: La-Belle-Attentäter
■ Verdächtiger im Libanon in Haft
Berlin (AFP) – Einer der Tatverdächtigen des Anschlags auf die Berliner Diskothek La Belle sitzt seit 1992 in einem Gefängnis im Libanon. Wie der Berliner Justizsprecher Frank Thiel gestern mitteilte, bemüht sich die deutsche Botschaft in Beirut seit August 1993 um die Auslieferung von Jussef C. Der staatenlose Palästinenser werde seit 1990 wegen gemeinschaftlichen Mordes von der Berliner Justiz gesucht. Seit November 1992 sei sie bereits von der Festnahme des Beschuldigten im Libanon unterrichtet. Jussef C. wird vorgeworfen, im April 1986 gemeinsam mit einem zweiten Verdächtigen den Anschlag auf das Tanzlokal verübt zu haben, bei dem drei Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt worden waren.
Thiel zufolge arbeiteten beide Hauptverdächtigen damals im libyschen Volksbüro in Ost-Berlin. Da zwischen Deutschland und dem Libanon kein Auslieferungsabkommen besteht, müssen die libanesischen Behörden wegen des Begehrens der Berliner Justiz eine Einzelfallprüfung vornehmen. Wie lange dies noch dauern wird, sei nicht absehbar, teilte Justizsprecherin Uta Fölster mit. Ob auch gegen den zweiten Verdächtigen ein Haftbefehl besteht, konnte sie nicht sagen.
Ein erster Prozeß wegen des La- Belle-Attentats, das vor allem den dort verkehrenden Angehörigen der US-Streitkräfte galt, war im April 1993 vor dem Berliner Landgericht eröffnet worden. Da sich der Hauptbelastungszeuge jedoch weigerte, von seinem Wohnort in Norwegen nach Deutschland zu reisen, war der Prozeß bereits eine Woche später abgebrochen worden.
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