piwik no script img

LKW-Fahrer verurteiltGeldstrafe für tödlichen Radunfall

Amtsgericht Berlin verurteilt Lkw-Fahrer, der beim Abbiegen in Prenzlauer Berg eine Fahrradfahrerin totgefahren hat.

So schnell, dass sie schnell mal übersehen werden: Radfahrer in Berlin Bild: ap

Ein Augenblick der Unachtsamkeit eines Lastwagenfahrers kostete eine Radfahrerin am Morgen des 24. Juni 2009 das Leben. Am Donnerstag ist der 33-jährige Kraftfahrer vom Amtsgericht zu 2.800 Euro Geldstrafe wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Der Angeklagte hatte die Angestellte mit seinem Lastwagen übersehen, als er in Prenzlauer Berg rechts in die Prenzlauer Allee einbog. Die 34 Jahre alte Berlinerin wurde von dem Fahrzeug überrollt und 40 Meter mitgeschleift. Sie verstarb noch am Unfallort.

Das Gericht warf dem Angeklagten vor, dass er bei der Änderung seiner Fahrtrichtung nicht in den Spiegel geschaut habe. Dann hätte er die Frau sehen können und müssen. Auch wenn die Radlerin möglicherweise längere Zeit im toten Winkel des Lastzugs auf dem Radweg fuhr, hätte der Kraftfahrer mindestens zwei Sekunden Zeit gehabt, sie zu sehen.

Der Blick in den Spiegel sei zumutbar und erforderlich, argumentierte das Gericht. Es sei allen bekannt, dass in Berlin im Sommer zahlreiche Radfahrer auf der Straße sind. Bekannt sei auch, dass das Abbiegen nach rechts zu einer tödlichen Gefahr werden kann.

Der Angeklagte hatte im Prozess geschwiegen. Sein Anwalt hatte auf Freispruch plädiert, da keine Sorgfaltsverletzungen vorgelegen hätten. Die 34-Jährige war die erste von neun Radfahrern und Radfahrerinnen, die voriges Jahr auf Berlins Straßen zu Tode kamen.

Der Ehemann der Verunglückten erklärte, die Familie sei gekränkt, weil von dem Kraftfahrer kein einziges Wort des Bedauerns ausgesprochen worden sei. Das Strafmaß entspricht vergleichbar tragischen Fällen, sagte der Richter. (dpa)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • D
    Dachser

    Ich habe einen Bericht zu diesem Fall in der Abendschau gesehen. Dort kamen 3 Zeugen zu Wort, von denen hier überhaupt keine Rede ist. Alle beschrieben das die Frau gesehen hat das der LKW abbiegt. Sie hättte nicht nur Hey Hey rufen sollen und an die Ladefläche klopfen sollen sondern einfach mal bremsen.

     

    Wir wissen doch alle das die Berliner Radfahrer auch nicht gerade ein Vorbild in Punkto rücksichtnahme sind.

     

    Tragisch das Sie verstorben ist, aber selber schuld. Wie kommt sonst so eine lächerlich Strafe zu stande?

     

    Wen der LKW Fahrer die alleinige Schuld hätte, würde er mehr als 2800 Euro, KEINEN Punkt und KEIN Fahrverbot bekommen.

  • M
    Mac-Lennox

    Geehrte Jacqueline,

     

    auch wenn ich ihre Empörung verstehen kann, ist die Bezeichnung "Mörder" völlig fehl am Platz. Ein Mörder ist eine Person, die durch planvolles Handeln einen anderen Menschen tötet, wobei die Motivation schon beinahe vernachlässigt werden kann.

     

    Unterstellen sie dem LKW-Fahrer tatsächlich dieses planvolle Handeln? Dann sind sie ein Übermensch, weil sie Gedanken lesen können und das aus großer Entfernung. Glückwunsch!

     

    Ansonsten wünsche ich ihnen, dass sie niemals in eine ähnliche Situation geraten, weil sie dann entsprechende Konsequenzen ziehen müssten.

  • KS
    kleiner Spinner

    Ich stimme Joachim Schulz zu. Eigentlich gehören die Verkehrsplaner vor Gericht, die Radfahrer wider besseres Wissen rechts neben abbiegenden LKWs fahren lassen.

  • JS
    Joachim Schulz

    Als Berufskraftfahrer mit rund 40 Jahren Berufserfahrung als LKW- und Busfahrer kann ich sagen, daß solche tragischen Unfälle absolut vermeidbar sind. Diese "tödliche Fallen" sind den verantwortlichen Behörden und der Justiz seit Jahrzehnten bekannt. Statt Abhilfe zu schaffen werde solche Tragödien zu Gunsten der Staatskasse in bare Münze regelmäßig vermarktet. Ein Verkehrstoter hat in Deutschland nur einen statistischen Wert.

  • KW
    Karsten Wolf

    Was ist das für eine Rechtssprechung? Seit wann haben ignorante Autofahrer einen Bonus - er hat die Frau getötet! Das ist unglaublich beschämend!

  • J
    Jacqueline

    Dieser Mörder gehört für lange Zeit ins Gefängnis. Es ist einfach nur traurig was aus unseren Gerichten geworden ist, die trauen sich überhaupt nichts mehr :-(