Last-Minute-Weihnachtsgeschenk: Nur für Dich
Es ist der 24. Dezember, 17 Uhr. Sie haben noch kein Geschenk? Sie haben keinen Baum und keine Gans? Macht nichts: Sie haben ja diesen Text.
Liebe(r) o Mama/Frau/Schwester o Papa/Partner/Dings
(Zutreffendes bitte ankreuzen, Unzutreffendes streichen)
wundere Dich nicht: ich habe in diesem Jahr kein Geschenk für Dich. Eigentlich wollte ich Dir ja
o einen Pelzmantel
o ein Buch
o die neue CD von Lady Gaga
schenken. Aber dann ist mir eingefallen, dass
o Du so was gar nicht magst.
o Du so was ja schon hast.
o in der Bibel nichts von Geschenken steht.
Ich hoffe, Du kannst das verstehen und bist jetzt nicht zu sehr enttäuscht. Denke bitte daran: Der Weihnachtsmann ist
o eine Erfindung des Coca-Cola-Konzerns.
o total überlastet.
o letzte Woche entlassen worden.
Und Geschenke sind ja eigentlich sowieso nur
o ein Ausdruck unserer übergeschnappten Konsumkultur.
o etwas für Langweiler.
o unzureichend geeignet, meine tiefen Gefühle für Dich auszudrücken.
Wir sollten auch nicht immer nur an uns denken. Denn uns geht es ja viel zu gut. Aber damit sind wir die ganz große Ausnahme! Man muss sich ja nur ein wenig umsehen auf der Welt. Die Kinder
o in Afghanistan
o im Irak
o der Krauses von nebenan
bekommen zum Beispiel überhaupt keine Geschenke. Das sollte man nie vergessen, wenn man hier im Warmen sitzt. Und mal ganz abgesehen davon: Für uns beide sollte es doch sowieso viel wichtiger sein, dass wir
o uns lieb haben.
o immer so interessante Diskussionen führen.
o diesen Abend irgendwie überstehen.
Deshalb finde ich es auch besser, wenn wir heute auf alle Konventionen verzichten und unseren Weihnachtsabend diesmal ganz anders feiern. Darum habe ich auch
o keinen Baum gekauft.
o nichts gekocht.
o Deine Mutter wieder ausgeladen.
(Mehrfachnennungen möglich)
Nein, wir feiern heute ganz besonders und auf unsere Art. Und das bedeutet, dass wir
o uns mal wieder so richtig volllaufen lassen.
o einen Schweigekreis bilden und still beten.
o früh ins Bett gehen.
Über die folgenden Weihnachtsfeiertage dann
o schalten wir den Fernseher nicht mehr aus.
o bin ich schon mit meinen alten Kumpels verabredet.
o machst Du Dir bitte mal Gedanken über den Zustand unserer Erde und unserer Beziehung.
Ich finde, das ist doch mal eine viel bessere Art, dieses Fest zu begehen, als wir das bisher gemacht haben. Und ist nicht diese neue Herangehensweise, diese neue Sicht auf das Leben eigentlich das beste Geschenk, das ich Dir machen konnte? Na also!
In diesem Sinne: Frohes Fest!
Dein
o PS: Von jetzt an machen wir das jedes Jahr so.
o PS: Das bedeutet aber nicht, dass ich von Dir kein Geschenk erwarte.
o PS: Nur ein Scherz: Dein echtes Geschenk ist hinterm Schrank.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen