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„Landfriedensbrecher“ Robert Jungk

■ Die Hanauer Staatsanwaltschaft bringt den prominenten Atomkritiker im April vor Gericht / Robert Jungks Anwalt von Plottnitz zu der Zulassung der Anklage: „Absurder Versuch, Jungk zum Gewalttäter zu machen“

Berlin (taz) - Die Nachricht fällt mitten in den Hanauer Atomskandal: Dem Salzburger Zukunftsforscher und AKW–Kritiker Robert Jungk soll wegen Landfriedensbruch (§125) und Aufrufen zu Gewalttaten (§111) im April dieses Jahres der Prozeß gemacht werden. Oberstaatsanwalt Ort bestätigte gestern gegenüber der taz, daß das Schöffengericht Hanau die Anklage zugelassen und den Termin für die Hauptverhandlung festgesetzt habe. Mit seinen Äußerungen „Macht kaputt was euch kaputt macht“ und „gewaltfrei oder militant, Hauptsache Widerstand“ habe Jungk auf der Hanau– Demonstration am 8.November 1986 zu Straftaten ermuntert. Der Oberstaatsanwalt räumte zwar ein, daß Jungk bekannt sei für sein Eintreten für Gewaltfreiheit, aber „umso erstaunlicher waren seine Äußerungen“. Die Anklage gegen Jungk war schon im August vorigen Jahres erhoben worden. Seitdem ruhte das Verfahren. Das Gericht habe jetzt bestätigt, daß „ein hinreichender Tatverdacht gegeben“ sei, sagte Ort. Der Vorwurf des Landfriedensbruch wird von der Hanauer Staatsanwaltschaft mit der „dritten Alternative dieses Paragraphen“ begründet: Jungk habe als „Anheizer“ auf die Menschenmenge eingewirkt und sie zum Landfriedensbruch aufgefordert. Rechtsanwalt Rupert von Plottnitz, dessen Kanzlei Jungk vertritt, kritisierte das Verfahren als „absurden Versuch, Robert Jungk zu einem politischen Gewalttäter zu stempeln“. Man gewinne den Eindruck, daß Atomkritiker vom Range eines Robert Jungk zügig verfolgt werden, wenn es aber um die Täter im Hanauer Atomkomplex gehe, zeige sich dieselbe Staatsanwaltschaft äußerst behäbig. Die Rechtsvertreter Jungks wehren sich dagegen, daß gegen ihren Mandanten verhandelt werde, ohne daß das ganze Ausmaß des Skandals um die Hanauer Firmen auch nur annähernd geklärt sei. Die Auseinandersetzung um die Thesen von Anders habe gezeigt, wo Jungk stehe. Seine Rede von Hanau sei nichts anderes gewesen als ein Aufruf zu politischem Widerstand. Zur Besonderheit des zeitlichen Zusammenfallens des Atomskandals mit dem Verfahren gegen Jungk, erklärte Oberstaatsanwalt Ort, dies sei in keiner Weise beabsichtigt gewesen. Auf einer im März geplanten Demonstration gegen die Hanauer Atombetriebe soll Jungk als Redner auf der Kundgebung sprechen. -man–

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