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Landesweit Schlangestehen wegen der D-Mark

■ Vorletzte Etappe der Währungsunion mit Hindernissen / Falsche Stempel und fehlende Formulare von der Deutschen Bundesbank sorgten für Aufregung / Ob in der Hauptstadt, Halle, Chemnitz oder anderswo: Bei Sparkassen fiel die Mittagspause aus, trotzdem war viel Geduld vonnöten

Berlin (ap) - Mit der Abgabe der ersten Anträge auf die Umstellung von Guthaben hat am Montag mit einigen Hindernissen die vorletzte Etappe der deutsch-deutschen Währungsunion begonnen. Wie schon bei der Ausgabe der Formulare, die am Dienstag vergangener Woche begann, bildeten sich vor Banken, Sparkassen und Postämtern lange Warteschlangen.

Falsche Stempel und noch nicht eingetroffene Formulare der Auszahlungsquittungen für D-Mark, die die Deutsche Bundesbank in Frankfurt/Main zur Verfügung stellt, hätten eine Stunde vor Öffnung der Erfurter Sparkasse am Anger für Aufregung unter den Angestellten gesorgt, berichtete 'adn‘. Trotzdem habe die Filiale pünktlich um acht Uhr geöffnet, sagte die Leiterin. Eilig seien die für die Umstellung nötigen Materialien noch herbeigeholt worden. Um den großen Andrang bei Entgegennahme der Umstellungsanträge an den zehn Schaltern zu bewältigen, hätten die Sparkassenangestellten keine Mittagspause gemacht. Für die Bedienung der Kunden arbeiteten auch Angestellte mit, die bereits im Ruhestand seien.

Vor der Sparkasse am Berliner Alexanderplatz war die Menschenschlange bei strömendem Regen laut 'adn‘ vorübergehend 50 Meter lang. Es hätten sich auch Leute einreihen müssen, die ein Konto hätten eröffnen wollen. „Glücklich können sich jene schätzen, die ihr Geld der Post anvertraut haben“, schrieb die Agentur. Nicht viel mehr als zehn „Umsteller“ hätten vor der extra eingerichteten „Bankkabine“ im Postamt Rathausstraße gestanden.

Schon vor der Öffnung hätten Tausende von Dresdenern die Zweigstellen von Stadtsparkasse und Deutscher Post im Stadtgebiet belagert, um ihre Anträge für die Währungsumstellung abzugeben.

Lange Menschenschlangen hätten sich auch vor den meisten Sparkassen und anderen Kreditinstituten in Chemnitz gebildet. Vor der Zweigstelle Karl-Marx-Allee im Stadtzentrum hätten sich trotz Regens bereits kurz nach sechs Uhr die ersten Antragsteller eingefunden. Die Angestellten der Sparkassen würden von Mitarbeitern aus örtlichen Staatsorganen und aus bayerischen Sparkassen unterstützt.

Auch in Halle standen bereits gegen sechs Uhr Menschen vor den 40 Kassen und Postämtern. Um an die Spitze der später bis zu 50 Meter langen Reihen zu gelangen, hätten sie Wartezeiten bis zu zwei Stunden in Kauf genommen.

Die Kontoinhaber können die Anträge auf Umwandlung ihrer DDR-Mark-Guthaben in D-Mark bis zum 6. Juli abgeben. Schon am 1.Juli, einem Sonntag, beginnt mit der Auszahlung der ersten D-Mark-Bestände die letzte heiße Phase der Eingliederung der DDR in das Währungsgebiet der D-Mark.

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