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Ladenschluss im HauptbahnhofDer Verkaufskampf geht weiter

Obwohl der Senat den Sonntagsverkauf im Hauptbahnhof untersagt hat, haben alle 30 Geschäfte außer einem geöffnet. Gerüchte um ein Hausverbot für das Ordnungsamt weist die Bahn zurück.

Auch Anti-AKW-Gegner wollen vielleicht im Hauptbahnhof shoppen Bild: dpa

Sonntag, 12.15 Uhr, High Noon bei "Strauss Innovation": Eine Polizistin in Uniform, blond, Pferdeschwanz, betritt das Geschäft im Hauptbahnhof. Wird sie die Verkäuferinnen zur Rede stellen, weil sie trotz Verbots am Sonntag weiter Schuhe und T-shirts verkaufen?

12.20 Uhr. Die Verkäuferinnen können aufatmen. Die Beamtin geht nicht zur Kasse, sie wühlt sich durch die Krabbeltische. Auf das Verbot der Sonntagsöffnung angesprochen, reagiert sie pampig: "Ich shoppe nicht!" Kontrollieren will sie aber auch nicht. Sie zeigt auf ihr Polizeiabzeichen: "Ich komme aus Brandenburg." Soll wohl heißen - die spinnen, die Berliner. "An jedem großen Bahnhof in Deutschland kann man sonntags einkaufen", sagt die Brandenburger Beamtin. "Sogar in Düsseldorf".

Nicht nur Strauss hat an diesem Sonntag geöffnet, sondern auch "Tom Tailor". Der Laden ist voll, die Verkäuferin sagt: "Sonntag ist der Tag, an dem wir mit Abstand den meisten Umsatz machen." Dass Tom Tailor an auch an diesem Sonntag offen haben würde, stand von vorneherein fest, sagt sie. Dabei hatte Verbraucherschutzsenatorin Katrin Lompscher (Linke) am Dienstag klar gemacht, dass das Ladenschlussgesetz nun auch im Hauptbahnhof angewandt werde - inclusive Abmahnung und Bußgelder. Erlaubt sei künfig nur noch der Verkauf von Reisebedarf. T-Shirts von Strauss und Jacken von Tom Tailor gehören nicht dazu.

12.45 Uhr, Ebene eins. Auf der Wache der Bundespolizei ist nichts los, kein Täter, nirgends. Und der Verstoß gegen das Ladenschlussgesetzt? "Sind wir nicht zuständig", teilt die diensthabende Beamtin mit, "zuständig ist die zuständige Landespolizei." Wird denn die Bundespolizei die Berliner Polizei informieren? "Ob wir die Berliner Polizei informieren?", zögert die Beamtin. "Warum denn? Wir sind doch gar nicht zuständig."

Voll ist der Hauptbahnhof, die meisten Männer mittleren Alters humpeln, 42 Kilometer Marathon gehen nicht an jedem spurlos vorbei. Zur Spreeseite hängt bei "Calida Body Wear" ein Schild: "Vorübergehend haben wir Sonntags geschlossen". Schön blöd oder schön vorsichtig? Im Schmuckgeschäft nebenan verrät eine Verkäuferin, dass die Bahn dem Ordnungsamt Hausverbot erteilt habe. Ein Bahnsprecher wird am Nachmittag dementieren. "Das halte ich für absurd."

Absurd? Bereits am Vortag hat der für das Ordnungsamt zuständige Stadtrat von Mitte, Carsten Spallek (CDU) mitteilen lassen, dass der Hauptbahnhof Privatgelände sei: "Wir können nur Anzeigen verfolgen und Bußgelder vergeben." Eine Anzeige habe bis Freitag aber nicht vorgelegen.

Bis Sonntag offenbar auch nicht. Der Verkaufskampf geht weiter.

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2 Kommentare

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  • RF
    Ricco Fritz

    Selten so einen Unfug gelesen. Gewerberecht findet ja nun fast immer auf Privatgelände statt. Sonst gäbe es keine Lokalkontrollen, keinen Rummel-TÜV, keine Nichtraucherlokale ...

    Tarifrecht fällt auch aus, gearbeitet wird schließlich auf Privatgelände. Kinder verprügeln? Privatgelände!

    Lebensmittelkontrollen. Ist nicht, Privatgelände.

    Na, lieber Uwe Rada, das war wohl etwas ungenau ;-)

  • J
    jack

    Anti-AKW-Gegner steht unter dem Bild.

    Sind hier wirklich die Befürworter der Kernenergie gemeint? Haupsache gegen, besser einmal zu viel als einmal zu wenig, schien hier die Einstellung des Verfassers gewesen zu sein...