: „La Belle“: Merkwürdige Pannen
■ Verfassungsschutz deckte den späteren Drahtzieher des Attentats auf Diskothek „La Belle“
Berlin (taz) — Nach Informationen der taz hätte die Polizei in den letzten Jahren mehrfach die Gelegenheit gehabt, den späteren mutmaßlichen Drahtzieher des Attentats auf die Diskothek „La Belle“ zu verhaften — wenn sie vom Berliner Landesamt für Verfassungsschutz informiert worden wäre. Nach dem jetzigen Ermittlungsstand zur Aufklärung des Attentats, bei dem am 5. April 1986 drei Menschen getötet und über 200 Personen verletzt worden waren, wurde der Anschlag maßgeblich von dem staatenlosen Palästinenser Jassir Chraidi organisiert. Chraidi agierte aus der Ostberliner libyschen Botschaft und steuerte nach detaillierten Berichten der Stasi von dort den Anschlag. Obwohl nach Chraidi wegen eines Mordes in West-Berlin seit Juli 1984 gefahndet wird, hielt er sich dort mehrfach unbehelligt auf. Im Gegensatz zur Polizei war dies dem Verfassungsschutz bekannt. Wie aus einem der taz vorliegenden Schriftstück hervorgeht, ist Chraidi nach dem Mord 1984, dessen politisches Motiv aus außenpolitischen Gründen vertuscht wurde, mehrmals unter dem Decknamen „Yousef Salam“ in West-Berlin gewesen, zuletzt eine Woche vor dem Attentat. Der Verfassungsschutz wußte Bescheid. SEITE 5
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