebenssituation beschrieben und damit eigentlich nur angerissen, was Hartz-IV mit einem Menschen anstellt.

     

    Natürlich, Hartz-IV reicht zum Überleben, aber keinesfalls zum Leben. Vor allem wenn aus einem kurzfristigen Zustand ein dauerhafter Zustand wird. Hartz-IV soll die Menschen in Arbeit "zwingen", aber es ist zu wenig normal bezahlte Arbeit da. Nur "Sklavenarbeit", davon gibt es genug und damit werden langfristig und schlussendlich auch die normalen Löhne und Gehälter ausgehöhlt, bis sie zusammenbrechen.

     

    Stimmt, das Auskratzen der Zahnpasta spart nur einige Cent, aber konsequent in sämtlichen Bereichen des Lebens durchgefüht, kommen einige Euro zusammen, die zum Leben genutzt werden können. Denn dazu gehören auch soziale Kontakte - und die kosten ebenfalls Geld. Wer immer nur zurückstecken muss, wer stets daheim im stillen Kämmerlein sitzt, wer sich nur mit ebenfalls Betroffenen umgibt, ja, derjenige isoliert sich von der normalen Gesellschaft. Und für diese Zwangisolation wird man mit Mitleid oder Vorwürfen abgestraft ...

  • JK
    Joachim Kleinhans

    Eine zutreffende Schilderung der Hartz4-Situation, die man noch mit zahlreichen weiteren Härten ergänzen könnte. Ich wünsche der Autorin, das sie diese weiteren Erfahrungen auch noch macht.

     

    Denn sympathisch wird sie mir trotz der ja so entwaffnenden Ehrlichkeit überhaupt nicht. Da hat sich ganz offenbar jemand mit der mentalität eines Herrn Henkel auch an den tisch von Herrn Henkel gesetzt und kann sich nun die Preise dort nicht leisten.

     

    Verzeihen Sie, wenn ich schmunzeln muß. Hoffentlich klappt es nun mit der Mitleidsschiene bei der taz ebeno gut, wie letzte Woche bei DSDS, wo ebenfalls eine Verliererin sich zurück in die Auswahl gebettelt hat.

     

    Meine Solidarität mit dieser "Dame", die sich zeitlebens für etwas Besseres hielt, sich einen dementsprechenden Freundeskreis aufgebaut hat (Sag' mir, wer Deine Freunde sind und ich sag' Dir wer Du bist) und auch heute noch an eine himmelsschreiende Ungerechtigkeit - sozusagen einem Fehler im System glaubt, DAS ES SIE getroffen habe, hält sich in engen Grenzen.

     

    Ich will mal hoffen, das vieles davon, was im Artikel steht nur einer gewissen Journalisten-Dramaturgie geschuldet ist. Dann widerrum wirft es ein bezeichnendes Bild auf die taz-Leserschaft, denn der Artikel sollte ja vermutlich leser-adäquat verdichtet sein.

     

    Es wäre - man möge mir wieder die Unken verzeihen - ganz in meinem Interesse, wenn die Überflieger der "Grünen" und ihre verzogene Baggage sich blutige Nasen an den geschlossenen Türen des Großbürgertums holen würden. :-)

  • KL
    K. Linke

    So Frau Sand, da denken Sie also, dass Ihnen nach dem Studium ein Voluntariat doch eigentlich zufliegen müsste. Und stellen nun entsetzt fest, dass Sie einer für sehr viele Absolventen brotlosen Kunst aufgesessen sind. Haben Sie sich denn vorher nicht informieren können?

     

    Warum haben Sie denn nicht Elektrotechnik, Produktionstechnik oder angewandte Physik studiert? So wie es zahllose Männer auch machen müssen, weil sie genau wissen, dass unsere Gesellschaft große Wohnungen nur denjenigen zubilligt, die auch entsprechende persönliche Investitionen in den Wirtschaftskreislauf tätigen?

     

    Journalismus, Kunstgeschichte oder Afrikanistik sind Luxusdomänen, die von der Gesellschaft genau dann getragen werden können, wenn die Grundversorgung gesichert ist. Ich bin etwas verblüfft, mit welchem Selbstverständnis sie ihr Jammer paaren.

     

    Und die taz unterstützt das gängige "Modell Praktikant" nach Kräften? Sehr interessant.

  • DL
    Dennis Lohmann

    Eeigentlich ein ganz interessanter Artikel. Da ich mich in der selben Situation befinde, fühle ich mich allerdings dazu genötigt einige Dinge klarzustellen. Niemand der nach dem Studium "Hartz IV" bezieht, muss Lebensmittel bei der Tafel holen. Zumindest nicht, wenn man in der Lage ist seine Finanzen sinnvoll einzuteilen.

    Der Umstand, mit einem guten Studium keine Arbeit zu finden, trifft mittlerweile uns alle. Anders als der Fallmanager der Autorin, nimmt meiner allerdings keine Rücksicht auf meine Wünsche nach einem Volontariat und schickte mich wiederholt in arbeitsfördernde Maßnahmen. Dort konnte ich erkennen, dass auch klassische Erfolgsfächer, wie Physik, Chemie, Biologie oder VWL nicht mehr automatisch zu einem zufriedenstellenden Job führen.

    Und ein Praktikum bei der TAZ kann letztendlich für die berufliche Zukunft nicht schlecht sein und ist daher durchaus beneidenswert..

  • PP
    Peter Pan

    oha, die Edelhartzerin! Hat "alles richtig gemacht" und möchte dafür belohnt werden, wie das Schulmädchen, das ein Gedicht fehlerfrei aufgesagt hat.

     

    Nur die anderen ALGII Empfänger, die haben natürlich alles falsch gemacht und sind zu Recht arm dran. Ein paar Jahre sollte sie noch dran hängen, um ein realistsches Bild von Hartz-IV zu kriegen. Wenn sich so langsam die Klamotten auflösen, der Kühli kaputt geht usw.

     

    Klamotten kauft man als erfahrener Hartzer übrigens nicht im Schlussverkauf, sondern auf dem Flohmarkt oder im Caritas-Laden. Die Dame hat offenbar noch ein ganz gutes Auskommen.

  • A
    Andy

    Peinliches Gejammer. Nach einem Jahr schon so ausgebrannt? Was sollen denn all die Dauerhartzer sagen - wie ich zum Beispiel? Die Hartzer, die nichtmal mehr Hoffnung haben können, weil sie genau wissen, daß es keine Chance mehr gibt.

     

    Am schlimmsten finde ich, daß sie lügt. Wenn sie jetzt ihr Hartz-IV verleugnet, wird sie später - als Journalistin - irgendwann feist im Presseclub bei diesen bornierten Besserverdienern sitzen und wie die anderen auch verächtlich über Hartzer reden. Pfui!

     

    Sie trägt zu genau diesem Vorurteil bei, daß Hartzer träge und dumm sind. Denn sie ist ja in den Augen ihrer Umgebung keine. Und sie stellt sich uns als die glänzende Ausnahme-Hartzerin dar. Was für die Allgemeinheit sichtbar übrigbleibt, sind die Prolls auf dem Lidl-Parkplatz, die sich nicht schämen. Schlechter Journalismus, wenn Sie mich fragen.

     

    Ihr steht die Welt noch offen. Ein paar Praktika und sie wird durchstarten können - im Zweifel bei der BLÖD, die nehmen jeden. Sie sollte sich dann mal mit den Hartzern jenseits der 40 beschäftigen, die NULL Chance mehr haben. Ich habe übrigens auch studiert. Aber nicht "umsonst" - wie sie das sieht. Ich messe mein Lebensglück nämlich nicht ausschließlich am Einkommen.

  • C
    christoph

    sehr schlechter artikel. hartz-iv möchte ich an dieser stelle nicht diskutieren - aber was die autorin schreibt tsts.

    welcher zollbeamte oder aber mediengestalter, dazu nocht mit hauptschulabschluß!!! verdient 3000 euro aufwährts ? ziemlich wenige. sie schämt sich vor ihren "freunden" (lebt immer noch von ihrem ersparten) und im supermarkt greift sie zu den abgelaufenen produkten? mir kommen die tränen.

    und muttern sagt: kind, du hast doch studiert-da findet sich schon noch was - aber kohle und was zu futtern gibt es nicht?

    taz, wo ist euer niveau geblieben?

  • SL
    sebastian lumpe

    dieser ganze wahnsinn mit der ausbeutung von praktikanten muss endlich aufhören. zahlt den leuten

    endlich ein angemessenes gehalt.

  • B
    Bauer

    Praktika von voll ausgebildeten, qualifizierten Erwachsenen? Ich frage mich schon lange, ob die Arbeitgeber nur zynisch die Dummheit von Arbeitnehmern ausnutzen und ob ich Mitleid mit den dummen (meist) Akademikern haben muss oder auf sie wuetend sein sollte, da sie den Arbeitsmarkt mitversauen.

    Es gibt keinen Grund, von einem Erwachsenen ein Praktikum zu verlangen, fuer etwas, dass er gelernt hat.

  • S
    Simon

    Ich hatte auch lange überlegt, Redakteur zu werden. Und mich letztlich auch aufgrund der ewigen Praktika dagegen entschieden. Mir wurde da schon früh gesagt: Fang früh an als Freier für Zeitungen zu schreiben, studier *irgendwas* und dann wird das schon.

     

    Letztlich hab ich mich dann dagegen entschieden und studiere nun Mathematik auf Diplom. Ein hartes Studium, aber auch ein Abschluss mit glänzenden Jobsaussichten.

  • R
    ratio

    Schade, dass du dir solche Menschen als "Freunde" gesucht hast, die du im Artikel beschreibst. Mich wundert immer wieder, welche Berufswünsche viele Frauen haben obwohl sie aus armen Verhältnissen kommen und somit Geld verdienen müssen. Natürlich sollte etwas studiert werden, was fachlich soweit qualifiziert (ist natürlich studientechnisch anstrengend), dass Geld damit verdient werden kann. Besser wäre wirklich nur noch ein Artikel nach dem Motto: "Kunstgeschichte studiert und TROTZDEM H4!". Wie wäre es mit Natur- oder Ingenieurwissenschaften gewesen. Bei genügender geistiger Leistungsfähigkeit und Fleiß sicher möglich wenn auch anstrengend. Dann gibt es auch kein Heimlich-Hartz-4, sondern einen gut bezahlten Job.

  • J
    Joe

    Also wenn ich meinen Freunden nicht erzählen könnte das ich zurzeit mit Hartz 4 lebe dann würde ich mich schon fragen was für Freunde ich habe.

     

    Und zu der Aussage, dieser macht jenes und jener hat dies und das. Manchmal verstehe ich die Anspruchshaltung der Menschen nicht. Hartz4 wurde nicht geschaffen um Menschen in Saus und Braus leben zu lassen. Hartz4 soll Menschein ein menschenwürdiges Leben ermöglichen, aber es soll nicht viel Spaß machen so zu leben.

    Hartz4 entstand letztendlich aus veränderter Weltpolitischer Konkurrenz herraus, wer damit nicht zufrieden ist muss sich eben(so wie Ich) in der Politik engagieren und andere Modelle(Stichwort Grundsicherung) propagieren.

  • P
    Praktikafeind

    Ich finde, dass diese Praktika und Volontariate einfach verboten werden müssen. Es gibt ja die Möglichkeit einer Probezeit und in der sollte man halt auch anständig bezahlt werden. Diese "Spirale nach unten" in der Bezahlung macht einfach keinen Sinn. Jeder versucht zu sparen, wo er kann, aber am End beisst sich der Hund selbst in den Schwanz.

  • TT
    Thaddäus Tentakel

    Howdie!

     

    Na, das ist ja mal ein echter Kracher! Ich musste, obwohl selbst Hartz-4-Empfänger, wirklich mehrfach mit den Tränen kämpfen.

     

    Eine angehende Journalistin, gerade 27-jährig, verzweifelt darüber, dass sie ein halbes Jahr nach Studienabschluss tatsächlich noch keine Stelle gefunden hat. Mit ein wenig Recherche in Sachen Arbeitsmarktslage (v. a. im Segment "Journalismus") wäre es vielleicht möglich gewesen, darauf vorbereitet zu sein.

     

    Weiters wird uns mitgeteilt, dass die Autorin, die bislang von Bafög (Höchstsatz 643 €) und "Jobs" lebte, nun ganz plötzlich ganz schrecklich sparen muss, weil sie nur noch 359 € plus Miete u. Heizung bekommt. (Ob sich das nicht in etwa die Waage hält?)

    Das sieht so aus, dass sie, obwohl Antialkoholikerin (und dementsprechend vermutlich auch Nichtraucherin) und Bezieherin von Lebensmitteln von der Tafel keine 7,50 € für einen Kinobesuch übrig hat. Ihre Kleidung muss sie erniedrigenderweise wie die meisten anderen Menschen auch im Schlussverkauf erstehen. Greift sie im Supermarkt zu den herabgesetzten Waren, erntet sie oft missbilligende Blicke. (Den Supermarkt möchte ich gerne mal sehen, sowas gibt's noch nicht mal in Schnöselhausen). Ihre "Freunde" – die ihrer Lage mit Schadenfreude begegnen würden und denen sie gleichzeitig mit Neid und Hass gegenübersteht – machen derweil die tollsten Reisen, fummeln an ihren iPhones rum und werfen unverdorbenes Essen in den Müll. Sie hingegen schneidet Zahnpastatuben auf.

     

    Muss man sowas ernst nehmen? Diese Mischung aus mangelndem Realitätssinn, überzogenen Ansprüchen, Selbstmitleid, Paranoia und Missgunst? Ich glaube: nein.

  • S
    sebastian

    Vielleicht sollte sich die Dame mal neue Freunde suchen. Die jetzigen scheinen ja nicht das wahre zu sein.

  • AL
    Anna Luehse

    Hart am Thema: >>> PETITION 8867

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    @Manfred Bsirske

    Sie haben natürlichvollkommen recht. Die Überidentifkation mit Erfolg und Anerkennung durch anderer(Grundlage der "Scham") ist eben die nicht bewusste Verschränkung von Narzissmus und Objektbestzung - das heikle Überich (Sozius), Brutstätte aller Komplexe.

     

    Der Titel "Die Scham ist vorbei" von Frau Meuljenbelt hat die Potenz der Freiheit von diesem Komplex ausgedrückt. Ein Renner damals. Allein die Ahnung.......

    Leider tut die Gesellschaft manches, viel zuviel, um Druck in Richtung Schamentwicklung zu entwickeln.

     

    Herr Honneth hat sich letztens mit Anerkennung auseinandergestezt und die Grundlage von Respekt in Beibehaltung des Leistungsprinzip, und damit an der Scham durch Misserfolg und Versagensangst, gesehen.

     

    Ich empfehle ja die neurologische Sichtweise des Narzissmus, das Wohlgefühl, durch feuern von Neuronenverbänden, deren Zusammenwirken durch Übungen unter positiver Kontrolle zu bekommen ist. Da kommt auch das Bewiusssein der Trennugn von Ich- und Objektbesetzung. Deshalb haben die Inder das auch Moksha, Freiheit, genannt.

     

    Hartz IV ist ein platte Sozialkürzung, und der finanziellen Seinsangleichung an Sozialhilfe folgt die Bewusstseinsangleichung an Sozialhilfe.

     

    Allerdings ist eine Sicherung der Löhne durch Absicherung der Arbeistlosigkeit wichtig, Verstaatlichung des Finanzsektors zur Kontrolle der Investitionen und Pleiten und vor allem die Verteilung der Rationalisierungsgewinne an Zeit und Geld in jedem Fall in Richtung: Keinem geht es nach der Rationalsierung schlechter, so dass die Potenzen der Technik ungehindert Freiheit von meist stumpsinniger und vernutzender Arbeit wirken können. Produktivitätssteigerung.

  • R
    rolfmueller

    In jedem Fall hat die Autorin offenbar die falschen Freunde.

  • F
    Fabian

    Alles richtig und doch alles falsch?!! Hast dich angepasst und angebiedert ohne Ende, denn schließlich hast du ein Ziel vor Augen und für dieses Ziel mußt du bestimmte Kriterien erfüllen - wird dir gesagt - und so handelst du. Immer die Beste, alles für den geradlinigen Lebenslauf, die vermeintliche Karriere, und doch ohne Charakter. Das ist es, was dir leider fehlt. Die Ecke und Kanten. Das, was vielleicht nicht auf dem Papier steht, was dich besonders macht. Nicht die erste vor der Masse, sondern die erste Interessante.

    Sozialhilfe war immer dein schlimmster Albtraum, und jetzt bist du dort. Take it easy. Das ist deine Chance, keine Schande. Es gehört dazu, du auch.

    Der Artikel ist übrigens wirklich einfältig und bedient wirklich alle Klischees des Unten seins.

  • PK
    Peter Kabeljau

    Die Schilderungen haben mich schon nachdenklich gemacht und alle diejenigen, die meinen, dass alle Hartz IV-Empfäger zu faul seien, sollten sich diese Geschichte durchlesen. Ich wünsche Dir natürlich auch viel Glück, dass es möglichst bald mit der Anstellung klappt.

    Nun das "aber": Was sollte sich Deiner Meinung nach verändern? Du wirst wohl nicht wollen, dass der Staat künstlich Journalistenstellen schafft... Bist Du für höhere Sozialhilfesätze? Aber wäre Dir damit wirklich gedient? Dies würde doch noch immer nicht Dein Problem bzgl. Jobsuche und Anerkennungsverlust lösen...

    Also, ich denke, dass Deine Schilderungen ein wenig vernachlässigen, dass es ja auch Deine Wahl ist, dies alles auf Dich zu nehmen, um Deinen Traum (den viele haben, sonst gäbe es diese Stellenknappheit ja nicht) zu verwirklichen. Vielleicht gehört zum Erwachsensein auch, hinter den einmal gesetzten Prioritäten und den einmal getroffenen Entscheidungen zu stehen - oder sich eben umzuentscheiden. Aber nicht alles auf einmal - Traumjob und gute Bezahlung - zu wollen. Wenn man das hat, kann man sich glücklich schätzen. Aber erwarten kann man es nicht. Anders als es viele TV-Sendungen vorspiegeln.

  • R
    Ralf

    Vielen Dank für diesen tollen ehrlichen Text!

     

    Ich selbst gehöre zu denen, die es "gut haben", ich habe einen tollen Job in einem Unternehmen, wo selbst Praktikanten anspruchsvolle Aufgaben bekommen und nahezu jeder Praktikant oder Werksstudent später auch einen Job bekommen hat. Es gibt noch solche Firmen, aber sie sind rar. Ihr kennt ja den Spruch "Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken". Nun, umgekehrt ist es auch wahr: Unsere "Chefs" haben immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass sie jeden Mitarbeiter persönlich kennenlernen, von der Einstellung bis zum Kaffeeplausch... Und man kann wirklich nicht gerade von Uniformiertheit reden, bei uns gibt es eine bunte Mischung voller vielfältiger Charaktere. Aber genau das befruchtet uns, und - Gott sei Dank - hat man das auch "oben" bemerkt.

     

    Aber zurück zum eigentlichen Thema: Meine Freundin erlebt gerade genau denselben Leidensweg. Hochqualifiziert und - was ich noch für viel wichtiger halte - extrem engagiert und intelligent (auch aus dem Herzen heraus, nicht nur dem Kopf) könnte sie eine Bereicherung für jedes Unternehmen sein.

     

    Aber sie hat zwei "Mankos": Sie ist Ausländerin (und spricht und schreibt besser Deutsch als viele Deutsche) und ist mit 34 Jahren "zu alt" für ein Volontariat. In ihrem früheren Leben hat sie Naturwissenschaften studiert und jetzt entdeckt, dass sie schreiben und beschreiben möchte, was in der Welt und in den Menschen vorgeht. Das Talent dafür hat sie auf jeden Fall, ein intellektuelles und dennoch berührendes Talent.

     

    Genau wie die Autorin dieses Artikels geschrieben hat, schein es in unserer Gesellschaft überwiegend nur um Verlierer und Gewinner zu gehen, dazwischen existiert nichts.

     

    Vielleicht haben wir Darwin missverstanden mit dem Ausdruck "survival of the fittest". The Fittest - das sind nicht die Stärksten, sondern, die, die am meisten aus sich und dem Leben machen.

     

    Und um Majo und Los Wanderos konkret zu antworten: Wie soll man etwas verändern, wenn man nicht ansieht, was ist - und es in Frage stellt. Für mich klingt das keineswegs nach verwöhnter Göre. Vielleicht nach Des-Illusionierung, was ein wichtiger Schritt dahin sein kann, sein Leben und seine Ziele zu überdenken.

     

    Und jetzt - nach all der langen Vorrede, meine Empfehlung (die einigen und vielleicht auch der Autorin nicht schmecken wird, aber sie letztendlich weiterbringen könnte): Überlegt genau, was ihr wirklich wollt in diesem Leben. Was ist es, dass euch morgens aus dem Bett treiben könnte, so als wäret ihr frisch verliebt? Wenn ihr das gefunden habt, dann tut es! Erwartet nicht, dass alles glatt geht, dass alles einfach ist. Und vor allem: Geht eigene Wege! Wenn ihr schreiben wollt, dann schreibt! Wenn das, was ihr schreibt, auch nur für irgend jemanden wichtig und bedeutungsvoll ist, dann wird es seinen Weg finden...

     

    Und bevor jetzt Fragezeichen aufkommen: Ich bin weder Priester noch Psychologe noch Esoteriker. Aber ich habe beides erlebt, den Weg den man "gehen sollte" und den Weg, den man gehen muss, weil unser Innerstes uns dazu führt. Das ist nicht der leichtere, aber definitiv der schönere Weg...

  • UV
    U von Bödefeld

    Aaaaaalso, liebe anonyme Praktikantin,

    ich weiss aus eigener Erfahrung, dass a) Besuche auf dem Arbeitsamt extrem erniedrigend sein können (aber irgendwie auch in ihrer Absurdität belustigend), dass b) dauernder Geldmangel und das Gefühl, trotz allem Gestrampel auf der Stelle zu treten, höchst deprimierend wirken können und kann c) sogar verstehen, dass dieser recht persönliche Artikel in deiner Situation anonym bleiben soll. (Obwohl du ja jeden gut geschriebenen Artikel für deine Bewerbungsmappe gebrauchen kannst...)

    ABER ich kann nicht verstehen - und hoffe, du hast aus Gründen der Dramaturgie übertrieben - dass du deine Situation sogar vor deinem engeren Umfeld versteckst. Es sind verdammt viele Menschen in deiner Situation, und auch so verdammt viele Hochschulabgänger, und das ist schon seit Jahren so - und seit wann bitte blicken halbwegs kritische Menschen (und nur solche sollten sich ja im Bereich Journalismus herumtreiben) auf andere herab, die sich den Pony selbst schneiden und nicht jedes Wochenende 50,-€ auf den Kopf hauen können? Ich kenne das viel mehr so, dass die Freunde, die zuerst das grosse Los (bezahlten Job) ziehen, die anderen beim Ausgehen ein kleines bisschen mit durchfüttern... oder zu günstigeren Bespassungen begleiten. Also, ganz ehrlich, schlag dir diese Scham-Schiene aus dem Kopf - die ist nicht nur selbstzerstörerisch sondern auch, wenn man es konsequent weiterdenken würde, gedankenlos bis reaktionär; steckt doch die Grundannahme dahinter, dass man nur vollwertig ist, wenn man feste konsumiert und dass Hartz IV Empfänger Versager sind. Ach, und ess deinen Mitbewohnern das Essen weg, bevor es abgelaufen ist.

  • P
    Pyro

    Ein Credo, was ich schon seit einiger Zeit wiederhole: Hartz IV ist nicht gewollt, nicht gewünscht und außerdem ein Weg ins soziale Abseits, hat aber nichts, rein gar nichts mit dem zu tun, was uns die ach so tollen Fernsehsender RTL, Pro7, Sat1 und Konsorten weis machen wollen. Zeigt mir einen faulen Hartz IV-Empfänger, ich zeige 10 die sich wirklich wieder aufrichten wollen. Ein guter Bericht, schön geschrieben, die Emotionen sind richtig gut bei rausgekommen (für manche daher etwas zu unsachlich, aber das sollte auch kein sachlicher Bericht sein).

    Liebe Taz, zeigt uns einen Weg wie wir helfen können, dass ihr diese Praktikantin einstellt :)

  • T
    transformer

    nicht nur die praktikant_Inneninflation ist ein problem...

    die halbe kulturlandschaft berlins lebt von der quersubvention durch den sozialetat (allerdings in form von 1,50 € jobs...)

  • S
    Svend

    Ich danke für diesen Kommentar, sehr mutig - es zeugt von einem sensiblen und intelligenten Menschen.

     

    Es ist wahr, dass "Arge-Angestellte" sehr oft einen menschenverachtenden Ton an den Tag legen, man merkt ihnen die Schadenfreude über das Versagen besser qualifizierter Mitbürger förmlich an - auch ich kenne dieses Thema aus eigener Erfahrung. Zum Glück wusste ich damals, dass ich nur kurze Zeit zu überbrücken habe, sonst wäre ich bei diesen widerwärtigen jungen, flotten und modernen Damen und Herren durchgedreht!

     

    Aber Sie können stolz auf sich sein, der Mensch ist mehr wert als iPhone und 50-€-Haarschnitt, das werden viele Mitglieder der öko-wohlfühl-kapitalistischen Schlangenbrut auch noch anerkennen müssen.

    Sie haben es lange geschafft, das Leben (welches das wahre ist) ohne den Tand der reichen Leute zu bestreiten, allein deshalb sind sie für alle kommenden Anstrengungen gerüstet.

     

    Lassen Sie sich (alle) aber nicht von der Neidgesellschaft total verderben! Denn dahinter steht genau der Sinn der Sache, denn wer heute noch voll Hass und Neid steckt, dreht vielleicht ab morgen den Spieß um – bewahren Sie Ihre Menschenwürde!

    Alles Gute!!!

  • T
    Tacheles

    Such dir neue Freunde. Wenn sie nicht zu dir stehen und du wegen ihnen nicht zu dir stehst, solltest du das ändern.

    Außerdem solltest du dich fragen warum du an das märchen mit dem studieren geglaubt hast und nicht siehst, dass es betrug ist. Das wird dich auch dahin führen warum du in deiner situation bist.

    Wozu brauchst du eigentlich das viele Geld? Du erlebst live wie andere es verschwenden für destruktiven konsum. Versuch mal einen ein Euro Job... Wer weiß wohin es dich führt. Mit deinen Praktika wirst du auf jeden Fall verarscht. Ich würde das keinen tag länger machen. Wenn du nicht glücklich sein kannst wird dir eine Festanstellung auch nicht helfen. Wach auf.

     

    Geschrieben von meinem iPhone

  • A
    ausländer

    ...guter Artikel, der aufzeigt, dass Hartz IV jeden treffen kann.

     

    Frage mich, wie lange es noch dauern muss, bis der Spuk ein Ende haben wird, wann endlich die große Umverteilung kommen wird bzw. das uneingeschränkte Grundeinkommen...

     

    Zahnpastatuben aufzuschneiden hat nichts mit "Sparen müssen" zu tun, sondern richtet sich gegen Verschwendung.

  • K
    Kelle

    Niemand muss sich schämen, Hartz IV zu beziehen. Deshalb haben wir diese Seite ins Leben gerufen: www.wirsindhartziv.de

  • AM
    Anke M.

    Hallo Ihr alle,

    zunächst wünsche ich allen "PraktikantInnen" eine baldige Festanstellung.

    Leider müsst Ihr gerade erfahren was es heißt, ohne abgeschlossene Berufsausbildung eine Arbeitstelle zu suchen, denn ein Studium ist nun mal keine Berufsausbildung.

    Vor Jahren habe ich über die "verlorene Zeit" meiner Lehre geschimpft. Ich war dann aber doch froh, dass ich an Wochenenden und in den Semesterferien für Gesellen- statt Hungerlohn arbeiten konnte.

    Und dann? Ja, ich habe eine Stelle in meinem Lehrberuf und Studienfach gefunden. Aber ich wurde auch nur genommen, weil ich einen Gesellenbrief vorweisen konnte und ortsungebunden war.

    Sorry, wenn ich das so sage aber jeder sollte vor dem Studium erst einmal eine Berufsausbildung durchlaufen.

    Das soll kein Vorwurf an Euch sein aber ein Tipp für die, welche gerade ein Studium beginnen wollen und nicht von Mami und Papi ausgehalten werden.

    Und, Johanna, Du solltest Dich nicht für Deine Lage schämen oder rechtfertigen. Schließlich leistest Du mehr als Deine "Freunde" für die Allgemeinheit.

    Und, liebe taz, findet Ihr das in Ordnung eine Praktikantin nicht zu bezahlen und für das Geld irgendwelche meterlangen Plastikpimmel an die Hauswand zu kleben?

    Ich halte das für eine Sauerei!

    Gruß und Kuss,

    Anke

  • C
    Calamus

    "Leistung muss sich wieder lohnen!" War das nicht mal ein Slogan im Wahlkampf? Wenn Menschen mit Potential

    so ausgebremst werden, sollte man sich nicht wundern, wenn andere Länder an Deutschland vorbeiziehen. Traurig für diese junge Frau, aber auch gefährlich für unsere Wirtschaft. Unser einziger Rohstoff ist Bildung. Ich finde solche Geschichten beängstigend.

  • P
    Phil

    Willkommen im System! Und das Problem ist, es wird immer schlimmer anstatt besser.

     

    Wie sagte Volker Pispers mal so schön:

    "Was denken Sie was hier los wäre, wenn die Leute begreifen würden, was hier los IST?"

  • JS
    Johanna Sand III

    Nach zwei Jahren vergeblicher Jagd nach dem schlecht bezahlten jedoch heiß begehrten Volontariat - unterbrochen nur von unbezahlten Praktika, finanziert u.a. durch Nachtschichten im Altenheim - geb ichs jetzt auf und probiere neue Pfade aus.

     

    Am meisten kotzt mich die mit zermürbenden Bewerbungen verschwendete Zeit an: hätte ich gewusst, dass ich nach meinem Studium zwei Jahre in der Warteschleife hänge, dann hätte ich auch ein Kind kriegen oder Doktorarbeit schreiben oder ins Ausland gehen können....alles besser, als in Bewerbungsgesprächen zu sitzen, um am Ende zu hörn, dass wieder jemand anderes "besser" war.

  • T
    tobbe

    erst einmal möchte ich der Autorin viel Glück wünschen: Ich hoffe Du kommst bald aus diesem Hartz-Loch heraus!

     

    Ich kenne die Situation sehr gut. Ich habe mein Studium mit Auzzeichnung abgeschlossen, mehrfach Auslandsaufenthalte gehabt, Praktika absolviert und sogar ernst zu nehmende Berufserfahrung (neben dem Studium) aufzuweisen. Jetzt bin auf ALGII uns muss mich von meinem beruflichen Wünschen verabschieden, weil mir klar wird, dass das nichts mehr wird.

     

    Dennoch finde ich Deinen Artikel wirklich schwierig, weil ich den Eindruck erhalte, ich als Leser soll jetzt besonders betroffen sein, weil Du Akademikerin mit tollem Abschluss usw. bist. Deine Situation ist nicht härter, schlimmer, enttäuschender oder degradierender als die all der anderen Erwerbslosen (mit oder ohne Abschluss welcher Art auch immer) und ich verstehe nicht ganz, wieso es diesen Artikel noch braucht. Dass Hartz Iv mehr bedeutet als bloß Armut, nämlich Scham, Ausgrenzung und mentale Belastung, ist wohl hinlänglich bekannt. Und das mit der Zahnpasta...naja, das ist wohl wirklich übertrieben (Ich leiste mir mit ALGII sogar die teure Elmex...).

    Zumal die TAZ ja hoffentlich das Praktikum soweit vergütet, dass du zumindest die ca. 120,- € Aufstockung auf ALGII erhältst. (Wenn nicht, wäre das ja echt mal ein Grund mein nichtvorhandenes Abo zu kündigen ;-))

     

    Aber trotzdem: toi toi toi und Kopf hoch!

  • LA
    Lando Aubis

    Ich bin Freiberufler. Hab viel überlegt, ob ich offen sagen soll, daß ich ALGII dazu bekomme. Hab es kurz mal probiert - mit schlechtesten Erfahrungen!!! Meistens geht die Frage dann darum, ob ich denn auch meine Jobs ordentlich anmelde. Das ist alles, was die interessiert. Und das interessiert sie ausführlich, ins Detail! Sogar gute, lange Bekannte enpuppen sich auf einmal als Hobbyfahnder.

     

    Auch die Sachbearbeiter behandeln einen wie einen Verbrecher wenn du Einkommen hast: mir wurde die Bezugsdauer verkürzt. Ohne Angabe von Gründen. Von 6 Monaten auf 3.

     

    Wer nicht weiß was das bedeutet: das heißt du mußt alle drei Monate einen mehrseitigen Weiterbewilligungsantrag mit 2 weiteren mehrseitigen Anlagen (EKS und abschließende Angaben) ausfüllen, die insgesamt umfangreicher und detaillierter sind als die Steuererklärung selber. Plus die Steuererklärung, die wird dir natürlich nicht erspart.

    Und machst du ein Fehler wird gleich erst mal geschossen. Dann geredet. Und dann erst nachgedacht.

  • H
    Hyllermann

    Liebe Johanna*,

     

    das Unverständnis (nicht anerkennt zu werden für seine Taten) ist am Anfang verständlich.

    Wenn man aber Die Arbeit an sich als höchstes Gut betrachtet und gleichstellt an persönlichen (materiellen) Glück - dann könnte das Unverständnis noch eine weile vortdauern.

     

    Nutze die Zeit - Du bist keine "Verliererin" (woran soll man das messen?). Lerne, mache, und tue die Dingen wofür die, die nur arbeiten, keine Zeit haben! Sie werden Dich "beneiden".

     

    Hier ein Manifest der Glücklichen Arbeitslosen. Lese es mal durch (wenn Du Zeit hast):

     

    http://www.diegluecklichenarbeitslosen.de/dieseite/seite/rahmen.htm

     

    Alles Gute..und viel Freiheit!

     

    H.

  • M
    Mirko

    " Meine Freunde sagen das auch. Die halten mich nämlich für perfekt. (...) Sie haben zwar auch noch keine feste Arbeit, leben aber vom Geld ihrer reichen Eltern."

     

    Du hast die falschen Freunde. Wie wäre es mal in der Richtung mit einem Tapetenwechsel? Neue Leute; Neue Kontakte; Neue Kontakte = Neue Jobs. Ist zumindest meine Lebenserfahrung. :)

     

    Ansonsten ging mir das nach meinem Studium genauso (das mit den Freunden auch). Drei Jahre Hartz IV. Vor den ein Eurojobs mußt du dir keine Bange machen; Die kannst du jederzeit ablehnen. Nur für schwer(!) Vermittelbare. Zehn Jahre Arbeitslos oder mehr. Ansonsten mit dem Gang vors Sozialgericht drohen, falls die dir so einen Job aufdrücken wollen. Das wirkt Wunder. Zumindest meine Erfahrung.

     

    Auch gut zu wissen als Tip: Wenn man Hartz 4 hat kann man eine Nebegewerbe anmelden, und da gibt es dann auch keine Obergrenze bei dem Dazuverdienst wie bei den 400e Jobs. Und ist dazu Steuerfrei. Ernsthaft. Das ist eine Lücke im System. Völlig legal. Hat der Gesetzgeber vergessen zu zu machen.

    Perfekt um sich selbständig zu machen (habe ich zumindest gehört *hust*). Soll ja gut zum freien Journalismus passen. :o)

     

    Viel Glück dir noch! Und nicht bange machen lassen! :-)

  • DB
    Daniel Bassermann

    Ich bin 29 und Doktorand ohne bezahlte HiWi-Stelle. Stattdessen Callcenter die halbe Woche, die andere Bib und Archive. Habe nichtmal 600euro dank der Steuern und Sozn-Abgaben, die zum Teil bei Dir landen, meine Liebe, aber ich hab Würde.

     

    Als ich dieses selbstmitleidige Gejammer auf hohem Niveau gelesen hab, ist mir doch fast der Hut geplatzt.

     

    Ist dir schonmal aufgefallen, dass es kaum mehr Journalisten in Festanstellung gibt? Wovon träumst du nachts? 150euro für nen gedruckten Artikel ist schon ein Super-Verdienst! (Und dann die Abzüge, gell) und das ganze auf freier Basis ohne Pensionsansprüche. Nein, ehrlich. Du bist auf dem Holzweg. Aber schuld sind die anderen, die böse neoliberale Welt wahrscheinlich.

  • B
    Buddy

    In unseren heutigen sozialen Gesellschaft ist die keine traurige Geschichte sondern eine normale Geschichte.

     

    Der schlechte Arbeitsmarkt macht auch bei Akademikern keinen Halt. Hut ab vor so viel Fleiss.

     

    Kein Hartz IV-Empfänger braucht sich zu schämen, denn die Gesellschaft hat es so gewollt.

     

    Die Hartz IV-Reform hat viele Millionen Voolzeit-Arbeitsplätze vernichtet. Die damit verbundene binnenwirtschaftliche Abwärtsspirale, wurde durch die Agenda 2010 in Gang gesetzt. Die verantwortlichen Politiker behaupten natürlich, die Agenda 2010 sind Arbeitsplätze geschaffen bzw. erhalten worden, das Gegenteil ist aber der Fall. Zudem wird dadurch der Lohndumping und die schlecht bezahlte Zeitarbeit forciert, was die Abwärtsspirale weiter anheizt. Neue Arbeitsplätze rücken damit in weiterer Ferne. Wenn immer weniger Menschen Geld haben. kann es auch keiner mehr in der Binnenwirtschaft ausgeben. Die freigewordenen Gelder werden dann zum Zocken auf den internationalen Finanzmärkten gesellschaftswidrig verheizt. Dümmer geht es nicht.

     

    Die Hetze gegen Hartz IV-Empfänger ist mir bekannt, doch Mitmenschen, die so reagieren haben keine Ahnung und sind auch noch sehr dumm, wie es diese Geschichte beweist.

     

    Ich selber bin Hauptschüler und nach dem Berufsausbildungs-gesetz ausgebildet, habe dennoch einen sehr gut bezahlten Job. Durch viel Fleiß. Engagement und Durchhaltevermögen habe ich mich durch die Berufsjahr hochgekämpft. Es hat mir viel Freude gemacht, war aber auch sehr hart. Auf mein heutiges Ergebnis bin ich sehr stolz. Warum schreibe ich das? Ich will damit sagen, dass man auch mit kleineren Maßstäben, Glück, Fleiß und Ausdauer zu etwas kommen kann. Es kommt nur nicht immer sehr schnell. Auch bei mir hat es viele Jahre gedauert.

    Eine Akademikerausbildung schützt vor sozialem Absturz auch nicht immer. Die Berufschancen sind besser, mehr aber nicht.

     

    Also Kopf hoch, es wird schon.

     

    Klar werden jetzt viele sagen, das waren vor ein paar Jahren andere Zeiten. Ich sage, früher waren die Zeiten anders aber nicht unbedingt besser. Auch ich musste Sozialleistungen beantragen um meine Familie über Wasser zu halten. Das war für mich überhaupt kein Problem. Mitmenschen, die mich dafür missgünstig angeschaut haben, taten mir eigentlich leid, so viel Dummheit tut eben weh, das sich durch Neid äußert.

     

    Mein Fazit lautet: Jeder der heute gegen Hartz IV-Empfänger spricht, und später selber zu einem Hartz IV-Empfänger wird, wird es unendlich schwer haben. Der Grund ist die Dummheit.

     

    Der Arbeitsmarkt wird sich erst nach vernüftigen Reformen wieder selber tragen. Mit Hartz IV ist das nicht möglich, die Staatsverschuldung wird weiter steigen, da der Staat bzw. die Gesellschaft Kosten übernimmt. die eigentlich Aufgabe und Verantwortung der Gesamtwirtschaft ist. Die Agenda 2010 ist nichts anders als eine Riesen-Subvention für die Gesamtwirtschaft, und wird verantwortungslos umgesetzt.

  • A
    AuchWasMitMedien

    Achja, und trocken Pumpernickel vom Designerbrettchen (siehe Foto) musste ich selbst bei 450€/Monat abzüglich Miete nicht essen.

  • A
    Anders

    Vermutlich bin ich entweder ein böser Kapitalist oder hab es einfach anders angefangen: Schon während des (geisteswissenschaftlichen) Studiums im zukünftigen Beruf gearbeitet, nach dem Diplom sofort in die Künstlersozialkasse rein, seitdem drei Tage die Woche Kindern Musikunterricht geben, drei weitere Abende die Woche an oft unglaublich öden Orten Musik machen (gegen Cash) und die restliche Zeit für wissenschaftliche Forschung (externer Doktorand mit Lehrauftrag)investieren. Ist anstrengend, aber funktioniert. Meine Güte, ich habe am Monatsende manchmal auch nix zum Fressen, aber jammere auch nicht über die Zahnpastatube, die ich x-mal ausdrücken muss. Das Leben muss nicht undbedingt aus Festanstellungen (in Folge von Volontariaten) bestehen. Seit kreativ: Es gibt noch mindestens 100 andere Berufe, als die, welche man sich kurz nach dem Abi ("irgendwas mit Medien") zusammenreimt.

  • C
    C.Schwamm

    Jammer, jammer, heul, heul.

     

    Ich bin Student und lebe seit drei Jahren unter dem HarzIV Niveau, was das finanzielle angeht. Ich möchte mich den anderen anschließen, die den Artikel dem Anspruchsdenken einer vom Leben enttäuschten zuschreiben.

    Noch nie habe ich eine Zahnpastatube aufgeschnitten, und für 2€ gibt es in der Mensa das leckere vegetarische Menü, plus extra Beilage. Ich habe das Gefühl Madame hat sich die "falschen" Freunde gesucht zu denen sie aufschließen möchte, aber das Leben ist ja ach so unfair... .

    Schon mal drüber nachgedacht, dass dieser Zwang zu einer Perfekten Karriere eben das Präkariat am Leben hält unter dem eine ganze Generation leidet. Der Wille kostenfrei zu arbeiten, nur um ja keine Lücke im Lebenslauf zu haben, schafft das Heer der Praktikanten an dem sich die Verlage schamlos laben.

    Mal ganz scharf nachgedacht ist es doch so, dass sich die Leute diese Lage leisten können, sonst wären die doch schon längst alle verhungert.

    Und doch bitte nicht so tun als ob der Artikel eine große Enthüllung oder eine Bereicherung für die Diskussion wäre. Sowas gehört doch eher ins Tagebuch oder auf die Couch.

    Im Grunde ist ja die Hauptaussage: „Das Leben ist unfair und man kann nicht alles planen“. Ich finde diese Thematik sollte man Meistern wie Woody Allen überlassen.

  • A
    AuchWasMitMedien

    Wer nach einem kompletten Studium im Journalismusbereich noch nicht mitbekommen hat, dass man die Praktika während des Studiums macht und dass man im Zweifelsfalle auch mal mit der Supermarktkasse vorlieb nehmen muss, der hat den Profs wohl nicht richtig zugehört.

    Mein Magisterabschluss fiel auch mittenrein in das Jahr 2009, als die letzen, ohnehin knappen Traineestellen und Volotariate gestrichen wurden. Ich habe mich zeitig gekümmert, zwei Dutzend Bewerbungen geschrieben, bin ans andere Ende Deutschlands gezogen und habe jetzt eine tolle Promotionsstelle, was sicher nicht die schlechteste Variante ist, um die Krise auszusitzen. Das war Glück, aber ich hab halt auch nicht drauf gewartet. Vielleicht solltest du "Jahrgangsbeste in der Grundschule" aus dem Lebenslauf nehmen.

     

    Und ich muss meinen Vorrednern zustimmen: Ich habe die letzten 5 Jahre selbst mit Nebenjob nicht das Niveau von Hartz IV erreicht. Und ich habe nie meine Zahnpasta aufschneiden müssen. Das wird bei den Lebenskosten in Berlin sicher auch nicht nötig sein.

    Klamotten kaufe ich auch heute im Schlussverkauf und den Pony schneide ich auch noch selbst. Und bei LIDL in der neuen Stadt grüßen mich schon längst die Kassierer. Warum ich das trotz meiner Stelle tue? Ich spare, weil ich weiß, dass es in drei Jahren vielleicht auch wieder nicht auf Anhieb was mit Medien für mich gibt.

     

    Angesichts der Situation, dass Akademiker im Supermarkt enden, frage ich mich vielmehr, was mit denen passiert, die nicht "nach unten" ausweichen können, weil sie schon sehr niedrig qualifiziert sind.

     

    P.S. An meinem Institut gibt es Stellenausschreibungen, auf die es keine einzige Bewerbung gibt. So schlecht kann es da den jungen Akademikern mit guten Abschlüssen noch nicht gehen.

  • O
    Oceanborn

    Der Gesamtbedarf eines nicht bei den Eltern wohnenden Studenten (einschließlich Kranken- und Pflegeversicherungszuschlag sowie Mietkostenzuschlag) beträgt 643 Euro (Wikipedia), die Regelleistung im ALG II beträgt 359 Euro, d.h. man hat noch 284 Euro um damit die Miete und Krankenversicherung zu bezahlen. Damit soll nicht gesagt werden, dass ALG II eine angenehme finanzielle Absicherung ist, denn das ist es sicherlich nicht und soll es wahrscheinlich auch nicht sein.

     

    Aber die Verhältnisse sollte man doch geraderücken. Das was am ALG II das wirklich frustrierende ist, ist weniger die finanzielle Lage, sondern die Perspektivlosigkeit, die sich einstellt, wenn man einige Zeit drinsteckt.

  • TD
    Tyler Durden

    Wir wurden durch das Fernsehen aufgezogen in dem Glauben, dass wir alle irgendwann mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars… Werden wir aber nicht! Und das wird uns langsam klar! Und wir sind kurz, ganz kurz vorm Ausrasten…

  • L
    Lieselotte

    Es geht doch gar nicht um einen "Anspruch" auf "Karriere" - Johanna will einfach nur einen Job. Einen Job, mit dem sie ganz normal genug Geld verdienen kann.

    Karriere ist was anderes.

    Klar klingt sie etwas selbstmitleidig, aber Armut und Verzweiflung liegen nun mal dicht nebeneinander, das macht den Artikel authentisch.

    In den meisten Jobs geht heutzutage allerdings gar nichts mehr ohne Vitamin B, meiner Erfahrung nach werden Stellen nie an den Kompetentesten vergeben, sondern nur an jemanden, den man kennt.

  • KY
    Kali Yuga

    Zunächst einmal: Danke für diesen Bericht. Es ist schön, dass so ein Artikel es auf die Startseite einer großen deutschen Nachrichtenseite schafft, und gibt Hoffnung dass sich der Journalismus zumindest noch ab und zu ein bisschen an dem Menschen orientiert. Liebe taz, bitte mehr davon.

     

    Beim Lesen ist mir allerdings spontan etwas aufgefallen, bei dem mich der Drang überkam, zu kommentieren (ich bin ansonsten eher passiver Leser). Ich darf die Autorin kurz zitieren:

     

    "Kino ist tabu. Die Bücherei nicht. Denn dort gibt es die Filme und Bücher fast gratis. Ich verzichte schon lange. Das nervt. Geiz ist nicht geil. Muss aber sein. Vielleicht zahlt sich das irgendwann aus. Hoffentlich schon bald."

     

    Mir ist bewusst, dass diese Schreibweise mit ihren, vorsichtig formuliert, auf's Wesentliche beschränkten Satzstrukturen sich im aktuellen Journalismus immer größerer Beliebtheit erfreut.

     

    Irgendwie ist das ja frisch zu lesen. Hört man zumindest immer. Müssen die vielen Punkte sein. Und so.

     

    Trotzdem spürte ich ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend als ich diese Zeilen von einer ausgebildeten und ganz offensichtlich talentierten Journalistin mit Jobproblemen las. Der Artikel vermittelte so das Gefühl einer ungewollten Ironie, das ich trotz allen Mitgefühls nicht aus dem Hinterkopf verdrängen konnte.

     

    Bitte nimm's nicht persönlich, werte Autorin. Ich fühle mit Dir mit und hoffe von ganzem Herzen, dass sich Deine Arbeitssituation bald bessert. Du bist in Deiner Situation nicht alleine, und je eher dieser Umstand unter die Augen der Gesellschaft rückt, desto besser.

     

    PS: Der Verfasser dieser Zeilen ist bafög-empfangender, nebenjobbender Vollzeitstudent (allerdings im naturwissenschaftlichen Bereich) mit gewissen Sorgen um seine Zukunft.

  • P
    Pilm

    bedingungsloses Grundeinkommen diskutieren!!!

  • J
    Justus

    Schon bedenklich, dass die TAZ einen solch kritischen Bericht schreiben lasset und gleichzeitig die Verfasserin ein (unbezahltes?) Praktikum machen laesst.

  • HB
    Hein B

    Es ist ganz einfach: Es gibt einfach sehr viele Leute, die gerne Journalist, Rechtsanwalt oder Schauspieler werden wollen. Trotz guter oder bester Abschlüsse schaffen es aber eben viele nicht. Als "Betroffener" muss man das dann eben auch einmal irgendwann realisieren und sich eine Job-Alternative suchen und nicht klagen, wie schlecht und schwierig alles ist. Hier spricht selbst ein "Betroffener": Nach einem abgeschlossenen Studium (Diplom Note 1, Auslandserfahrung) habe ich auf eigenes Risiko und Kosten (50.000€) eine Ausbildung zum Berufspiloten gemacht (sehr gute Prüfungsergebnisse beim Luftfahrtbundesamt). Kurz nach Beginn meiner Ausbildung kam 09/11 und eine langanhaltende Krise der Luftfahrt (mittlerweile ja wieder eine). Meinen "Traumberuf" konnte ich nach allen möglichen Bewerbungen und zwei Vorstellungsgesprächen (eines davon musste ich auch noch selbst bezahlen>Assesment Center Gebühr) nicht ergreifen (trotz super Performance, Talent und Leistung), u.a. weil ich es mir eben nicht noch leisten konnte, jahrelang als unterbezahlter Co-Pilot zu fliegen und/oder Tausende Euro in weitere Simulator-Trainigs zu stecken. Ich kann nur sagen: Das Leben ist kein Wunschkonzert und es gibt keinen Anspruch auf die Erfüllung aller Träume. Wichtig ist am Ende erstmal, das irgendwo das Geld herkommt und man andere Quellen des Glücks findet und nicht alles vom sogenannten "Traumberuf" abhängig macht.

    PS: Heute geht es mir "trotzdem" so gut wie nie zuvor, auch wenn ich jetzt nicht ein cooler Pilot bin, der um die Welt jettet. Grüße Hein B

  • AA
    auch anonym

    Sehr schön beschrieben. Ich befinde mich noch im Studium, komme aus einer Hartz-4-Familie und sitze zwischen lauter Mittelstandsnachwuchs, der sich gar nicht vorstellen kann, dass jemand mit solchem Hintergrund nicht unbedingt asozial ist.

     

    Dabei ist der Schritt zum ALGII nur ein ganz kleiner, da man ja im Studium nicht die Mindestbeschäftigungszeit aufbringt, um das normale Arbeitslosengeld zu erhalten.

     

    Die Grätsche zwischen "jung genug für Karriere" und "genug Praxiserfahrung" ist jedoch nur selten zu meistern.

     

    Gerade bei den Praktika würden gesetzliche Regelungen bezüglich Dauer und Entgelt helfen, gerade in der Medienbranche holen sich viele Agenturen billige bis gratis arbeitende Vollzeitkräfte, die sie nach der vereinbarten Zeit wieder abstoßen, um sich neue zu suchen.

     

    Ich wünsche viel Erfolg!

  • T
    Tilmann

    Tagsüber unbezahltes Teilzeitpraktikum und abends auf Minijobbasis hinter ne Bar stellen.

    Dazu Wohngeld beantragen, von dem man schon fast komplett ein kleines Zimmer in einer WG beantragen kann - dann bleiben vom Minijob immer noch über 300 Euro im Monat und da weiß ich noch aus eigener Erfahrung und aus meinem Freundeskreis, dass man davon gut leben kann, ohne dass man überall sparen muss.

     

    Wenn du davon 2-3 Jahre gelebt und in der Zeit permanent Praktika oder sogar mal was Eigenes auf die Beine gestellt hast, dann kann dir glaub ich auch niemand die Erfahrung absprechen.

     

    Bitte versteh mich nicht falsch, aber ich finde deine Situation noch nicht sonderlich tragisch. Sie ist vielleicht nicht einfach, aber in der Situation stecken wohl viele.

     

    Nur wem willst du die Schuld daran geben?

    Germanistik, Politikwissenschaften, Sozialwissenschaften, Philosophie, Journalismus ... alles super interessante Studienfächer, aber der Markt ist seit Jahren übersättigt.

    Gleichzeitig wird seit Jahren gepredigt, dass im produzierenden Gewerbe hochqualifiziertes Personal fehlt. Maschinenbau, Elektrotechnik, ja selbst Informatik und Mathematik - das sind Studiengänge für Leute, die Karriere machen wollen.

    Da kenne ich Bekannte, die haben während des Studiums bezahlte Praktika im höheren dreistelligen Bereich bekommen bei BMW, Bosch etc. und trotzdem viel viel Freizeit.

     

    Aber nein ... lieber Hausfrauenabi und dann einen "Bunt unterstreichen und ausmalen"-Studiengang wählen ...

    Da hört bei mir das Mitleid auf!

  • V
    vorschlag

    Wie wär's mal mit: keine unbezahlten Praktika annehmen? Klingt hart, führt zu Stress mit der Arge, etc. aber ist die einzige Methode.

    Druck aufbauen: für billiges Geld (Zeitarbeit) auch nur billig arbeiten.

    In Gewerkschaften genau für solche Situationen erstmal Interesse wecken und dann weitertragen.

     

    Pder eben gleich dem kommunistischen Revolutionsbündnis anschließen (vorsorglich). *g

  • AK
    Anita Koch de La Fuente

    WARUM MACHT DIE TAZ DAS ??? Da wird doch ausgebeutet schlimmer als bei Schlecker - man lässt umsonst arbeiten. Da frag ich mich doch, ob die Arbeit der Praktikanten nichts wert ist (dann sollte man es im Interesse aller Beteiligten lassen), oder ob da jemand von der Sklavenarbeit der Praktikanten finanziell profitiert. dann sag ich TAZ schäm Dich!

     

    Zu der jungen Dame: es ist mE. falsch, umsonst zu arbeiten (Ausnahme Ehrenamt oder ein kurzes 1-2 wöchiges Praktikum bei bereits unterzeichnetem anschließenden Arbeitsvertrag), das schulden Sie Ihrer Selbstachtung. Für Hartz IV Scham zu empfinden, liegt neben der Sache:es gibt nicht genug Arbeitsplätze und Arbeitslosigkeit kann JEDEN treffen. An Ihrer Stelle würde ich überlegen, den Lebensunterhalt in einer anderen Branche oder Stellung zu verdienen.

     

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Ein Praktikum bei der Taz ist nicht unbezahlt und variiert je nach Ressort zwischen einem Festbetrag und Zeilenentgeld als Lohn.***

  • B
    blu

    Wenn ich das schon lese, dann wird mir schlecht. Nicht, weil ich nicht H4 kennen würde, sondern weil diese erwachsene und angeblich bestens gebildete Person so naiv ist und sich für etwas "schämt" und mit falschen Freunden abhängt und sich verstellt und lügt...

     

    Geht's noch? Wie wäre es mal mit ein wenig Ehrlichkeit? Wenn sie und andere offen zugeben würde, dass sie von H4 lebt, dann wäre vielleicht auch das Ansehen der H4-Empfänger ein ganz anderes und nicht jeder würde auf sie mit dem Finger zeigen.

     

    Leute, werdet erwachsen und sucht euch verdammt noch mal echte und richtige Freunde!

  • C
    CaliCa

    Ich bewundere die Autorin für die Zielstrebigkeit ihre Träume zu verfolgen. Ich bin ebenfalls Studentin und schon während meiner Schulzeit wurde mir vorgebetet, dass man in dieser schweren Zeit unbedingt "etwas Sicheres" studieren solle, um dem Hungertod zu entkommen. Das Resultat des Pessimismus in dieser Gesellschaft ist, dass ich mich entgegen meiner eigentlichen Interessen, wie Schreiben oder Kunst, für einen "vernünftigen" Studiengang entschieden habe und mich seit fast drei Jahren frage, ob ich mit meiner Studienwahl die richtige Entscheidung getroffen habe und jemals glücklich in meiner künftigen Berufsbahn werden kann. Die Noten sind bei einer solchen Haltung natürlich auch nicht so gut, wie sie einmal zu Schulzeiten waren und ich finde es erschreckend, mit Anfang 20 seine Zukunft als verpfuscht anzusehen.

    Beneidet die Autorin also diejenigen, die mit Festanstellung ein sicheres Einkommen haben, habe ich Bewunderung und ein wenig Neid für diejenigen übrig, die trotz Panikmache ihren Neigungen und Idealen nachjagen können. Einfach ist es so oder so nicht.

  • HK
    Horst Kraft

    Als mein Vater seine Firma (Milionenumsätze in den Neunzigern) dicht machen musste hat er auch ca.2 Jahre von dem Verkauf teurer Dinge (Mountainbike, Kamera usw) gelebt bis er irgendwann nichts mehr hatte und sich gezwungen sah zum Jobcenter zu gehen.

     

    Ich persönlich allerdings fände es gar nicht schlimm vom Staat zu leben, immerhin beziehe ich auch Bafög ohne mich zu schämen. Wer in einem snobigen Umfeld lebt (Iphone? Teure Harschnitte?!) hat es da natürlich nicht so leicht wie der Klischeehafte TAZ leser dessen Freunde sich zu 60% von Luft und Liebe ernähren.

  • W
    Westberliner

    Heutzutage ist es leider eine Lebenslüge:

     

    Lerne wat, dann wirste wat.

  • S
    Sillything

    Erstmal: Ich finde Zahnpastatuben-Aufschneiden gut - warum nicht? Meine Oma, die nicht arm war, hat das auch gemacht und auch die Seifenrestchen in ein kleines Kissen eingenäht, um eine Seife zu sparen - auch wenn's nur ein paar Cents spart. Es ist nicht so schlecht, mit den Dingen sparsam umzugehen, ob man es muss oder nicht.

     

    Dann finde ich den Artikel wichtig: den jungen studierten Geisteswissenschaftlern, die alle (relativ okay oder gut bezahlte) Journalisten werden wollen, muss es leider immer noch gesagt werden: auf euch wartet hier keiner! Ihr seid nicht die Fachkräfte, an denen es mangelt. Das ist zwar scheiße, aber das sollte einem schon vor und während dem Studium klar werden. Es ist extrem wichtig, deshalb genau die Nische zu finden oder sie sich zu schaffen, in der man mit seiner speziellen Expertise unabdingbar ist.

     

    Viel Glück!!!!

  • N
    Nettozahler

    Da zahlt man seine eigenen 50 % Abgaben auf's Gehalt doch deutlich lieber, wenn sich die Leute schon vom eigenen Anspruch her nicht in Hartz-4 einnisten wollen.

  • G
    gregor

    Jammern auf hohem Niveau, mehr nicht.

     

    In Afrika wären sie froh, wenn man ihnen die Miete zahlt. Und noch Geld oben drauf.

  • L
    Lemassio

    Das Image von Hartz IV-Empfängern ist auch deswegen so schlecht, weil fast nur die Menschen dazu stehen, deren Image schlecht ist.

    Mit anderen Worten: Nur wenn auch Hartz IV-Empfänger wie Sie dazu stehen, dass sie Hartz IV bekommen, kann in der Gesellschaft ankommen, das Hartz IV auch für die sogenannte Mittelschicht in Deutschland ein Thema ist.

    Die Arbeits- und Einkommensverhältnisse verändern sich! Wer nur Erwerbseinkommen als vollwertiges Einkommen ansieht, wird es wohl in Zukunft schwer haben.

    Ich habe Freunde, die sehen ihr Hartz IV als eine Art Grundeinkommen. Leider ist es noch nicht bedingungslos und der Staat scheint zu meinen, er müsse die Leute auf Trab halten und beschäftigen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Die meisten Hartz IV-Empfänger die ich persönlich kenne, sind weder auf den Kopf gefallen, noch faul. Wenn sie nicht vom Amt mit irgendwelchen komischen Maßnahmen beschäftigt werden, vollbringen sie meist Arbeit, die ich als gesellschaftlich wertvoll einstufen würde, nur gibt es dafür keine bezahlte Stelle. Die meisten Alleinlebenden kommen mit dem Geld auch so irgendwie über den Monat. Wer die Trennung von Einkommen und nutzvoller Tätigkeit mental hinbekommt und dazu steht, kann mit Hartz IV scheinbar leben.

    Wer weiterhin das Denken verinnerlicht hat, dass nur Erwerbsarbeit nützliche Tätigkeit sei und wer von Hartz IV lebe, den "Leistungsträgern" auf der Tasche liege, hat es wahrscheinlich schwer...

  • D
    DocTotte

    Mir stellt sich seit geraumer Zeit die Frage, warum sich Leute in dieser Situation nicht untereinander vernetzen. Das System der Stigmatisierung funktioniert ja gerade, wenn sich jeder einmauert. Warum nicht eine bundesweite Hartz-IV-Zeitung aufbauen, ähnlich den Obdachlosenzeitungen?

  • M
    minimal

    Ich verstehe die Enttäuschung, die sich nach sechs Praktika und nur Absagen zwangsläufig einstellt. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass man als StudentIn in einer kleinen, gemütlichen und recht sorgenfreien Blase lebt und nicht allzu viel vom "Leben draußen" mitbekommt.

     

    Nach dem Abschluss steht man dann plötzlich in der Arbeitsagentur in der Schlange der desillusionierten Menschen und denkt sich: Was mache ich hier?

     

    Ich bin auch seit ein paar Monaten fertig mit dem Studium und kenne das Gefühl. Mit dem Unterschied: Ich schäme mich NICHT dafür, Hartz IV zu bekommen. Warum, auch?! Ich verschweige das auch niemandem, im Gegenteil ich erzähle bereitwillig von meinen Erfahrungen und Gefühlen mit der Arbeitslosigkeit.

     

    Letzendlich lernt man in dieser Phase viel über sich und die Gesellschaft. Ich sehe das so: Indem ich als Betroffene, nicht dem Klischee Entsprechende, offen mit der Situation umgehe, trage ich dazu bei, der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Arbeitslosen etwas entgegen zu setzen.

     

    Und übrigens habe ich einen 1-Euro-Job angenommen. Ich hätte sicher irgendwie drumrum kommen können, hab mich aber dafür entschieden. Und ich sammle keinen Müll auf, sondern bin wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Verein. Die Arbeit ist sehr interessant, ich lerne viel und bekomme dafür 125 Euro extra und anrechnungsfrei. Das macht was aus am Ende des Monats und ist besser als ein unbezahltes Praktikum - finde ich. Also, ärmer als im Studium fühle ich mich nicht.

  • B
    Benjamin

    Als ich den Artikel durchgelesen haben dachte ich mir:

     

    "Das muss der Aufschwung sein, von den alle immerzu sprechen.".

  • B
    Bremer

    Ich habe relativ wenig Verständnis für den lamorjanten Unterton des Artikels.

    Ich habe mein Studium mit Klavier- und Pflockblötenunterricht verdient, um dann jahrelang als Musiker meine Chancen zu suchen, eine Schauspielausbildung absolviert, um dann die folgenden Jahre als unterbezahlter Schauspieler zu arbeiten und dann 15 Jahre danach die erste Festanstellung zu erhalten, deren Entlohnung das Überleben sicherte, keinesfalls 50 € Friseurbesuche.

    Die erste Gehaltsabrechnung über 5.000 € sah ich mit 40 Jahren.

    Wer darauf Wert legt, studiert nicht Musik, Schauspiel oder Journalismus, sondern Jura oder Medizin und geht am besten in den öffentlichen Dienst, wobei auch ein ausgebildeter Arzt noch lange Jahre Zusatzausbildungen und Assistensarztdasein fristen muss, um diese Gehaltsklassen zu erreichen...

  • O
    onDemand

    Ich zieh die Trainingsjacke immernoch gern an, obwohl es schon gute 5 Jahre her ist.

    Auch ressourcenschonend zu Leben ist eine Aufgabe, der man sich bei einem "angemessenen" Einkommen objektiv widmen sollte.

    Warum nicht von 357 Euro im Monat leben?

  • M
    Max

    Warum ist das Praktikum bei der taz unbezahlt?

  • L
    Lorenz

    Die Damen und Herren von der ARGE wirken oft arrogant und willkürlich. Doch das liegt vor allem daran, daß sie nicht gut genug ausgebildet und oft unsicher sind. Sie haben im Umgang mit Menschen wenig Erfahrung auch weil sie, wie bei mir der Fall, aus der örtlichen Gemeindebürokratie kommend versetzt wurden und nicht als geschulter Berater vom Arbeitsamt.

    Im Gegenzug wirkt die Dynamik junger "erfolgsverwöhnter" akademischer Arbeitslose, auch eine Art von Aroganz, auf solche Leute abstoßend. Sie wissen das sie es mit der kommenden Elite zu tun haben. Das weckt oft Minderwertigkeitsgefühle und Neid.

    Was Majo sagt ...verwöhnter Göre mit einem riesigen Anspruchsdenken... ist sehr hart formuliert weil ich großes Verständnis dafür habe mit welchem Enthusiasmus und Hoffnungen viele ins Berufsleben treten. Daß die Voraussetzungen für Sozialleistungen kontrolliert werden müssen ist, solange es das "Grundeinkommen" nicht gibt verständlich.

    Den Kommentar von Los Wanderos am Schluß ...warum dieser furchtbare, selbstmitleidige und übertriebene Schluss?... hängt doch sehr vom Selbstbewußtsein und der Power hat, also den Quellen der persönlichen Psyche, die sehr unterschiedlich sein können. Jeder hat das Recht auf Mitleid, auch sich selbst gegenüber. Dennoch, meine Erfahrung ist, daß man sich aufraffen sollte und immer nach Ausweichmöglichkeiten suchen muß. Vom Radikalenerlaß erfasste Lehramtsanwärter der 70er und 80er Jahre (SPD verursacht!), die ihre Hoffnungen auf eine Lehrertätigkeit aufgeben mußten, haben damals umgesatteln, auf Journalismus, Wirtschaft oder gar ganz abseitige andere Jobs.

    Was für viele immer noch nicht so klar sein dürfte: Wir werden in Zukunft noch viel mehr Arbeitslose bekommen. Wir dürfen uns auch nicht spalten lassen. Wer Arbeit hat sollte seine Arroganz und seine Einstellung gegenüber Arbeitslosen überdenken. Er könnte der nächste sein. Das bedeutet wir müssen politisch aktiv werden und uns nicht ins Biedermeier zurückziehen. Im Übrigen schließe ich mich den Kommentaren von Manfred Bsirske zu Harz4 an.

    Wer auf der anderen Seite schon immer argwöhnisch auf unser Wirtschaftssystem geschaut hat und sich nicht hat blenden lassen von den Medien und den Mythen der Wohlstandsgesellschaft wie in meinem Falle oder sich wie TragödienTorsten geschickt darin eingerichtet hat, der kommt besser klar damit. Interessant ist auch zu sehen wie viele Jungakademiker in den USA damit umgehen wo es Sozialleistungen wie bei uns nicht gibt. Doch das gehört in einem Land wo der Spruch "vom Tellerwäscher zum Millionär" immer noch gebetsmühlenartig herunter geleihert und geglaubt wird, obwohl die Realität dort schon grausam elendig anders ist, zu den Mythen dieser Gesellschaft (...denen einige deutsche Politiker immer noch nachhängen).

    Für diejenigen die einwenden das es in den Entwicklungsländern ja Menschen gibt die noch viel weniger haben als wir, muß gesagt werden das Armut bei uns in der Tat auf hohem Niveau besteht. Aber gemessen an der nicht selten behüteten Kindheit und den oft relativ begüterten Elternhäuser der jungen Leute hier und dem was die meisten die Arbeit haben sich noch immer leisten können (Mülltonnen sind, siehe oben, da in der Tat gute Indikatoren)ist es eben doch Armut.

  • KH
    Kasimir Hübner

    Ich bedaure, daß es dir schlecht ergeht und würde auch nie auf einen Hartz IV Empfänger herabsehen.

    Mein Rat: du solltest deine Situation neu anschauen. Es gibt offensichtlich zu viele gut ausgebildete und schlaue und engagierte Geistenwissenschaftler, die Journalist werden wollen und zu viel zu wenig Stellen. Deswegen Endlospraktika, Riesendruck und am besten Vitamin B. Zu viele Leute wollen durch diese Tür. Such dir also eine andere Tür, wo nicht so viel Andrang ist. Geh zu einer Zeitarbeitsagentur, fang irgendwo in einer Branche an, die möglichst gut zahlt (vermutlich weil (!) sie nicht jeder attraktiv findet), mach einen guten Eindruck und arbeite dich dann hoch. Das dürfte dann "nur" so ein Bürojob sein, aber leider gibt es nicht genug "spannende" Jobs für Geisteswissenschaftler. Aber hör auf dich für einen Traum ausbeuten zu lassen. Viel Glück!

  • K
    Kenjin

    Wie traurig! Wie weit ist es in diesem Land gekommen, dass sich Menschen nicht trauen zuzugeben, sie beziehen HarzV!

    Dabei ist es nicht die Schuld der Bezieher. Ich kann der beste Akademiker meines Jahrgangs sein und trotzallem keinen Job finden. Wie viele kluge Leute sind mir schon begegnet, die anstatt ihr studiertes Wissen anzuwenden, Taxi fahren muessen, da die momentane Lage kein Bedarf an eben jenen hat!

     

    Schrecklich, wie speziell die Medien die HartzV'ler stigmatisiern, als faules Schmarotzerpack und diese sich schaemen muessen fuer etwas, was keine Schande ist, denn jeder kann in diesem fuerterlichen Wirtschaftssystem abrutschen in die Beduerftigkeit. Scheinbar ist der einzige Garant fuer einen Job heutzutage ein guter Abschluss in BWL, oder Jura. Alles andere hat es schwer.

    Wen wundert's, bei Enstellkriterien wie sie vorherrschen? Also maximal 25 Jahre alt, 6 Jahre Berufserfahrung und die Bereitschaft fuer 'nen Apple und 'n Ei zu arbeiten,...

     

    Ich fuer meinen Teil wuerde meine Freunde wechseln. Ehrlich was sind das fuer Freunde, die einen mit Hohn ueberziehen, sollte man zugeben man lebt von der "Stuetze". Wo ist da die Schande?

     

    Eine Schande und Unmenschlichkeit ist der Raubtierkapitalismus, der im Menschen nur noch ein Gut sieht, das perfekt in ein Raster passen muss und wenn es dieses nicht tut, auf das Abstellgleis schiebt.

     

    Aber RTL und Konsorten, werkeln nur allzu gut daran einen Hartz Empfaenger als Giftmuell darzustellen, der die leistende Gesellschaft bedroht. Und gaengige Meinungen der "leistenden" Bevoelkerung ist eben jene, erschreckender Weise.

    Sechs Millionen Menschen die kein Bock auf Arbeit haben und lieber jeden Cent zehnmal umdrehen bevor sie ihn ausgeben koennen. Klar ein Zustand der hoch geschaetzt wird,...

  • K
    Karlheinz

    Wie Sahra Wagenknecht bei Anne Will am Sonntag in der Talkshow sagte, muss man sich nicht wundern, wenn Hartz IV-Bezieher schwarz arbeiten, wird ihnen doch regulärer Verdienst sofort wieder abgezogen. Ich wundere mich, dass es nicht mehr Diebstahl und Einbrüche gibt. Ich wundere mich über die mangelnde Solidarität, das mangelnde Zusammenrücken in den Firmen, um einem mehr Platz zu machen. Da scheint überall und bei allen ein höherer Eigenverdienst vorzugehen. Die brennenden Autos in Berlin wundern mich wenig, eher schon, dass nicht noch mehr brennen. Wird wohl noch kommen.

  • H
    Henry

    Ist es nicht traurig,das jemand der sein Leben meistert,und das im wahrsten Sinne des Wortes,denn ich nenne sowas eine Meisterschaft,seinen Namen und sein Gesicht verstecken muß und oder will.Liebe Mrs.Praktika ich hoffe von ganzem Herzen das Du eine Stelle als Journalistin bekommst(keinen Job!!ein Beruf ist kein Job).

    Und das Du nie vergißt wo Du herkommst und Du immer Stellung beziehen wirst.Schreibe alles auf was Du so erlebst und wie Du es erfühlst,eines Tages wird es Dir nützen denn Du bist eine begnadete Erzählerin.

    P.S. Ich hoffe Du landest nich bei Springers Schergen

  • BG
    Bernd Goldammer

    Schweigen brechen ist ein guter Weg! Hinter der aggressiven Verächtlichmachung von Harz IV Empfängern steht übrigens nur die Angst, selbst dort zu landen. Man nennt dies "Pfeifen in Walde". Das System braucht all das um zu existieren. Und wir bekommen was wir durch die jahrzehntelange Entsolidarisierung zugelassen haben. Es geht anders!

  • H
    Hanna

    Ging mir ähnlich mit der Volo-Suche, ich habe letztlich einen Platz an einer Journalistenschule bekommen. Das Gute daran: Die Ausbildung ist super und beim Bewerbungsverfahren spielen diese ganzen Vitamin B-Geschichten keine Rolle. Alle müssen die gleichen Aufgaben lösen und mit ein bisschen Glück ist man dabei.

  • P
    Phil

    Stellt die Frau ein, sie kann schreiben.

  • R
    Rumpelstielzchen

    Nach meinem Studium war ich auch 8 Monate arbeitslos und demnach Hartz IV-Empfänger. Allerdings fand ich das gar nicht so schlimm, da die Sozialhilfe wesentlich(!) höher war, als Bafög und Elternunterstützung während des Studiums. Sicher, wenn Familien mit Kindern sich beschweren, dass der Regelsatz für Minderjährige zu gering und völlig willkürlich ist, kann ich das durchaus verstehen, aber bei einem Single-Haushalt reicht es m.E. völlig aus. Auch sich 100 EUR ohne viel Aufwand dazu zu verdienen ist meist kein Problem.

     

    Jetzt geht das meiste Geld bei mir für Fixkosten wie Versicherungen, Miete, Auto, etc. drauf, aber sonst gebe ich selten mehr als 400 EUR aus.

  • L
    lala

    Danke für diesen Artikel, auch wenn ich nicht in allen Punkten übereinstimme. Es war an der Zeit, dass es jemand mal laut ausspricht.

    Grüße von einer arbeitslosen Ingenieurin, die ja angeblich händeringend überall gesucht wird...

    Viel Glück für die Zukunft!!

  • B
    bla

    Mein haarschnitt kostet 7 euro des telefon 20. naja für männers iss des mit der mode wohl einfacher....

     

    such dir richtige freunde und konzentrier dich auf diue arbeit dan läufts schon ;P

  • Y
    Yadgar

    Wie bekannt mir das alles vorkommt! Bis zum Abbruch meines Studiums (Soziologie, Geschichte) im Jahr 1996 (lange vor Hartz IV) war ich entsprechend meiner Lowermiddleclass-Erziehung ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass Sozialhilfeempfänger asozialer Bodensatz, Biomüll auf Beinen sind, tätowierte fettwampige Dosenbier-Prolls in schmierigen Jogginganzügen, man selbst mit Abitur und dem Magister Artium in greifbarer Nähe aber natürlich mindestens potenziell Elite... bis ich dann erstmals selbst in so einem muffigen Sozialamt-Warteflur saß!

     

    Ach ja, die Zahnpasta-Tube (Marke "Rot Weiß", made in Dresden, 125 ml für 49 Cent, ohne Aluminiumverbindungen, gibt es in manchen Rewe-Filialen!) schneide ich auch seit vielen Jahren regelmäßig auf, zwei oder drei zusätzlichen Putzportionen sind dabei drin - allerdings kann ich die daraus resultierende Geldersparnis nicht beziffern... Tafel war hingegen bis jetzt nicht nötig, und ich hoffe auch, dass das so bleibt!

     

    Ob man als Student (zumindest vor Einführung der Studiengebühren) tatsächlich unter Hartz-IV-Niveau lebt (wie es (angebliche?) Studenten ständig in den Kommentarrubriken der Online-Zeitungen behaupten), wage ich zu bezweifeln - oft ist es doch so, dass einem Eltern die Miete zahlen und man sich selbst nur um den restlichen Unterhalt kümmern muss, dazu kommen dann noch eine Reihe von Vergünstigungen wie z. B. Semestertickets oder Wegfall der Sozialabgaben bei Nebenjobs, die dem gemeinen Hartzer NICHT zur Verfügung stehen... von dem subjektiven Lebensgefühl als Twentysomething ganz zu schweigen.

  • L
    Lulu

    Warum dürfen potenzielle Arbeitgeber nicht erfahren,dass sie Hartz IV bezieht?

    Scheinbar ist es so, dass Hartz dir den Lebenslauf versaut, also, keine Chance mehr auf eine Arbeit und folglich ewig Hartz und Parasit in der Gesellschaft.

    Echt ein super Gesetz, das die Leute hervorragend in Arbeit bringt ;)

  • T
    tomstein

    Tut mir leid, aber ich kann da kein Mitleid verspüren. Die Dame hat offenbar nicht gewusst, dass man heute eben nicht mehr an Volontariate rankommt. Auf ein Volontatiat kommen 1000 Absolventen, die es gerne hätten. Sie soll in den PR-Bereich gehen, da gibt es jede Menge Stellen.

  • D
    dfg

    irgendwie siehts doch ganz gut aus in dem Fall.

    hartz4 koennte real auch sein, Erdbeeren einsammeln, Spargel stechen, Winterdienst, Nachtbereitschaft Winterdienst, Strasse in der Stadt fegen, Hausmeisterhelfer, Reinigungsdienst, Gruenanlagen. Das gibts sogar fuer Akademiker bei hartz4.

  • C
    cityfire

    erschütternd ist auch, dass mit dem absturz in alg-II auch immer die gefahr besteht die sozialen beziehungen und kontakte zu verlieren, sei es wegen geldmangel oder stigmatisierung/verachtung...

  • AC
    au chômage

    Liebe Johanna,

     

    ich bin in der gleichen Situation wie du (nur mit anderen Berufswünschen) und sehr froh, dass endlich einmal zur Sprache kommt, dass immer mehr Akademiker - besonders Berufseinsteiger und Menschen aus nichtakademischen Haushalten - von HartzIV betroffen sind und das in allen möglichen Fachrichtungen (ich kenne auch BWLer und Juristen, die H4 bekommen). Allerdings halte ich den Artikel auch etwas für 'übertrieben', denn als Alleinstehender, der zudem noch in einer WG lebt und vom studentischen Lebensniveau in H4 startet, muss man nicht zur Tafel gehen und die Zahnpastatube aufschneiden. Das Gefühl der Scham dagegen kann ich sehr gut nachempfinden und auch, dass man nach Bafög und dämlichen Nebenjobs endlich 'richtig' arbeiten möchte. Ebenso teile ich den Frust, der sich aus dem Gefühl ergibt, alles richtig gemacht zu haben - Abi, Studium, Praktika, Auslandsaufenthalt - und keine Chance zu bekommen, endlich in das Arbeitsleben zu starten.

     

    Ich wünsche dir und allen Betroffenen viel Kraft!

  • B
    Billionaire

    Wer hat uns verraten Sozialdemokraten! Seit 11 Jahren geht es nur bergab. Wer waren denn 11 Jahre duie neoliberalen????

    Ma nachdenken.

    Habe die Hoffnung aufgegeben, das es noch mal besser wird.

    WM 2006 war die letzte große Party in der BRD.

    Es darf nie wieder von deutschem Boden ene SPD unter ala G.Schröder ausgehen. Auch SED ist nich die lösung siehe Berlin.

  • C
    Carla

    Hm, es kann auch später noch besser kommen:

     

    Berufsausbildung mit Berufserfahrung, Studium und Einser-Examen annähernd in Regelstudienzeit und bei mehren Studienjobs, Zusatzaus- und weiterbildungen, eine Menge Berufserfahrung, Beherrschen von Schlüsselqualifikationen, menschlich in Ordung, usw. und dann ist frau/man überqualifiziert (für einfachere oder gar dieselben Tätigkeiten) ... oder eine potentielle Konkurrenz für den Gesprächpartner im Vorstellungsgespräch ... .

     

    Als Single von Hartz-IV ganz gut leben können:

    hm, wenn man noch ganz jung ist, noch wohlgenährt und vollständig gesund (nur bei ganz schweren, auszehrenden Krankheiten gibt es noch einen Zuschlag von ca. 25,-- ... aber erst, wenn man auf einem BMI von 18,5 runterverzehrt ist.

  • K
    Kamu

    Hartz IV ist keine Schande sondern ein finanzieller Aufstieg für mich. Das Geld während der Studienzeit war knapper bemessen.

    Nicht klein beigeben, wichtig ist nicht wie der Status ist, sondern was daraus gemacht wird.

    Habe aber gemerkt, dass es da wohl ein Nord-Süd-Gefälle gibt. Leute im Süden werden wohl stärker von den Ämtern getrietz. Das ist allerdings nur ein Gefühl, kein Fakt...

  • K
    Kämpferin

    Es ist ein Luxus, solche Erwartungen an die Jobwelt zu stellen, ebenso wie es ein Luxus ist, als gesunder arbeitsfähiger junger Mensch Hartz IV. zu beziehen. Ich wäre nach dem Studium gar nicht auf die Idee gekommen, zur ARGE zu gehen. Stattdessen habe ich mich bei einer Zeitarbeitsfirma (für 700 Euro mtl.) versklavt und dann im Callcenter (900 Euro) bis ich etwas besseres gefunden hatte. Vielleicht war dies der falsche Weg, aber meiner Meinung nach immernoch besser, als gesellschaftliche Mittel in Anspruch zu nehmen, die für Leute gedacht sind, die sich nicht anders zu helfen wissen.

     

    Ich kenne niemanden, der nach seinem Studium stehengeblieben ist und auf sein angebliches Recht auf einen guten Job gepocht hat. Alle haben sich weiterentwickelt, durch eine Dissertation, eine Ausbildung, ein Zweitstudium etc. Und das meist neben der Geldverdienerei her. Das ist sicherlich nicht optimal und verzehrt Lebenskraft, aber momentan geht es offensichtlich nicht anders.

     

    Journalistisches Schreiben erfordert nicht nur Theorie, sondern vor allem Lebenserfahrung. Gehen Sie raus, machen Sie Jobs, die nichts mit Ihrer Karriere zu tun haben, lernen Sie die Welt kennen. Schreiben Sie darüber! Sie müssen kämpfen und dürfen nicht in Selbstmitleid versinken. Vergessen Sie, was Sie im Fernsehen gesehen haben. Es kann doch nicht Ihr Ernst sein, sich völlig unkritisch solche Rollenbilder anzunehmen. Und überdenken Sie Ihre Freundschaften. Was sind das für "Freunde", denen man nichts von den eigenen Sorgen, Ängsten und Hoffnungen erzählen kann?

     

    Ich wünsche viel Glück und Kraft für die Zukunft!

  • A
    arne

    also ganz ehrlich, dass es nicht einfach ist im journalismus ein bein auf den boden zu bekommen ist doch nichts neues. dass die printmedien in der krise stecken und nach dem studium nicht sofort eine festanstellung als volontär/redakteur winkt, auch nicht.

     

    im gegenteil, jeder der sich für journalismus interessiert und mit offenen augen durch die welt geht, müsste doch wissen, dass, wenn man eben trotzdem unbedingt journalistisch arbeiten will, man in kauf nehmen muss, nach dem studium eine gehörige zeit in der luft zu hängen. wer das nicht möchte, oder wie in dem fall trotz aller mühen auf keinen grünen zweig kommt, muss eben runter von seinem hohen ross. von journalismus zu pr und marketing ist es nur ein katzensprung, und da gibt es reichlich möglichkeiten reinzukommen. natürlich macht man dann nicht das, was man sich mal vorgestellt hat. dafür stimmt die kohle.

     

    man muss sich in so einem fall eben entscheiden, geld oder liebe. pragmatismus oder idealismus. nur wenn idealismus, dann bitte sich dessen bewusst sein. und aufhören zu heulen.

  • N
    Nelly2

    Ich bin in einer ähnlichen Situation. Ich habe auch mit MA studiert, habe Arbeitserfahrungen gesammelt und

    (mach doch mal nen Kurs...)mich weitergebildet.

    Mein Abschluß war übrigens nicht der Jahrgangsbeste, ich bin nur ganz gut, kann etwas und will kein Hartz 4 bekommen. Ich verheimliche H4 normalerweise nicht,

    ich versuche etwas angestrengt so zu tun, als ob das mir nicht viel ausmacht. Manchmal sage ich, grade zu anderen, daß sowas jedem passieren könnte. Abgesehen von politischer Korrektheit habe ich damit anscheinend auch noch recht.

  • P
    Pfleger

    Die Autorin hat vor einem Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen und noch keinen Job, der ihr ein luxuriöses Leben ermöglicht, wie sie es sich erträumt hat.

    Stattdessen bekommt sie ein- zugegebenermaßen knappes-

    Grundeinkommen.

    Menschen, die nach jahrzehntelanger Plackerei ihren Job

    verlieren, werden genauso knapp gehalten, das ist eine

    viel grössere Sauerei. Sorry, wenn mir bei den Schilderungen der Autorin nicht die Tränen ins Auge steigen, aber sie selbst bemitleidet sich ja schon

    genug.

  • T
    Theo

    In vielen anderen Ländern Europas wäre man doch über Hartz4 total froh. Nach dem Studium heißt es erstmal zurück zu den Eltern und jeden möglichen blöden Nebenjob annehmen, natürlich nur schwarz, weil man legal keinen Job finden kann. Wenn man Glück hat, landet man bei einem Großmulti im Front- oder Backoffice und bekommt ordentliche Papiere. Und sonst, wenn man weiblich ist, hat man die Option schnell zu heiraten.. Wo das so ist: Griechenland, Polen, Ungarn, Slowakei, Portugal... also nicht einmal die ganz armen Staaten Europas.

  • L
    lt28

    Schöne Schreibe!

    Etwas weniger Selbstmitleid könnte trotzdem helfen...

    Wer als Berufswunsch "Journalist" angibt hätte sich im Vorfeld klar werden können das es nicht einfach wird.

    Freie Mitarbeit in einer Lokalzeitung?!

    Wer sich nicht zu Schade ist morgens um 4 das erste Bild von einem Großbrand zu machen, um dann um 8 Uhr die "Feierliche Einweihung des neuen Zebrastreifens am Kindergarten XY" zu dokumentieren kommt ganz gut über die Runden und lernt zumindest das Handwerk.

     

    Viel Glück!

  • R
    robert

    hallo liebe praktikantin....

    tu dir und dem rest der betroffenen den gefallen und verstecke dich nicht. du hast durch dein praktikum die chance wenigstens an die öffentlichkeit zu gehen, das ist nicht jedem vergönnt.

    also bitte, ducke dich nicht stell dich auf die größte bühne und sieh zu das , ohne selbstmitleid, die sache endlich aus der beschämenden ecke kommt.

    ich habe das übrigens auch hinter mir, in meinem bekanntenkreis wurde ich aber nicht deswegen belächelt ( naja, waren wohl nicht so viele akademiker darunter)

    also, kopf hoch und durch,

    liebe grüsse,

    robert

  • L
    laotse

    Nur damit sich ein vollständigeres Bild ergibt:

    Reden wir doch auch mal von all den "Akademikern" &

    "guten Bürgern", die ihr Leben lang einen respektablen Job gemacht haben.

    Dann werden sie mit 50 oder sogar schon früher "betriebsbedingt" gekündigt.

    Trotz unzähliger Bewerbungen schaffen sie - strukturbedingt in unserem besten aller Wirtschaftssysteme - keinen Neueinstieg mehr .

    Dann bedeutet Harz IV nicht mal "nur" Durststrecke zwischen Uni und Job, sondern Absturz für immer, inkl. Altersarmut, weil die fehlenden Arbeitsjahre die Rente drücken.

    Zusätzlich darf man sich dann noch von Herrn Koch etc. beleidigen & bedrohen lassen oder wird in unzumutbare Arbeitsverhältnisse gezwungen.

  • P
    Pfleger

    Die Autorin hat vor einem Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen und noch keinen Job, der ihr ein luxuriöses Leben ermöglicht, wie sie es sich erträumt hat.

    Stattdessen bekommt sie ein- zugegebenermaßen knappes-

    Grundeinkommen.

    Menschen, die nach jahrzehntelanger Plackerei ihren Job

    verlieren, werden genauso knapp gehalten, das ist eine

    viel grössere Sauerei. Sorry, wenn mir bei den Schilderungen der Autorin nicht die Tränen ins Auge steigen, aber sie selbst bemitleidet sich ja schon

    genug.

  • K
    K-Nine

    Hauptsache irgendwas mit Medien... Ich lach' mich kaputt.

     

    Eine ganze Generation muss erkennen, dass man vielleicht doch besser ein Ingenieurstudium oder eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann/Banklehre gemacht hätte.

     

    Aber wir haben uns damals nach dem Abi ja alle für so unglaublich kreativ gehalten und sowas wäre einfach zu uncool gewesen...

  • M
    Margot

    Nun ja, schon richtig, aber... mir fehlt das rechte Mitleid. Wenn sich ein Menschn partout in den Kopf setzt, einen Beruf wie Journalist zu ergreifen, kann man leider kaum anderes erwarten. Ich bin seit über zehn Jahren in dem Beruf und sehe kaum eine Chance auf eine richtig bezahlte Anstellung beim Nachwuchs. Ungefähr vergleichbar mit der Suche nach einer Lehrstelle als Postkutschenbauer. Auch wenn mich mit dieser Ansicht keiner hier mag: Hier ist jemand seines Glückes eigener Schmied durch den Wunsch, einen Beruf ohne Zukunft zu ergreifen. Schaut doch einfach mal, wieviele Redakteure die TAZ gerade dringend sucht. Der Arbeitsmarkt ist dicke überschwemmt mit guten, erfahrenen Journalisten. Und nicht erst seit gestern.

  • NE
    noch ein jojo

    Interessanter Artikel. Die Autorin tut mir leid und ich gönne Ihr einen ordentlichen Job. Aber der Lerneffekt sollte hier wohl ein anderer sein: Sie macht grade ihr sechstes Praktikum und Praktika sind in der Medienbranche offensichtlich unbezahlt. So wohl auch bei der guten taz, denn ich unterstelle einfach mal, dass die Autorin, mindestens aber die Redaktion, darauf geachtet hätten, es im Artikeln zu erwähnen, wenn dem nicht so wäre. Das ließe ja fast den Verdacht aufkommen, dass jene Zeitung, die sich sonst vehement gegen jede Form von Ausbeutung einsetzt... Aber lassen wir das, ich möchte nicht zynisch erscheinen. Bestimmt hat jedwedes Unternehmen gute Gründe Manschen für ganz wenig oder sogar für noch weniger Geld für sich arbeiten zu lassen. Immerhin kann man von angesammelter Berufserfahrung auch den Kühlschrank vollmachen - irgendwann einmal. Aber ich werde die nächsten Artikel auf www.taz.de sicherlich etwas weniger blauäugig lesen...

  • H
    Hypokrit

    Werte TAZ-Herausgeber:

     

    Warum gebt Ihr der jungen Frau denn keinen bezahlten Job, statt sie per Praktikum genauso auszubeuten, wie man das überall in der Journalismusbranche findet!!!

     

    Reichlich scheinheilig!

  • S
    Schulz

    Potent-ielle Arbeitgeber wissen es schon lange,

    wer zur Unternehmensfamilie gehoert und wer nicht.

    Sie hat nur eine Chance, privat ein teures Kreditdarlehen als Privateinlage in einen Konzern zu bieten, welches einige mehrere ... Jahresverdienste (selbststaendig) bedeuten.

    Dann kann sie auf eigenes Risiko schreiben, nicht nur angepasst und... verlangt,

    sondern eigenwillig und auffaellig.

    Materialien fuer Fotos inclusive.

    Aber

    die Leute sind so sehr limitiert,

    weil der Absatz staendig einbricht,

    die Titelzeilen im Roulette ausgetauscht und eingefaerbt werden, je nach Zielgruppe der Leser.

     

    Ob es im Ausland besser ist?

    Je gefaehrlicher, um so sicherer hinterher

    in Deutschland oder Europa an den Mann

    zu kommen, um selben Schicksal zu entgehen,

    dass andere im Ausland von ihr erwarten?

     

    Frausein ist so schlecht.

  • HM
    Hartzi mit Uni-Abschluss

    Danke für diesen Artikel. Ich bin Akademikerin, spreche 5 Sprachen, habe einen 1 er - Abschluss und bin gut vernetzt. Trotzdem fülle ich gerade zum dritten Mal in 4 Jahren einen Hartz4 - Antrag aus. Jobs sind oft nur befristet, die Gehälter so niedrig, dass ich nichts sparen kann. Ich mache keinen Hehl aus Hartz4, ich erzähle es allen, die mich kennen. Ich weiß, dass ich einen Wert habe, der jenseits des Jobcenters liegt. Trotzdem tun die Kommentare mancher Menschen im Umfeld weh. Viele hatten noch nie so wenig Geld und wissen auch nicht den genauen Hartz4-Satz. "Sei doch froh, dass dich der Staat unterstützt", "reiß dich zusammen", "ach, wird schon, du hast sooo einen tollen Lebenslauf". Die einzigen die verstehen, was Hartz4 mit einem macht, sind die, die selber mal länger als 3 Monate davon leben mussten. Denn von Hartz4 kann man gerade so die Miete zahlen und billig essen. 3 Monate lang, besonders im Sommer, kein Problem. Man wird, wie die Autorin, sehr clever beim Einkaufen. Auch wenn es Nerven und viel Planung und Zeit kostet: Wir Hartzis kennen alle Tricks und Schnäppchen, wann es wo günstiges Essen gibt, bei welchem Bäcker das Brot abends die Hälfte kostet usw. Aber nach einiger Zeit reicht schlafen und essen nicht. Wenn man mal irgendwas "aus der Reihe" braucht - Medikamente, Bewerbungsfotos, Winterjacke, Kosmetik, Weihnachtsgeschenk für Freunde oder Familie, mal ins Kino, gar ein Elektrogerät oder eine neue Brille o.ä. - muss man sofort Schulden machen. So zahlt man während man dann eine befristete Stelle hat, noch monatelang Hartz4-Schulden ab. Bis zum nächsten Antrag...und das Amt ist Psychoterror. Ich hatte zwar auch Glück mit meiner "Fallmanagerin", aber allein die wöchentlichen (Droh-)briefe vom Jobcenter, manchmal mehrere täglich, fräsen sich in die Seele, und lassen einen an dunklen Tagen glauben, man habe irgendwas falsch gemacht, mit der Lebensplanung...daher: mehr solcher Artikel! Und: outet euch als Hartzis! Das Private ist politisch :-)

  • M
    mariposa

    Leute, macht Schluss mit den Praktika, die führen i.d. Regel zu rein überhaupt nichts, besonders nach dem Hochschulabschluss schwächen sie nur das Selbstbewußtsein. Sucht euch von mir aus einen Putzjob oder geht kellnern oder was auch immer, das ist besser bezahlt, und nebenbei versucht den Einstieg als freie Mitarbeiterin bei Zeitungen etc. und baut euch ein Kontaktenetz auf. Wer im Lebenslauf ein Praktikum nach dem anderen stehen hat, der muss damit rechnen dass potentielle Arbeitgeber sich fragen, warum ausgerechnet sie die ersten sein sollen, die angemessen zahlen. Immerhin hat der Kandidat ausreichend bewiesen, dass er bereit ist, für viel weniger bis nichts zu arbeiten. schön blöd.

  • S
    sophie

    Ich bin in derselben Lage trotz Hochschulausbildung und Berufserfahrung. Mir ist es auch sehr peinlich Harz IV zu bekommen und verschweige es fast allen.

    Das Stigmatisieren von armen Menschen, wie es in den Medien, vor allem in diesen elendigen Dokusoaps betrieben wird, trägt m.E. erheblich dazu bei.

  • S
    Sven

    ich mache das und das, schufte und schufte, ihr macht das und das, urlaub und i-phone - warum darf es mir so schlecht gehen? Das die Leute mit "iPhone und Urlaub" vllt. Schichten kloppen, scheiße fegen etc. ist ihnen nicht in den Sinn gekommen? Weiterhin gern ihren LOHA-Müll aufsaugend: Sven

  • E
    eeee

    Auch ich bin frischer Abgänger ohne Vitamin B und bewerbe mich gerade, 2 Praktika gemacht und Ehrenamt jahrelang und ehrlich gesagt sehe ich es nicht ein weiterhin Praktika zu machen, warum, ich weiß wo ich hin will und Erfahrung kommt im Beruf. Geld, Anreiz, Leistung. Ich habe mein Studium über von meinen Eltern gelebt und seit dem nun auf ALGII.

     

    Ich habe insofern Glück als das das Kreisjobcenter hier vor Ort nen guten Job macht, Antrag über Weihnachtsfeiertage in 2 Wochen durch, auch wenn die die Hälfte der Unterlagen verschlampt haben. Die Maßnahme heißt 4 Mal die Woche a 3 Stunden Bewerbung schreiben, Bibliothek, Pcs, Kopierer, Scanner und Einzlberater vor Ort.

     

    Ich habe etwas weniger Geld als vorher und im Supermarkt die abgelaufentheke gucke ich immer durch, seit Jahren, wie viele andere auch, warum auch nicht, so kommt was neues auf den Teller.

     

    Deinen Freundeskreis würde ich... wechseln? Das scheinen ja wirklich oberflächliche Deppen zu sein!

     

    Nach Praktika würd ich nicht weiter suchen sondern einzig und allein Volontariate (bezahlte) oder feste Stellen anschreiben!

  • H
    HamburgerX

    Interessanter Bericht. Persönlich ist das sicher bitter für die Autorin. Die bisherige Ausbildung und Berufsplanung mit viel Anstrengung auf einen bestimmten Berufswunsch hin organisiert. Und dann kommt man auf keinen grünen Zweig, ist von der Hilfe anderer oder dem Staat abhängig, um zu existieren.

     

    Letztlich aber kenne ich schon mehrere Fälle im Freundeskreis, die inzwischen einen Beruf ausüben, den sie mit ihrer Ausbilung (meist Studium) gar nicht angesteuert hatten oder nur entfernt. Zwei sind sogar Abbrecher, haben ihre persönlichen und finanziellen Tiefs gehabt. Aber letztlich haben alle derzeit einen Job, der anständig bezahlt ist.

     

    Ich denke weiterhin, dass Auftreten, Aussehen, Charisma, Beziehungen usw. oft unterschätzte Faktoren sind, um in nicht-technischen Berufen erfolgreich Fuß zu fassen (aber selbst da ist die Präsentation nach außen wichtiger geworden). Sich abzugrenzen von der Masse der Bewerber ist wichtig. Der Vorteil hoher Kompetenz kommt erst langfristig zum Tragen.

     

    Wenn man das "Pech" hat und einen Arbeitsplatz in einer Branche nachfragt, die einen Angebotsüberschuss an Arbeitskräften hat, dann muss man evtl. lange und hart kämpfen. Im Journalismus etwa konkurrieren auch viele freie Journalisten um Jobs und Aufträge. Und wenn man diesem Link folgt...

     

    http://www.djv.de/2572.pdf

     

    ...dann wird es laut Forschern in Zukunft wohl immer weniger Journalisten geben, die ihren Beruf hauptberuflich ausüben können.

  • A
    asaertz

    Dieser Artikel erscheint mir zu übertrieben und bewirkt daher aus meiner Sicht genau das gegenteil. Hartz IV ist nicht viel geld, aber leben, vor allem als Interimslösung, kann man meines Erachtens davon schon. Wenn Lebensmittel bei der Tafel beschafft werden, frage ich mich, wofür gibt die Autorin den Regelsatz aus? Wieso sucht sie sich keinen Zuverdienst? Wieso keinen bezahlten Halbtagsjob, und die gibt es, zum reinen Geld verdienen? Es ist alles eine freie Entscheidung, dann aber bitte nicht jammern! Ich gehe davon aus, dass die Autorin über genügend soziale und intellektuelle Kompetenzen verfügt, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Nicht wenige Menschen haben dies nicht, für diese und deren Kinder bedeutet Hartz IV einen Dauerzustand, deren Frustration kann ich nachvollziehen. Ein Studium bedingt doch nicht automatisch einen gut bezahlten Arbeitsplatz. Es gibt genügend Stellen für AkademikerInnen, bei denen ein Einkommen von 3000 Euro, ich gehe bei dieser Angabe mal vom Bruttoeinkommen aus, reines Wunschdenken ist. Im Normalfall weiß ich das auch vor Studienbeginn.

    Auch frage ich mich, wie die Autorin ihre Studienzeit mit dem Bafögsatz überlebt hat.

    Naja, vielleicht hat ja die taz ein Einsehen, doch vermutlich würde die Autorin sich für dieses Einkommen auch vor ihren FreundInnen schämen, wobei, besimmt liegt es oberhalb der Einkommensgrenze für Hartz IV.

  • J
    Jack

    Ja auch hier gilt Angebot und Nachfrage. Neidvoll auf seine Umgebung zu schauen, hilft da auch nicht weiter.

  • O
    Otto

    Der Text ist doch schon mal sehr schön geschrieben. Das kann doch schon noch klappen mit dem Traumjob. Einfach fleißig weiter arbeiten, lernen, Kontakte knüpfen, im Internet auffindbar sein (eigene Hompepage, Xing)... Jeden Moment kann ein Chefredakteur um die Ecke kommen, dem kurzfristig ein Volontär abhanden gekommen ist. Und ehe man sich versieht, sitzt man auf der Stelle.

  • HN
    herr ning

    "Und belüge meine Freunde. Denn Hartz IV belächeln sie. (...)"

    mit verlaub, ihre freunde sind ein paar asoziale (im Wortsinn) Deppen!

     

    Es gehört zu den ganz großen Schweinereien, die diese Gesellschaft hervorbringt, dass Leute, die arbeiten wollen, sich einreden lassen sie seien für ihre Arbeitslosigkeit selbst verantwortlich. Ebenso die Tatsache, dass andere, welche eben mehr Glück hatten diese dann dafür "belächeln". Es ist ein gesamtgesellschaftliches problem, wenn es nicht gelingt Arbeit so zu organisieren, dass alle an ihr und dann auch dem durch sie produzierten reichtum beteiligt werden. Und dieses ist dann auch nur auf eben dieser gesamtgesellschaftlcihen Ebene zu lösen. Als wenn Arbeitslosigkeit oder wirtschaftlicher Erfolg die unmittelbare Konsequenz des maßes des eigenen Engagements oder Willens wären. mit dieser illusion wird ein ganzes Gesellschaftssystem aufrecht erhalten und Massen von menschen in die Depression getrieben, weil sie sich für minderwertig halten. Was die Autorin hier wie soviele menschen erfährt ist doch nichts anderes als die tatsache, dass sher viele menschen schlicht und eimfach nicht für die beteiligung am gesellschaftlcihen reichtum vorgesehen sind. nichts weiter. und das wird auch so bleiben. auch wenn sie ihre persönliche lage womöglicch ändern wird....

  • MH
    Markus Herlyn

    Ich kann das schon verstehen, so viel Mühe und dann die heutige Berufsrealität. Es macht wütend, daß es

    heute für junge Menschen in vielen Berufen so schwer ist, Fuß zu fassen und den Lebensunterhalt zu verdienen.

    Ich selbst lebe seit gut 16 Jahren in einer vergleichbaren Situation (allerdings seit 7 Jahren

    ohne staatliche Unterstützung) und kann deshalb nur raten, die 'Scham' mal möglichst bald über Bord zu werfen! Denn die so um die Existenz bangenden und um die berufliche Zukunft betrogenen müssen sich doch endlich viel mehr lautstark äußern und politisch aktiv werden!

    Das jammern darüber, was man sich in unserer Situation alles materiell nicht leisten kann, nervt ein bißchen. Da gibt es wirklich wichtigeres als eine Klamotte aus der Boutique oder Urlaub in Asien.

  • H
    holz_arbeitet

    Der Dialog mit der "Sachbearbeiterin" spricht Bände.

     

    So ist es und zum Teil noch viel schlimmer. Pure Schikane.

    Das Amt sollte sich als Dienstleister verstehen. Tut es aber nicht. Dort sitzen faule und oft ungebildete Menschen.

     

    Hier noch ein Bsp.:

     

    Sachbearbeiter: "Was haben Sie denn studiert?"

     

    Absolvent: "Slavistik und Anglistik."

     

    Sachbearbeiter: "Slavistik? Das hab ich ja noch nie gehört.

    Was ist das denn?"

     

     

    ----------------

     

    Allerdings muss man zur Problematik des Artikels auch berücksichtigen, dass im Bereich "Medien" eine Absolventenschwemme herrscht, dass grade im Bereich Print eine Festanstellung nicht realistisch ist und dass man halt im Notfall auch andere Jobs annehmen muss/kann/sollte.

     

     

    P.S.: Wieviel zahlt denn die TAZ ihren Praktikanten?

  • S
    Sisalbaum

    So, jetzt setzte ich mich mal so richtig in die Nesseln. Wie war das noch? Das Studium durch BAFÖG finanziert, jetzt ALG II und dann "droht" der 1-€-Job?

    Schön, wenn jemand sich bemüht, seinen Traumjob zu ergattern. Es bleibt aber die Frage, was zu tun ist, bis die passende Gelegenheit kommt. Arbeiten? Für Geld?

    Mein persönlicher Rekord in der Zeit nach meinem Studium stand auf drei Teilzeit-Jobs mit Steuerkarte bei gleichzeitiger freiberuflicher, übrigens journalistischer, Tätigkeit. Nicht immer schön, brachte aber Geld und auch ein paar Beziehungen.

    Natürlich ist es auch ein bisschen peinlich, einzuräumen, dass man sich von Leuten finanzieren lässt, die die Jobs machen, die man selbst nicht anpacken möchte.

    Ja, "wer arbeiten will, findet auch Arbeit" ist ein doofer Spruch. Im Falle einer jungen, offensichtlich überhaupt nicht dummen und scheinbar auch nicht kranken oder behinderten Frau, trifft er aber zu. Ob die Arbeit direkt 3000,- Euronen abwirft ist eher fraglich, aber auch kleinere Brötchen machen erst einmal satt.

    Sorry, mein Mitleid als jemand, der jeden Tag versucht, Menschen mit weniger glücklichen Voraussetzungen in Arbeit zu bringen, hält sich in engen Grenzen.

  • MJ
    mo jour

    @ johanna: willkommen im akademischen prekariat! du bist nicht allein. das ist kein trost, ich weiß. aber vielleicht lindert es demütigungen und angst und scham, wenn eine weiß, dass wir viele sind. es ist wichtig - und wird mit jedem tag wichtiger -, immer das laut zu sagen, was ist. dafür danke. für deinen mut, für deine offenheit.

     

    als journalistin "mit vielen freien kapazitäten" geht es mir ähnlich wie dir. die demütigungen des apparates hartz4 sind schwer zu ertragen. die derzeitigen arbeits- und lebensbedingungen für freie ebenso. ich schreibe u.a. darüber im "Büro für besndere Maßnahmen" http://mojour.blogspot.com/2009/08/honorarspitzen.html

     

    das zahlt nicht die butter aufs knäckebrot, aber es nährt das herz. ich wünsche dir kraft und wut - und alles gute!

  • M
    Mutlos

    Die Verfasserin dieses Artikels bringt eigentlich Hartz 4, die Meinung dieser Gesellschaft und die "Chancen"(Achtung, Ironie), die selbst super Ausgebildete heutzutage haben, auf einen Punkt! Wie soll man heutzutage Gymnasiasten(ganz zu schweigen von Real- und Hauptschülern!!!!)überhaupt noch Mut machen können, sich in der Schule anzustrengen, um später mal einen guten Job zu bekommen?! Denn immer mehr Jobs, die früher durchschnittlich oder gut bezahlt waren, sind heute im Niedriglohnsektor und reichen nicht zum Leben, wer mehr will braucht viel Geld von Hause aus und darf ja nicht zu einer der Gruppen gehören, die Negativ-Punkte bei Bewerbungen bringen(Migranten, Unerfahrene/Jobeinsteiger, Langzeitarbeitslose trotz Erfahrung, usw.). So weit ist es gekommen und es wird wohl nie wieder besser werden. Aber die Politiker haben ja nur schöne Worte und fördern dieses System noch.

  • M
    maus

    Ich bin in der gleichen Situation, jedoch ohne Versteckspiel. Das hat wohl auch en bisschen was mit SElbstbewusstsein zu tun, dass einem die Arbeitsagentur/ die Arge aber auch sehr schnell und gezielt rauben können! Viel Glück! Und ich schließe mich micha an: Wie wärs mit einer Festanstellung bei der taz?!

  • M
    Mitfühler

    Eine traurige Geschichte. Und alles andere als ein Einzelfall. Ein Problem der Gesellschaft ist das Schwarz-Weiß-Denken. Entweder du hast es geschafft, oder du bist ganz unten. Dann bist du natürlich selbst schuld, weil jeder ist schließlich seines Glückes Schmied. Ich wünsche der Autorin, dass sie wenigstens von der TAZ als Praktikantin eine kleine finanzielle Hilfe bekommt. Andererseits würde das sicher auch großenteils wieder vom Amt verrechnet werden. Was übrig bliebe, ist der Stolz, es SELBST verdient zu haben. Hätten Firmen nicht die freie Wahl unter hunderten Bewerbern, würden sie aus eigenem Antrieb heraus eine Anerkennung für geleistete Dienste zahlen. Man sollte ernsthaft darüber nachdenken, Praktika und deren Anzahl stärker zu reglementieren. Anders ist der Geiz-Ist-Geil-Mentalität vieler Branchen nicht beizukommen. Das ständige Jammern über hohe Personalkosten ist doch längst nicht mehr zutreffend. Auch Facharbeiter werden für 5,50 brutto/Std. in branchenfremden Jobs verheizt. Globalisierung: Ick liebe Dir!

  • JS
    Johanna Sand II.

    Danke! - für die ehrliche Geschichte. Wer erzählt schon gerne, dass er/sie HartzIV EmpfängerIn ist, denn allein beim Aussprechen, brennen sich doch gleich all die Blicke voller Argwohn, Verachtung oder des Mitleids in einen rein, auch wenn wir sie uns eventuell bei vielen unserer sozialkompetenten Mitmenschen nur einbilden oder eher: wir selbst mittlerweile diesen Blick auf uns haben.

     

    Auch ich habe mein Studium gut abgeschlossen (trotz Nebenjob bei einem Vollzeitstudium - soviel zu uns faulen Studenten), während des Studiums Praktika absolviert, im Ausland ein Praktikum absolviert, während meiner Diplomzeit als Freie gearbeitet und war nach meinem Diplom voller Tatendrang und Hoffnung und dachte "Jetzt Volontariat!" Stattdessen wieder Praktikum, Praktikum, Praktikum. Am schönsten die Aussagen der Firmen: "Ja, eigentlich sind sie überqualifiziert für ein Praktikum, aber ein Volontariat kommt derzeit in unserer Unternehmenstruktur nicht vor - aber Arbeit haben wir genug" oder aber die andere Absage für ein Volo: zu wenig Berufserfahrung - HAllo?! Und wozu dient eigentlich mittlerweile das Volontariat: perfekte, routinierte Redakteure etc. billig bekommen und bis ich endlich ein altes, erfahrenes Kaninchen bin arbeite ich weiter für nichts bis bißchen?

     

    Außerdem scheint meine Berufserfahrung ja dann doch immer zu reichen, wenn es darum geht wie die anderen Mitarbeiter auch zu arbeiten und im Praktikum die ganz alltäglichen Aufgaben zu übernehmen wie die Festangestellten auch - nur eben nicht gegen Geld, sondern um am Ende wieder ein Praktikumszeugnis in der Hand zu haben. Was mir für ein angestrebtes Volontariat aber nicht weiter hilft, da es dann wieder heißt: Sie haben ja bisher nur Praktika gemacht...

     

    Weinen? -Klar, aber oft ist mir eher zum Schreien und schließlich lach ich ganz laut und sag mir: Aufgeben gilt nicht! In diesem Sinne: Dir viel viel Erfolg und Mut!

     

    Und auch an all die anderen fleißigen Hummeln und Bienen da draußen ohne Vitamin B: Toi toi toi!

  • J
    Jensen

    Sehr interessante und authentische Schilderung einer Lebenssituation, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Ich selbst bin zwar noch Student, meine Frau jedoch hat in ihrem Heimatland (Japan) studiert und sucht jetzt hier in Deutschland einen Job mit Bezug zu ihrer akademischen Qualifikation (Kinderpsychologin). Seit Jahren ohne jeden Erfolg. Ich habe immer schon über den deutschen Snobismus geschimpft, nur die eigenen Abschlüsse zu akzeptieren und Ausländer mit nun wirklich gleichem Bildungsniveau im Ausbildungsland wieder zurück in die Fachschule zu schicken. Aber offenbar werden ja noch nicht einmal die eigenen Akademiker geachtet...

  • H
    Hmm...

    Ein wirklich schöner und gut geschriebener Artikel. Meine Ausgangslage war ganz ähnlichen, nur verheimlicht habe ich nichts. Gut beschrieben ist, was Hartz IV mit einem selber macht, wie ungeduldig man wird und die Selbstzweifel, die einen plagen. Ich wünsche viel Glück und kann nur sagen, die Geduld wird belohnt, irgendwann klappt es, aber vergessen wird man die Zeit nicht.

  • MB
    Manfred Bsirske

    Dass von Hartz IV zu leben mehr als schwierig ist, kann ich sehr gut verstehen.

     

    Was ich nicht verstehen kann, wie manche Leute so verächtlich darüber sprechen können.

     

    Die aller wenigsten leben freiwillig von Hartz IV.

    Sofern man das "leben" nennen kann.

     

    Es gibt schlichtweg für diese große Zahl an Arbeitssuchenden nicht genügend offene Stellen.

     

    Und jeder weiter rationalisiert wird und Effizienzen gesteigert werden, desto weniger Arbeitsplätze wird es zukünftig geben.

     

    Ansich ist eine Effizienzsteigerung oder Automation nichts negatives.

    Dumm nur, dass immernoch so getan wird, als gebe es Arbeit für alle. Und das ist einfach blanker Unsinn!

     

    Daher, auch wenn es viele nicht hören wollen oder verstehen wollen, brauchen wir eine gerechte Grundversorgung - weit ab von dem bürokratischen und teilweise menschenverachtenden Hartz IV.

     

    Und hier muss ich - beinahe schon gebetsmühlenartig - auf das bedingungslose Grundeinkommnen verweisen.

     

    Bitte jetzt kein Geplenkel deswegen.

    Und bitte auch vorher über das Thema informieren, bevor man hier abfällig darüber redet.

  • T
    TragödienThorsten

    Hab auch ma n halbes Jahr von Hartz4 gelebt.

    3 Wochen auf die Genehmigung eines Antrags warten ist ja wohl Luxus, ich musste 3 Monate kämpfen und an 1000 Türen klopfen bis da überhaupt was passierte, und dann immer wieder die selben netten Sätze: "Ja anscheinend kommen Sie ja auch ohne uns zurecht wenn sie jetzt schon seit 2 Monaten ohne Bezüge leben" etc.

     

    Anscheinend haben Sie prima Freunde: Iphones, coole neue Kleidung, 50 € Haarschnitte, reiche Eltern....

     

    klingt alles etwas Oberflächlich!?

     

    Also von dem Hartz Geld kann man keineswegs gut leben aber Zahnpasta tuben aufschneiden etc. muss nicht wirklich sein. Aufschneiden spart vielleicht grad mal 3-4 Putzvorgänge und das bei 79 cent die Tube...

     

    Solange man keine Kinder hat oder Unterhalt etc. zahlen muss, finde ich lässt sich von Hartz leben auch wenn nicht sehr gut.

     

    Finde den Artikel also wirklich etwas übertrieben zugespitzt.

  • M
    Majo

    Klingt nach verwöhnter Göre mit einem riesigen Anspruchsdenken. Es gibt keinen Anspruch auf Karriere, auch wenn man vermeitlich alles richtig gemacht hat. Das die Sachbearbeiterin zumindest den Anspruch der jungen Dame auf Sozialhilfe prüfen möchte, ist ja wohl selbstverständlich.

  • R
    roterbaron

    jetzt habe ich angst.... ich glaube ich werde mir kontakte und beziehungen schaffen bis ich nicht mehr kann um nicht in so eine Lage zu kommen ...

     

    Ich habe kein Mitleid nur Bewunderung!

  • R
    robert

    gerade in der medienbranche sind erfahrungen meist wichtiger als noten und ausschweifende abschlüsse. ichs elbst studiere germanistik und in meinem studiengang wollen viele nach dem abschluss auch etwas mit medien machen. wenn die zeit dann ran ist, wird der zug für viele allerdings abgefahren sein, denn man muss schon früh anfangen, um in dieser branche etwas zu werden. etwas vitamin-b kann da auch nicht schaden.

     

    ps: der autorin wünsche ich dennoch glück bei ihrer weiteren suche! dein stil hat, soweit ich das anhand dieses textes beurteilen kann, etwas sehr frisches. vielleicht bist du nur etwas zu naiv an die sache herangegangen.

  • LW
    Los Wanderos

    Nunja. Dass der Einstieg in den Journalismus nicht leicht ist, sollte "Johanna" eigentlich bekannt sein. Und eine weitere schlechte Nachricht: Dort Großverdiener zu werden mit 3000 und mehr Euronen gelingt auch nicht jedem/jeder.

    Und sowieso ist das Akademiker-Sein kein Garant auf einen tollen Job, erst recht nicht sofort.

     

    Trotzdem finde ich den Artikel wichtig, weil er eben auch zeigt, dass Hartz IV nicht nur vom ... äh, RTL-Proletariat gestellt wird. Vermutlich entsprechen verschwindend wenige - verglichen mit den 6 Millionen ingesamt - dem Klischee.

     

    Aber warum dieser furchtbare, selbstmitleidige und übertriebene Schluss? Ich habe das gesamte Studium auf oder gar unter Hartz-IV-Niveau gelebt (und werde vermutlich um dem Gang demnächst zu ARGE auch nicht herumkommen). Tafel und Zahncremetuben-Aufschneiden ist sicherlich nicht nötig, das ist einfach polemischer Unsinn. Man muss sich einschränken, ja, und auf Dauer ist das sicherlich nicht schön, aber irgendwie geht es.

  • M
    micha

    Wie wäre es mit einer Festanstellung bei der Taz???

  • J
    jojo

    gut, dass die mauer des schweigens wenigstens kleine risse bekommt. das spiel wird aber weitergehen, solange nicht endlich die betroffenen laut werden und schreien, deutlich und vernehmbar schreien: "schaut her! ich bin hartz iv!" ich mache das und das, schufte und schufte, ihr macht das und das, urlaub und i-phone - warum darf es mir so schlecht gehen? warum darf das system so mit mir umgehen?