piwik no script img

Lars Penning Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Der 1893 in Salt Lake City geborene Regisseur Frank Borzage war ein Meister des Melodrams: Gerühmt seine Fähigkeit, tragische Schicksale ohne falsche Sentimentalität zu gestalten. Vor allem aber war Borzage ein Star­regisseur: Marlene Dietrich soll ihn 1936 für ihren ersten Film nach der Trennung von Josef von Sternberg ausdrücklich als Regisseur verlangt haben. Bei der Arbeit an „Desire“ traf Borzage auf Ernst Lubitsch, den Meister der eleganten Komödie und Produktionsleiter der Paramount. Ganz offensichtlich widmete Lubitsch einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit diesem Projekt: Der berühmte Lubitsch-Touch ist in der Geschichte einer Juwelendiebin (Dietrich), die durch die Liebe eines Automobilingenieurs (Gary Cooper) auf den Pfad der Tugend gebracht wird, überall spürbar. Insbesondere das Spiel mit der Erwartungshaltung des Publikums beherrschte Lubitsch auf sehr eigene Weise. In der zweiten Hälfte des Films entwickelt sich „Desire“ dann mehr in Richtung Melodram: nicht zuletzt, weil Dietrich eine aufwendig mit Pelzen, Federn und Glitter in Szene gesetzte Glamourgöttin ist – was dem Humor eher hinderlich, dem generellen Vergnügen jedoch nicht abträglich ist (OmU, 4. 1., 18 Uhr, Babylon Mitte).

Frederick Wisemans Dokumentarfilm „Monrovia, Indiana“ kann man getrost als kompletten Gegenentwurf zur demnächst in unseren Kinos anlaufenden Michael-Moore-Doku „Fahrenheit 11/9“ ansehen: Wo Moore laut, plakativ und immer etwas selbstgefällig zu ergründen versucht, wie die USA in die Hände eines „Politikers“ wie Donald Trump geraten konnten, begibt sich der sorgfältig und scharfsinnig beobachtende Wiseman mit seinem sehr viel leiseren und wie immer unkommentierten Film dorthin, wo Trump seine Wähler fand: in eine Kleinstadt in Indiana. Gemeinderatssitzungen, Festivitäten, Gespräche im Waffenladen: Wiseman porträtiert die Bewohner des ländlichen Amerika jenseits der Klischees. Ein komplexer Film, viel besser geeignet, die Menschen dort zu verstehen, als Moores linke Demagogie (OF, 7. 1., 19.30 Uhr, Arsenal 1).

Das Studio Universal gab Dennis Hopper nach dem großen kommerziellen Erfolg seiner Regiearbeit „Easy Rider“ für seinen nächsten Film Carte blanche. Hopper nutzte die Freiheiten und drehte mit „The Last Movie“ (1971) einen selbstreflexiven Metafilm über den Illusionscharakter des Kinos. Lange Zeit als verworrener Unsinn abgetan, verdeutlicht der Film im Rückblick, wie wichtig etwa die film­theo­retischen Überlegungen von Jean-Luc Godard für die Regisseure des New Hollywood waren (OmU, 5. 1., 21.30 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen