: Labour Partei mit neuem Selbstbewußtsein
■ Die britische Labour Partei beginnt ihren Parteitag in Blackpool / Kompromißresolution in der Frage des Atomausstiegs
Aus London Rolf Paasch
Parteichef Neil Kinnock ließ sich selbst von der Attacke des US– Verteidigungsministers Caspar Weinberger auf eine zukünftige Labour–Regierung nicht aus der Fassung bringen. Es bleibe dabei: Labour werde alle nuklearen US– Stützpunkte auf den britischen Inseln schließen. Und Weinbergers Unterstellung, daß ein atomwaffenfreies Großbritannien die NATO destabilisiere, „stimmt einfach nicht“, konterte der aussichtsreichste Kandidat auf Maggies Thron am Sonntag vor den Parteitagsdelegierten im nordenglischen Blackpool. Die Labour Party hat nach der katastrophalen Wahlschlappe von 1983 wieder mit neuem Selbstbewußtsein zu neuer Einheit gefunden. Selbst in der umstrittenen Frage des Ausstiegs aus der Atomenergie konnten sich die eher gemütlichen Aussteiger im Parteivorstand mit den Sofortaussteigern unter der Führung von Bergarbeiterchef Arthur Scargill für den kommenden Mittwoch auf eine Kompromißresolution einigen: Ausgestiegen wird, aber nicht wie von „Greenpeace“ u.a. gefordert, innerhalb einer Legislaturperiode. Angesichts solch ungewohnter Kompromißbereitschaft blieben selbst die Auseinandersetzungen über die Höhe zukünftiger Umverteilung im Hintergrund. Während Möchtegern–Schatzkanzler Roy Hatterley nur die von Frau Thatcher den Reichen zugeführten 3,6 Mrd. Pfund (rund 11 Mrd.) wieder an die Bedürftigen zurückgeben will, fordert die sogenannte „weiche Linke“ eine Umverteilung in größerem Umfang. Und da dieser Parteitag vermutlich der letzte vor den nächsten Wahlen sein wird, ließ sich die Parteiführung auch ausnahmsweise einmal dazu überreden, etwas für die Frauen zu tun. Man holte die Debatte über Frauenfragen aus dem Winkel des letzten Konferenznachmittags und setzte sie demonstrativ an den Anfang des Parteitages. Das von den Frauen beantragte Frauenministerium mit Kabinettsrang wurde zwar gegen den Rat der Parteiführung durchgesetzt; die knappe Mehrheit reichte allerdings nicht dazu aus, das Frauenressort auch automatisch in das Wahlkampf–Programm mit aufzunehmen.
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