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Landes–Holding scheitert an Schiffbaukrise

■ Der Bremer Werftenverbund wollte alle Werften retten und Jobs nur langsam vernichten / Durch Pleite einer Werft in Bremerhaven scheinen Massenentlassungen unvermeidlich

Aus Bremen Michael Weisfeld

Bisher galt er als eine erfolgreiche und vor allem sozial verträgliche Lösung, fast eine Insel der Seligen in der weltweiten Schiffbaukrise: der Bremer Werftenverbund, in dem unter der Regie der Landesregierung alle großen Schiffbaubetriebe des Unterweser–Gebiets zusammensgeschlossen sind. Konkurse und Massenentlassungen hat es seit dem Zusammenbruch der AG „Weser“ vor vier Jahren nicht mehr gegeben, obwohl die privaten Unternehmen Krupp, Thyssen–Bornemisza, Hapag Lloyd und andere sich völlig aus der maroden Branche zurückgezogen haben. Sozialdemokratische Spitzenbeamte traten an die Stelle der „großen Familien“ und brachten die Werften mit Staatsknete und manchmal gewagten Finanzkunststücken über die Runden. Nicht gerade mit Erfolgen, aber immerhin konnten alle Werftstandorte gehalten werden, und größere Verluste an Arbeitsplätzen gab es nicht. Bis jetzt. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, daß die beiden Verbundwerften Seebeck und Schichau Unterweser AG (SUAG) fusionieren sollen. Die kleinere SUAG würde dabei praktisch stillgelegt werden. Nach Vorstandsangaben sollen mehr als 400 Jobs verlorengehen, Betriebsräte rechnen mit bis zu tausend. Selbst wenn nur die Vorstandszahlen stimmen: Sein Versprechen, keine Werftarbeiter zu entlassen, sondern allein über Frühverrentungen die Belegschaftszahlen herunterzufahren, kann der Senat nicht halten. Das hat der Vorstand des Verbundes Ende letzter Woche in Verhandlungen mit der IG Metall eingestanden. Für die Belegschaften hat der Werftenverbund dadurch nicht mehr Sinn als die Ruhrkohle–AG für die Kumpel des Bergbau–Reviers, die planmäßig Gruben stilllegte. Die IG Metall stellte sich in diesen Tagen erstmals quer. Von Anfang an hatte sie die Konzeption des Werftenverbundes mitgetragen und den „sanften“ Abbau von Arbeitsplätzen akzeptiert. „Unter diesen Bedingungen haben wir dem Verbund nicht zugestimmt“, sagte IG Metall–Bezirksleiter Frank Teichmüller zur taz. Aber mehr noch: Die IG Metall widersetzt sich der Fusion grundsätzlich. Teichmüller: „Die Werften sollen im Verbund möglichst eng zusammenarbeiten - aber selbstständig bleiben.“ Deshalb forderte die IG Metall bei den Verhandlungen am vergangenen Freitag, daß die SUAG–Werft erhalten bleibt. Sie befürchtet, daß mit dem traditionsreichen Namen auch der Kundenstamm verlorengeht und damit Beschäftigung für den Verbund. Ohne Einigung gingen die Verhandlungspartner auseinander. Kurz vor der Aufsichtsratssitzung am 15. April wollen sie sich noch einmal zusammensetzen. Denn der Aufsichtsrat soll dann die Zukunftspläne für den ganzen Verbund verabschieden, also auch über die Fusion entscheiden. Dabei geht es um 112 Millionen Mark Staatsgelder, die vom Bund und vom Land Bremen als „Strukturhilfe“ für die Werften bereitgehalten werden. Bis zum Ende dieses Jahres werden diese Millionen fließen, wenn die Werften Konzepte vorlegen, in denen beschrieben ist, wie sie Belegschaft und Kapazität abbauen, und die Vorstände haben entsprechende Papiere ausgetüftelt. Daß bei den beiden Bremerhavener Werften so weitreichende Konsequenzen gezogen wird, hat einen einfachen Grund: Eine der beiden, die Seebeck–Werft hat ereilt, was mittels des Verbundes umschifft werden sollte: Sie ist pleite. Wie fast alle europäischen Werften hat Seebeck in der Vergangenheit Schiffe gebaut, um „im Markt zu bleiben“, dabei aber Verluste anstatt Gewinne eingefahren. Die Fusion mit der SUAG, die schwarze Zahlen schreibt, soll Seebeck nun am Leben erhalten.

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