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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Einen Lenk wird man so schnell nicht los

■ betr.: „Bildhauer und Provokateur“, taz vom 17. 11. 09

Als Bürgerin der Stadt Konstanz, die schon seit Jahren mit zwei Lenks verunziert ist, eins davon wurde uns sogar als „Wahrzeichen“ aufs Auge gedrückt, möchte ich Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen zu dem Relief, mit dem Sie Ihr Verlagsgebäude haben verunzieren lassen. Sie konnten es leider vorher nicht wissen: Einen Lenk wird man so schnell nicht wieder los! Man darf gespannt sein, ob Sie es schaffen, sich von dieser „Hahaha wie witzig“-Banalität unseres süddeutschen Möchtegernkünstlers wieder zu befreien.

Nichts gegen Provokation eines Springerkonzerns. Aber auf welchem Niveau, oje! Sehen Sie sich als taz mit diesem Niveau öffentlich angemessen repräsentiert? Und das soll nun bleiben bis in alle Ewigkeit? Herr Lenk muss Genitales-Hässliches-Banales bemühen, nur so guckt überhaupt jemand hin.

Wir sind natürlich froh, ihn für eine Weile loszuhaben, vielleicht kann er in Berlin noch mehr Pimmelmeter an Hauswände montieren oder den gesamten onanierenden Bundestag? Dann wäre er noch eine Weile weg. Wir hier in der Bodenseeregion hätten gerne mal wieder Kunst statt Lenk. Er hängt uns nämlich zum Hals raus. ELISABETH STIEGELER, Konstanz

Wer hat’s getan?

■ betr.: „Ein Gotteslohn für Leiharbeiter“, taz vom 24. 11. 09

Hervorragend, sachlich, zutreffend, politisch auf den Punkt! Hat neben der SPD-Abgeordneten Kramme mal ein zuständiger SPD-Regierungsvertreter Stellung genommen? Mal abgesehen von dem Leiharbeiter-Lobbyisten und vorherigen Arbeitsminister Clement? Hat sich mal ein früher oder heute Verantwortlicher von den Grünen dazu gemeldet? Eine lohnende weitergehende Frage für die Autorin wäre es doch, herauszufinden, wer denn diesen ominösen Satz über den alternativen Tarifvertrag in das Gesetz hineingeschrieben hat – wer hat das vorgeschlagen? JÖRG MIEHE, Göttingen

Stümper

■ betr.: „Zivile Opfer in Berlin“, taz vom 27. 11. 09

Der „Fall Jung“ birgt einiges an interessantem Konfliktpotenzial. Es fällt schwer, zu glauben dass ein Minister über im eigenen Haus kursierende Berichte nicht in Kenntnis gesetzt wird. Dabei geht es ja nicht um nachrangige Vorgänge, sondern um das topaktuelle Tagesgeschäft. Vor dem inneren Auge läuft schon die Pressekonferenz mit dem neuen Arbeitsminister ab, der erklärt, von Arbeitslosen sei ihm nichts bekannt, er gehe deshalb von einer Vollbeschäftigung aus. Es ist schockierend, welche Machtfülle einem Stümper übertragen wurde.BENJAMIN KETTNER, Berlin

Ein Köder für die Taliban

■ betr.: „Zivile Opfer in Berlin“, taz vom 27. 11. 09

Warum fahren zwei volle Tanklaster unbegleitet durch Talibangebiet? Die Verantwortlichen in der Nato konnten davon ausgehen, dass die beiden Wagen von Taliban entführt werden. Es war vielleicht sogar vorhersehbar, dass sich die schweren Fahrzeuge in einer Furt des Kundus festfahren könnten und genau die Situation eintritt, in der ein Luftangriff auf die Wagen mit 142 Toten in der Folge zu rechtfertigen sei. Es war möglicherweise eine taktische Entscheidung, den Taliban einen Köder vorzulegen, um möglichst viele von ihnen umzubringen. Man hat dabei zivile Opfer in Kauf genommen, was ohnehin ständig die Kampfhandlungen in Afghanistan ohne größeres Aufsehen begleitet. Wer wusste von der Fahrroute der Tankwagen? Wer trägt die Verantwortung für den Vorgang? Oberst Klein, der den Luftangriff angefordert hatte, ist vermutlich nur ein Rädchen im Getriebe der Kriegsführung. ROLF WIETZER, Berlin

Warum beruft sich der Ethikrat auf Ethik?

■ betr.: „Ethikrat gegen Babyklappen“, taz vom 27. 11. 09

Das fast einstimmige Votum ausgerechnet des Ethikrates gegen das Weiterbestehen von Babyklappen ist erschütternd: Natürlich kann man im Fall von ungewollten und deshalb dem Tode ausgesetzten Babys keine knallharte Berechnung anstellen, wie es die Vizevorsitzende des Ethikrates, Christiane Woppen, macht und kaltblütig feststellt, dass die Zahl der Kindestötungen seit Einführung der Babyklappe „nicht signifikant“ zurückgegangen sei. Selbst wenn diese Aussage sachlich richtig wäre, müsste ein Ethikrat für ein Beibehalten der Babyklappen stimmen, wenn nur ein einziges Leben dadurch hat gerettet werden können. Nur sechs wenige Mitglieder haben sich der Entscheidung des Ethikrates versagt, zum Glück auch der Augsburger Weihbischof. Ob eine so einflussreiche, wenn auch dem Thema Babyklappe nicht wirklich nahestehende Stimme den Ausschlag geben kann, bleibt abzuwarten. Für den Rest des Ethikrates bleibt die Frage offen, warum er sich in seinem Namen auf Etik beruft. IMME KLEE, Hamburg