Lange genug zugeschaut: Wirklichkeit a.D.
Rudolf Langes Realitätsverlust nimmt totale Ausmaße an. Ausweglos verrennt er sich in seine halsstarrige Selbstgerechtigkeit und übersieht dabei neben vielem besonders eines: In der Schulpolitik gibt es nicht die einen und die anderen.
Kommentarvon SANDRA WILSDORF
Lange hätte Verbündete haben können, unter Lehrern, Eltern, Schülern. Doch er hat sich dem Dialog verweigert, als es noch keine Konfrontation war, und er ist kein Anwalt der Bildung, sondern ein Gehilfe des Sparsenators Peiner. Und so ist der gestrige Protest alles andere als zwangsläufig.
Und Lange? Der steht vor den Scherben seiner Politik und spricht über Besitzstandsdenken. Was bitte ist denn der Besitz von Schülern? Noch nicht mal jetzt haben sie die Schule, auf die sie eigentlich ein Recht haben. Zu fordern, dass es nicht noch schlechter wird, ist das Besitzstandsdenken? Und die Eltern? Horten die Besitzstände, weil sie nicht wollen, dass die Klassen ihrer Kinder noch größer, und ihre Chancen auf individuelle Förderung noch kleiner werden? Wohl kaum. Aber eigentlich meint Lange ja wohl auch die Lehrer und hat einfach nicht bemerkt, dass es nicht nur sie waren, die gegen ihn protestieren.
Was er dabei übersieht: Die Lehrer, die da gestern demonstriert haben, die taten das nicht für sich, sondern für ihre Schüler. Denn die sind es, die unter einem Unterricht leiden, den vernünftig vorzubereiten Lehrer keine Zeit haben. Schüler sind es, die in großen Klassen zu kurz kommen. Den Lehrern bleibt immer die Flucht in den autoritären Frontalunterricht. Der ist einfach. Aber auch von vorgestern.
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