Land Art im Piemont: Subjektive Aussicht
Ein Land-Art-Projekt zum Erwandern, das die französische und die italienische Seite der Westalpen verbindet, verführt zum Nachdenken.
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Wer sagt, dass ein Berg immer ein Berg, eine Aussicht immer eine Aussicht sein muss? „Landschaft ist subjektiv“, sagt der französische Künstler Jean François Marc, „eine Interpretation von Raum zu einem bestimmten Zeitpunkt.“ Was er damit meint, versucht er im Rahmen des Projekts „Sentier arte & natura“ sinnlich erfahrbar zu machen, das die benachbarten Täler Queyras in den französischen Westalpen und Valle Varaita in der italienischen Region Piemont verbinden soll.
Marcs „Armatura di alberi“ wirkt wie ein Fenster mitten in der Natur. Sie erlaubt dem Betrachter unterschiedlich begrenzte Blicke auf die zu beiden Seiten liegenden Berge, lädt ihn aber auch dazu ein, sich selbst als vorübergehenden Bestandteil der Landschaft zu begreifen.
„Land art“ nennen die Initiatoren das Projekt, für das sie 2010 und 2011 insgesamt 15 Aktions-Künstlerinnen und -Künstler in das Gebiet rund um den Monviso, den höchsten Berg der Westalpen, eingeladen haben. Arbeiten sollten sie dort ausschließlich mit den vorhandenen Materialien. Die Finanzierung stammt aus diversen Fördertöpfen der beiden Regionen Piemont und Provence-Alpes-Côte dAzur sowie der EU - schließlich soll die Verbindung von Kunst und Natur zu einem ökologisch orientierten Alpentourismus inspirieren.
Tipps zum Land-Art Projekt gibt es im Internet unter: www.vallevaraita.cn.it und fr.sentier-san.eu
Eine Ausstellung in der Residenzgalerie Salzburg zeigt die Veränderung und veränderte Wahrnehmung des Alpenraumes in der bildenden Kunst seit dem späten 18. und frühen 19. Jh. Der Bogen spannt sich von der Darstellung unberührter, heroischer Alpenwelten über das "wildromantische" Gebirge in der Biedermeierlandschaft bis hin zur vielfältigen Auseinandersetzung mit dem Alpinen in der zeitgenössischen Kunst.
Termin Die Ausstellung läuft bis zum 6. November, Residenzgalerie Salzburg, Residenzplatz 1, 5010 Salzburg, Tel. +43 662 840451-0, www.residenzgalerie.at
Das Ergebnis ist teilweise durchaus poetisch. Claire Boucl etwa hat traditionelle florale Muster von geklöppelten Spitzen aus der Region in ein transparentes Bild aus Reisig und Zweigen übersetzt, das nun an feinen Drähten am Rande einer Lichtung des Aleve-Walds schwebt.
Wer es sehen will, muss allerdings einige Mühe auf sich nehmen: Wie die meisten Installationen auf der italienischen Seite findet es sich auf dem Wanderweg von Castello hoch zum Rifugio Bagnour, auf dem in etwa zwei Stunden ordentlich Höhenmeter zu überwinden sind.
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