piwik no script img

Landstrom für große SchiffeKreuzfahrer ans Kabel

Hamburg will nun doch den Schadstoffausstoß der Schiffe im Hafen begrenzen. Spätestens in zwei Jahren sollen sie Ökostrom aus der Steckdose beziehen.

Unter Strom: Am Terminal Altona sollen Kreuzfahrer wie die "Queen Elizabeth" Landstrom beziehen. Bild: dpa

Der Hamburger Hafen wird eine Landstromanlage erhalten. Das bestätigte die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde, Susanne Meinecke, auf Anfrage der taz. In zwei Jahren könnten Kreuzfahrtschiffe am Terminal Altona, der als erster umgerüstet werden soll, an die Steckdose angeschlossen werden. Derzeit ist ein Landstromkonzept in der internen Abstimmung zwischen den Hamburger Behörden. Mit einer abschließenden Befassung im Senat ist im August zu rechnen.

Gründe für die Verzögerungen beim Konzept, dessen Vorlage Wirtschaftssenator Frank Horch ursprünglich für April angekündigt hatte, sind die Kostenfrage und komplizierte Abstimmungen mit den Redereien. Für den Terminal Altona werden nach taz-Informationen Investitionen von sieben bis acht Millionen Euro veranschlagt.

Diese will die Stadt jedoch nicht vollständig selbst übernehmen. Da Finanzbehörde und Senat gerade an den Details des Haushaltsentwurfs für die Jahre 2013 und 2014 feilen, müssten Kosten für die Anbindung bereits jetzt berücksichtigt werden.

Landstrom statt Diesel

Am 9. Juli wurde in Oslo eine Landstromanbindung in Betrieb genommen für die Fähren der Color Line zwischen der norwegischen Hauptstadt und Kiel.

Verbrauch: Die beiden Fähren "Fantasy" und "Magic" verbrauche nach Angaben der Reederei übers Jahr etwa fünf Millionen Kilowattstunden "klimaneutralen Wasserkraftstrom.

Emissionen: Gegenüber dem Schiffsdiesel würden im Jahr etwa 3.000 Tonnen Kohlendioxid, 50 Tonnen Stickoxide, 2,5 Tonnen Schwefeldioxid und 0,75 Tonnen Feinstaub vermieden.

Kritik kommt von den Grünen: Horch, der noch vor einem Jahr einen Landstromanschluss abgelehnt habe, schaffe es nicht, dem Parlament Auskunft über den Stand seiner Planungen zu geben, aber den Fertigstellungstermin für eine Landstromversorgung in Altona kenne er schon. Das passe schlecht zusammen, sagte Fraktionschef Jens Kerstan. „Ich bin skeptisch, was die Substanz der Ankündigung des Senators betrifft.“

Zudem ziehen sich die Verhandlungen mit den Kreuzfahrtreedereien in die Länge. Diese Gespräche laufen bereits seit Herbst vorigen Jahres. Knackpunkt sind die Kosten für die Umrüstung der Schiffe, die weltweit viele verschiedene Häfen anlaufen und dort gar keine oder technisch immer wieder andere Anschlüsse vorfinden. Nach Angaben der Kreuzfahrtreederei Aida lägen die Kosten für Bordstrom, der mit den Schiffsmotoren erzeugt wird, zurzeit bei 13 Cent pro Kilowattstunde (KWh).

Nach Berechnungen der Firma Siemens, die an den Gesprächen beteiligt war, könnten Schiffe für etwa 16 Cent/KWh mit 100 Prozent ökologisch erzeugtem Strom beliefert werden. Die Anlagen seien an den Hamburger Terminals unproblematisch zu errichten, neue Kraftwerke würden nicht benötigt. „Landstrom“, so das Siemens-Fazit, „ist wettbewerbsfähig und wirtschaftlich.“

Das Ziel ist, den Schadstoffausstoß der Schiffe zu verringern. Selbst im Stand-by-Betrieb am Liegeplatz haben große Kreuzfahrer den Stromverbrauch einer Kleinstadt. Wenn der mit dem üblichen billigen und hochgiftigen Schweröl erzeugt wird, führt das zu hohen Emissionen an Kohlendioxid, Stickoxiden und Schwefel.

In einem zweiten Schritt könnten so genannte Power Barges zum Einsatz kommen. Diese Kraftwerksschiffe sollen mit Erdgas Strom und Wärme erzeugen und damit große Seeschiffe im Hafen versorgen. Der Ausstoß an Kohlendioxid könnte so um bis zu 25 Prozent gesenkt werden, Schwefel-, Stickoxid- und Partikelemissionen würden fast vollständig vermieden. Auf 20 Millionen Euro werden die Kosten für ein solches etwa 70 Meter langes Schiff geschätzt – noch aber gibt es eine Power Barge nur in Konstruktionsplänen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!