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Lambsdorff entkam der Vierteilung

■ Zahmer Bundeskongreß der FDP-Frauen / Berliner Parteitag wählte linksliberale Vorsitzende

Hamburg (taz) - Beim dritten Bundesfrauenkongreß der FDP am Sonnabend in Hamburg hat kaum eine der rund 400 Teilnehmerinnen die Hand gegen den anwesenden FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff erhoben. Unmutsäußerungen wie die der Auricher FDP-Kreisvorsitzenden Thea Koch, „vierteilen wäre zu einfach“ und „wenn es in puncto Schwangerschaftsabbruch beim Wohnortprinzip geblieben wäre, hätte ich die Frauen in der Partei zur Arbeitsniederlegung aufgefordert“, waren eher die Ausnahme. Lambsdorff war während der Verhandlungen zum zweiten Staatsvertrag in der Abtreibungsfrage grandios umgefallen. Jetzt plädierte er für eine Fristenlösung mit Beratung in Gesamtdeutschland.

Weil die letzten vierzehn Tage „das Faß zum Überlaufen gebracht haben“, so die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Irmgard Adam-Schwaetzer, gründeten 40 Frauen am Rande des Kongresses die unabhängige Bundesorganisation „Verein Liberaler Frauen“. Die neue Organisation soll analog zur Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen über ein eigenes Etatrecht verfügen und eine unabhängige Öffentlichkeitsarbeit betreiben können. Innerhalb der FDP gibt es bisher statt einer Quotenregelung nur einen Frauenförderplan, der nach Übereinstimmung der Kongreßteilnehmerinnen nichts gebracht hat. Mit großer Mehrheit wurde eine Empfehlung an das künftige gesamtdeutsche Parlament ausgesprochen, nach dem 2. Dezember unverzüglich eine einheitliche Fristenlösung mit Rechtsanspruch auf anonyme Beratung zu verabschieden.

Trendwechsel bei

Berliner Liberalen

Berlin (taz) - Trendwechsel bei den Liberalen und möglicherweise der erste Schritt in Richtung einer sozialliberalen Koalition: auf dem Vereinigungsparteitag der Berliner Liberalen am vergangenen Samstag hat sich überraschend die linksliberale Carola von Braun (47) gegen den bisher amtierenden Vorsitzenden Hermann Oxfort (61) durchgesetzt. Von Braun, die als Frauenbeauftragte im rot -grünen Senat arbeitet, lag nach einer Kampfabstimmung mit 447 von 716 Stimmen klar vor dem konservativen Oxfort, den nur 259 Delegierte unterstützten.

Die Westberliner FDP scheiterte im Januar 1989 an der Fünf -Prozent-Hürde - sie bekam nur 3,9 Prozent der Stimmen. Obwohl die Liberalen in Ost-Berlin einen Vertreter im Parlament haben, fiel ihr Ergebnis bei den Stadtverordnetenwahlen im Mai dieses Jahres noch schlechter aus. Der BFD und die Ost-FDP schafften zusammen nur 2,2 Prozent.

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