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Laufen nach ZahlenDas ging knapp daneben

Foto: dpa

Man musste früh aufstehen, um sich dieses Rennen anzuschauen, 5.45 Uhr am Samstagmorgen. Alles, auch das Wetter, hatte sich diesem Rekordversuch unterzuordnen. Also starteten die drei Hauptläufer (Eliud Kipchoge, Zersenay Tadese und Lelisa Desisa) sowie etliche Tempomacher bei Temperaturen von elf Grad und nur leichtem Wind auf die Marathonstrecke von 42,195 Kilometer. Breaking2 hatte der Nike-Konzern dieses Unternehmen getauft, weil es darum ging, die Zweistundenmarke im Marathon zu durchbrechen. Das Ganze fand auf der Autorennstrecke in Monza statt. Doch das Projekt scheiterte, wenngleich der Kenianer Kipchoge (im orangefarbenen Trikot) so schnell wie kein anderer Mensch diese Distanz lief – in 2:00:25 Stunden. Es war ein Event, das von Nike auf dem Reißbrett entworfen worden war. Und so war dann auch das Setting: Kipchoge, der sich früh von Tadese und Desisa abgesetzt hatte, rannte, umringt von einem Pulk Pacemaker hinter einem Tesla-Elektromobil her. Daneben radelten zwei Wissenschaftler, die bisweilen Getränke reichten. Die Tempomacher wechselten sich ab. Zuschauer gab es kaum. Es war ein aseptisches und gespenstisches Rennen, das als ein Highlight des Content-Marketing gefeiert wurde, weil Nike im Grunde nichts anderes machte, als einen Zwei-Stunden-Werbe-Clip zu senden, ein Commercial, in dem es um diese neuen Wunderschuhe (Nike Zoom Vaporfly Elite) ging, die Kipchoge und Co. an den Füßen trugen. Ein wenig erinnerte die Inszenierung an das Red-Bull-Stratos-Event, als der Getränkehersteller den Österreicher Felix Baumgartner quasi aus dem All auf die Erde springen ließ. Hier wie da ging es um das Heraufbeschwören des Übermenschlichen und scheinbar Unmöglichen. Die Protagonisten unterwarfen sich nicht dem Regelwerk eines Sportverbandes, sondern allein den Vorgaben eines Konzerns. Kipchoge verbesserte sich unter Laborbedingungen um 1,40 Minuten, der Eritreer Tadese von 2:10:41 auf 2:06:51, dem Äthiopier Desisa allerdings bekamen diese künstlichen Bedingungen gar nicht. Er kam nach 2:14:10 Stunden ins Ziel. Er war schon einmal über neun Minuten schneller. Markus Völker

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