Lakers verpatzen Start in NBA-Saison: Desorientierter Hühnerhaufen

Beim Saisonauftakt verderben ausgerechnet die ersatzgeschwächten Dallas Mavericks dem Titelaspiranten aus Los Angeles das Spiel.

Staunende Stars: Dwight Howard, Kobe Bryant und Pau Gasol schauen zu, wie Elton Brand trifft. Bild: reuters

Nein, so hatten sich das die Stars nicht vorgestellt. Weder die auf dem Platz noch die auf den Rängen. Die Fußballer David Beckham und Robbie Keane, der Profiboxer Floyd Mayweather jr., Popsängerin Katy Perry und das übliche Aufgebot an Hollywoodgrößen hatten sich aus dem nahe gelegenen Beverly Hills herüberbequemt, um zu überprüfen, ob das frisch zusammengekaufte Dream Team der Los Angeles Lakers die hochgesteckten Erwartungen erfüllen würde.

Die erste Bestandsaufnahme ergab: vorerst nicht. Nicht nur verlor der Meisterschaftsfavorit den Heimauftakt 91:99 gegen die dezimierten Dallas Mavericks: Schon kurz nach der Pause zeigte sich das anspruchsvolle Publikum wenig amüsiert und begann, die hochkarätigen Neuzugänge Dwight Howard und Steve Nash auszupfeifen.

Kein Wunder: Schließlich hatte sich Lakers-Star Kobe Bryant vor dem Spiel ein Mikrofon gegriffen und dem von 16 NBA-Titeln verwöhnten Zuschauern in der Arena versprochen, „eine weitere Meisterschaft dorthin zurückzubringen, wo sie hingehört, zurück nach Los Angeles“.

Jede Lakers-Mannschaft wird an den legendären Teams um Magic Johnson aus den achtziger Jahren gemessen, die Basketball zur „Showtime“ beförderten. Bryant, der aktuelle Zirkusdirektor der Glamour-Franchise der NBA, weiß, was er diesem Image schuldig ist: „Lasst uns mit der Party anfangen“, sagte er. Und: „Genießt die Show!“

Verspielter Sieg an der Freiwurflinie

Statt einer Show gab es allerdings vor allem ein Fehlerfestival zu sehen. Vor allem Dwight Howard zeigte sich beeindruckt von den hohen Erwartungen. Der wohl beste Center-Spieler der Welt sammelte zwar 19 Punkte und 10 Rebounds, verspielte aber den Sieg an der Freiwurflinie. Nur 3 von 14 Versuchen brachte er im Korb unter – selbst für den traditionell freiwurfschwachen Howard eine unterirdische Quote.

Noch mehr Anlass zur Sorge um die Ambitionen der Lakers, den Titelverteidiger Miami Heat zu entthronen, der mit einem überzeugenden 120:107-Sieg gegen die Boston Celtics in die neue Spielzeit startete, bot allerdings Steve Nash.

Der mittlerweile 38-jährige Guard, der acht Jahre lang das Spiel der Phoenix Suns gemacht hat, bevor er nach Los Angeles wechselte, wirkte wie ein Fremdkörper in der Offensive. Ob der ewig jungenhaft wirkende Kanadier nun doch noch seinem Alter Tribut zu zollen hat oder ob er sich nur an das für ihn ungewohnte Angriffssystem der Lakers gewöhnen muss, wird der weitere Saisonverlauf zeigen.

Neu formiertes Dream Team

Vorerst noch wirkt das neu formierte Dream Team jedenfalls eher wie ein desorientierter Hühnerhaufen, während die ebenfalls komplett runderneuerten Mavericks, denen manche Experten sogar zutrauen, die Play-offs zu verpassen, einen überraschend soliden und ausgeglichenen Eindruck hinterließen. Der Auftaktsieg war umso überraschender, als er ohne Dirk Nowitzki zustande kam, der in der vergangenen Woche am rechten Knie operiert wurde und noch mindestens weitere sechs Wochen ausfallen wird.

Neben Nowitzki fehlten auch der neu verpflichtete Center Chris Kaman, der ebenfalls noch eine Verletzung auskuriert, und Delonte West. Den Aufbauspieler hatten die Mavericks am Tag vor dem Saisonbeginn überraschend gefeuert.

West galt als schwieriger Charakter, nahm Medikamente gegen eine bei ihm diagnostizierte manisch-depressive Erkrankung und war während der Vorbereitung zweimal suspendiert worden. Nach einer angeblichen Auseinandersetzung in der Umkleidekabine wurden Gerüchte kolportiert, dass die Mavs befürchteten, der nahezu ganzkörpertätowierte West könnte einen negativen Einfluss auf die jungen Spieler im Kader haben.

Böse Zungen allerdings behaupten, die Verantwortlichen in Dallas hätten bloß die Möglichkeit genutzt, ihren Kader auf die Sollstärke von 15 Profis zu reduzieren. Denn nur wenige Tage zuvor hatten sie den Center Eddy Curry verpflichtet, der sich gegen die Lakers gut einführte. Sehr zum Missfallen der Starparade in Los Angeles.

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