Last der Intelligenz

Das Universitätsklinikum hat eine Beratungsstelle zur Diagnostik hochbegabter Kinder eingerichtet.

Hochbegabte Kinder sind nicht unbedingt die mit den besten Noten. Oft liegen sie in der Schule unter dem Durchschnitt, sind Außenseiter oder Klassenkasper. Sie werden von ihren Lehrern dafür getadelt und bestraft. Die Hochbegabung wird oft nicht erkannt. Das Universitätsklinikum Eppendorf UKE hat jetzt mit Hilfe einer Spende der Hamburger Stiftung zur Förderung Hochbegabter (SFH) an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters ein Projekt zur Diagnostik, Beratung und eventuell Behandlung hochbegabter Kinder eingerichtet.

Hier können Eltern den Intelligenzquotienten ihrer Zöglinge testen lassen und mit Hilfe von psychologischer Beratung herausfinden, ob die Kinder tatsächlich hochbegabt sind. Ist dies der Fall, gibt eine Ärztin Tipps, wie man mit dem Kind am besten umgehen kann. Überdurchschnittlich begabte Kinder werden nämlich aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten oft zu Außenseitern und leiden teilweise an Depressionen, Ängstlichkeit und mangelndem Selbstwertgefühl. Daraus könnten sich psychologische Auffälligkeiten entwickeln, erklärt Michael Schulte-Markwort, Professor am UKE.

„Der allerwichtigste Schritt ist, dass man herausfindet: Ist mein Kind wirklich hoch begabt?“ sagt Karin Butz, Vorstandsvorsitzende der SFH. Oft führten Hochbegabung und das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom zu gleichen oder ähnlichen Verhaltensauffälligkeiten wie zum Beispiel Hyperaktivität.

„Hochbegabung ist aus klinischer Sicht ein wenig beachtetes Phänomen“, sagt Schulte-Markwort. Auch die Schulen setzten sich mit diesem Thema zu wenig auseinander. In Deutschland gebe es rund 1,5 Millionen überdurchschnittlich Intelligente mit einem Intelligenzquotienten über 120 und immerhin 300.000 hochbegabte Schüler, deren IQ den Wert von 130 übersteigt. LENA GORELIK