: “Lassen uns nicht übern Tisch ziehen“
■ WirtschaftsstudentInnen demonstrierten für mehr Hochschullehrerstellen
Mit bunten Luftballons und Pfeifkonzert besuchten gestern um 13.30 Uhr rund 300 aufgebrachte WirtschaftsstudentInnen der Hochschule Bremen den Wissenschaftssenator. „Wir fordern Professoren „, stand auf einem der Plakate. Ihr Problem: Von 46 dem Fachbereich zugewiesenen Proffessorenstellen wurden bisher nur 30 besetzt. Jetzt befürchten die StudentInnen das neue Studiengänge wie „Management im Handel“ gefährdet sind.
Einige der geplanten Veranstaltungen mußten bereits abgesagt werden. Andere Löcher werden notdürftig mit Lehrbeauftragten gestopft. Da Lehrbeauftagte aber nur für einige Stunden an den Fachbereich kommen und ständig wechseln, fällt damit die ganze Studentenbetreuung weg. Unter diesen Bedingungen, so die künftigen Fachleute der Wirtschaft, sei „eine kontinuierliche Ausbildung unmöglich“.
Die Reaktion des Senats auf die Demo — zunächst einmal Unverständnis. „Das Verhältnis von Professoren zu Studenten ist in Bremen noch lange nicht so dramatisch, wie in anderen Städten, zum Beispiel Köln“, erklärte Rainer Köttgen, Abteilungsleiter für den Hochschulbereich, und erntete sofort ein Trillerpfeifkonzert. Köttgen war als Vertreter von Wissenschaftsenator Henning Scherf vor dem Haus erschienen. Wo sich sein „Kollege“ aufhalte, konnte Köttgen jedoch nicht sagen. Der wäre auf „irgendeinem Termin“. Erneutes Trillern.
Im weiteren Verlauf der erregten Straßendiskussion versuchte Köttgen abzuwiegeln. „Wir sind natürlich auch daran interessiert, daß die Stellen besetzt werden.“ Aber das gesetzlich vorgeschriebene Berufungsverfahren sei eben so langwierig, da könne er auch nichts weiter tun.
Das sahen die StudentInnen nicht ein. „Wir wollen eine Problemlösung und nicht daß der schwarze Peter geschoben wird“, empörte sich Jörg Roselieb, vom Sprecherkreis Management. Drittmittel und Bonner Unterstützung seien schließlich vorhanden. „Ich bin extra aus Frankfurt gekommen und jetzt weiß ich nicht mal ob es bis März überhaupt einen Prof für meinen Studienschwerpunkt gibt“.
Doch es geht den StudentInnen nicht nur um die Professorenstellen. Durch den Umzug des FB Wirtschaft aus der Uni in die Werderstraße (1988), haben sich auch noch andere Probleme angesammelt: Bis heute gibt es für die Wirtschaftsstudis keine Leihbibliothek, die Mensa am Neustadtswall ist zu klein und überfüllte Massenvorlesungen die Regel. Vor zwei Jahren wurden 1,2 Millionen Mark versprochen. Bisher hat man davon keinen Pfennig gesehen.
Nach etwa halbstündigem Schlagabtausch überreichten sie ihre Forderungen und setzten dem Senat ein Ultimatum. Bis nächsten Freitag wollen sie schriftlichen Bescheid über konkrete Schritte. „Wir lassen uns nicht über den Tisch ziehen“, rief eine Studentin. Rainer Köttgen gab sich verbindlich. „Wir werden uns noch einmal mit dem Hochschuldirektor zusammensetzen“, versprach er. Birgit Ziegenhagen
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