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Langsame Machtübergabe in NordkoreaKim junior steigt auf

Nordkoreas Diktator Kim Jong Il kränkelt und will seine Nachfolge regeln. Im ersten Parteitag seit 30 Jahren schiebt er seinen Sohn in die Führungsriege. Es bleibt bei der "Militär zuerst"-Doktrin.

Inszenierung der Macht: Nordkoreas Führer Kim Jong Il leitet den Parteitag vom Platz unter der dezenten Statue seines Vaters. (Offizielles Pressefoto der Staatlichen Nachrichtenagentur) Bild: kcna/reuters

SEOUL dpa | Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il hat seinen jüngsten Sohn praktisch zum künftigen Nachfolger ernannt und neuen Militärgesprächen mit Südkorea zugestimmt. Beim größten Treffen der Kommunistischen Arbeiterpartei seit 30 Jahren nahm der gesundheitlich angeschlagene Kim seinen zuvor zum General ernannten Sohn Kim Jong Un in die erweiterte Führungsriege der Partei auf, wie Staatsmedien am Mittwoch berichteten. Nach monatelangen Spannungen wollen sich die Streitkräfte Nord- und Südkoreas am Donnerstag erstmals wieder zu Militärgesprächen treffen.

Kim Jong Un wurde bei dem KP-Kongress in Pjöngjang am Dienstag als Mitglied in das Zentralkomitee berufen und zum Vizevorsitzenden der zentralen Militärkommission ernannt. Im Vorfeld hatte der Machthaber seinem Sohn bereits den Rang eines Vier-Sterne-Generals verliehen.

Als Vizevorsitzender der Militärkommission der Partei steht Kim Jong Un, der erst Ende 20 ist, direkt unter seinem 68-jährigen Vater. Den Berichten zufolge wurde auch der Generalstabschef der 1,2-Millionen-Mann starken Volksarmee, Ri Yong Ho, zum Stellvertreter Kim Jong Ils in dem Ausschuss berufen.

Das erste Treffen von Offizieren beider Länder seit fast zwei Jahren soll am Donnerstag im Grenzort Panmunjom stattfinden, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul am Mittwoch mit. Seoul machte zur Bedingung, dass auch über die Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffs im März gesprochen wird. Südkorea macht den Norden für den Untergang der "Cheonan" im Gelben Meer verantwortlich, bei dem 46 Soldaten getötet wurden. Nordkorea bestreitet eine Verwicklung.

Die Ahnenreihe der Despoten: Nordkoreas Gründer Kim Il Sung, sein Sohn und aktueller Diktator Kim Jong Il und die Person, die für dessen jüngsten Sohn gehalten wird, nämlich Kim Jong Un. Bild: reuters

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il hat mit den jüngsten personellen Maßnahmen nach Ansicht von Beobachtern seine Nachfolge auch formell angeleitet. Spekulationen um einen geplanten Machttransfer an den jüngsten Sohn gibt es schon länger. Der Diktator soll vor gut zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten haben. Das Aufrücken des Sohnes in hochrangige Positionen der Partei war erwartet worden. Damit solle Kim Jong Un, der politisch bisher nicht in Erscheinung getreten ist, auf höhere Aufgaben vorbereitet werden.

Kim Jong Il selbst wurde von der Delegiertenversammlung am Dienstag als Generalsekretär und damit als Parteichef bestätigt. Er steht seit dem Tod seines Vaters, des "ewigen Präsidenten" Kim Il Sung, im Juli 1994 an der Staatsspitze.

"Die Konferenz markierte ein bedeutendes Ereignis, das den revolutionären Glauben und Willen aller Parteimitglieder, Soldaten und der Bevölkerung demonstrierte", hieß es am Mittwoch in dem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Alle sollten die "Militär zuerst"-Politik von Kim Jong Il weiter unterstützen.

Außerdem wurden jeweils die Stellung der 64 Jahre alten Schwester des Machthabers, Kim Kyong Hui, und deren Mann, Jang Song Thaek, innerhalb der Partei gestärkt. Die beiden sollen nach Meinung von Beobachtern möglicherweise helfen, eine störungsfreie Machtübergabe an Kim Jong Un und damit die dynastische Erbfolge in dritter Generation zu gewährleisten.

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3 Kommentare

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  • O
    ole

    Nun braucht man ja nur noch einen Führer-Titel für den mythenumwobenen Thronfolger aus der gottgleichen Kim Dynastie. Das wird ein Spaß für Jung und Alt... nach diesmal hoffentlich nur 2jähriger angeordneter Staatstrauer um Kim Jong Il.

  • G
    guapito

    an Murat:

    Militär ist Mist, immer und überall!

    Das amerikanische ist dabei das Schlimmste da die ständig irgendwelche Länder überfallen!

  • M
    Murat

    Wo sind hier die ganzen Antimilitaristen? Die müssten doch eigentlich gegen das Militär in Nordkorea demonstrieren oder etwa nicht? Ach ne, lieber gegen die Südkoreaner und Amerikaner, man fällt seinen Brüdern ja nicht in den Rücken...