■ DIE ANDEREN: Le Monde
Zum Bericht von UN-Generalsekretär Butros Ghali über die Lage in Bosnien-Herzegowina heißt es am Samstag in der französischen Zeitung:
Sollte nun auch die UNO von dem Jugoslawien-Syndrom befallen sein, das schon Europa erreicht hat und andere Organisationen wie die Bewegung der Blockfreien bedroht? Eine zumindest in der jüngeren Vergangenheit einmalige Tatsache läßt dies befürchten: Butros Ghali ist offen von der Mehrheit des Sicherheitsrates desavouiert worden, und das fünf Monate nach seiner Amtsübernahme. Butros Ghali hat es geschafft, eine breite Front gegen sich aufzubringen, denn die Europäer sind bei weitem nicht die einzigen, die sich für eine einflußreichere Rolle der UNO in Bosnien-Herzegowina einsetzen. Es geht um weit mehr als um das Jugoslawien- Drama, und zwar um die Grundlagen der neuen Weltordnung, für die die Friedensrolle der UNO das vorrangige Instrument einer kollektiven Sicherheit und einer ihrer Stützpfeiler ist. Die Weigerung von Butros Ghali, konkret zu handeln, stellt das „Erwachen der UNO“ in Frage, dem Javier Perez de Cuellar sein Mandat gewidmet hatte.
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