LESERINNENBRIEFE :
Ego-Optimierungs-Magazine
■ betr.: „Harte Stecher. Rollenklischees“, taz vom 5. 6. 13
Das Problem besteht wohl weniger in der Existenz solcher Ego-Optimierungs-Magazine; deren Klischeebilder kann man(n) als Selbstdenker ignorieren. Woran liegt es aber, dass Unmengen armer Würstchen ihr beschädigtes Selbstbild durch Orientierung an derlei Stereotypen zu reparieren suchen? Was selbstverständlich kaum von Erfolg gekrönt sein dürfte, denn a) ist fraglich, ob Charme eine erlernbare Fähigkeit darstellt, und b) würde ja keine(r) mehr diese Blätter kaufen müssen, wenn deren Tipps tatsächlich funktionierten. Vielleicht ist es die Abwehrreaktion auf die Unübersichtlichkeit des realen Geschlechterlebens – schließlich weiß doch jede(r), dass diese Welt viel bunter und vielgestaltiger ist, als die Schwarz-Weiß-Maler/innen uns weismachen wollen. FRANK PÖRSCHKE, Hattingen
Völkerrechtsverstoß
■ betr.: „Nur eine Nummer in der Wüste“, taz vom 5. 6. 13
Der Artikel erweckt den Eindruck, als ob der Staat Israel sich verdient machen will um das Wohl der Beduinen. Es geht dem Staat in Wirklichkeit darum, das Land frei zu bekommen für eigene Zwecke und die Beduinen zur besseren Kontrolle in Siedlungen zusammenzufassen. Es wird verschwiegen, dass Israel erneut gegen das Völkerrecht verstößt. Als Besatzungsmacht ist der Staat nicht befugt, derartig in das Leben der dort seit Generationen lebenden Menschen einzugreifen. Nachdem Israel seit der Besetzung des Landes den Einwohnern das Leben nur schwer gemacht und alle Initiativen der Einwohner zur Verbesserung ihrer Situation verhindert hat, versucht der Staat, nun „vollendete“ Tatsachen zu schaffen, weil sich langsam in der Weltöffentlichkeit Widerstand gegen die Annexion der besetzten Gebiete regt. GOTTFRIED BRANDSTÄTTER, Hamburg
Tel Aviv spielt auf Zeit
■ betr.: „Führungswechsel in Palästina“, taz.de vom 3. 6. 13
Der eigentliche Ärger in Palästina ist seit Jahr und Tag in ganz anderen Zusammenhängen zu suchen. Da sich nach Aussagen von John Kerry die Zukunft in Palästina in den nächsten Tagen entscheiden wird, und zwar dahingehend, ob überhaupt noch eine Zweistaatenlösung in Palästina möglich sein wird, müsste auch eine nur drei Monate andauernde Amtszeit von Rami Hamdallah genügen, um dies als amtierender Regierungschef zu erleben. In dieser Zeit wird er auch kaum 4 Milliarden US-Dollar erhalten bzw. ausgeben können.
Kerry will zu Ergebnissen kommen, behauptet er. Doch darf bezweifelt werden, dass eine israelische Regierung bereit sein wird, für die tief in das Westjordanland hineingreifenden Siedlungsgebiete, die sie zu behalten trachtet, große Teile Galiläas und des Negev herauszurücken. […] Aber wie auch immer. John Kerry zeigt auf – die Palästinenser sollten sich nicht mehr lang von weiteren Schritten in den Gremien der UNO abhalten lassen, und so nebenbei ist festzustellen, niemand vermisst die Clintons im Nahost-Geschehen und Tel Aviv spielt wie immer auf Zeit. Ignaz Quadratwurzel
Solidarity4all
■ betr.: „Ein Keim in den Trümmern“, Solimärkte in Griechenland, taz vom 7. 6. 13
Der Wunsch, die deutsche Regierung zu stürzen, ist verständlich und richtig. Nur leider ändert das nichts an der menschenverachtenden Ideologie der Troika. Wenn sich daran was ändern sollte, müsste schon nicht weniger als das ausschließlich auf Wachstum und Profit ausgerichtete System gestürzt werden. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, wenn mensch sich diese vorbildliche Kampagne „solidarity4all“ ansieht. Hoffentlich hat der Keim das Zeug zu einer weltumspannenden Pandemie. WOLFGANG WEDEL, Nürnberg
Das System kränkelt
■ betr.: „Es geht nicht ohne Euro“, taz vom 3. 6. 13
Im bestehenden Eurosystem geht es auf vielen Ebenen nicht gut, außer dem Euro selbst, der stabiler ist als zur Einführung. Nicht der Euro kränkelt, es ist das System drumrum, die Gemeinschaft, in der es grummelt. Denn in Brüssel vertreten 27 Regierungen ihr je vermeintliches Eigeninteresse. Sie haben ja auch in der Tat kein Mandat für Europa. Trotzdem versagen sie dem Europaparlament Finanzhoheit oder die Wahl der Kommission. Dieses Demokratiedefizit macht das Eurosystem krank und erleichtert es Finanzakteuren, zu spekulieren. In der Zeit des Eurosystem-Binnenmarktes hat sich ein System etabliert, das Überakkumulation kennzeichnet. Seit 20 Jahren wächst in Deutschland das private Finanzvermögen um jährlich 150 Milliarden Euro. Der Zuwachs des Bruttosozialprodukts kommt zu 90 Prozent einem Prozent der Steuerzahler zugute. Das Geld fehlt für unabweisbare Zukunftsaufgaben. Fünf von diesen 150 Milliarden jährlich lösten das Bildungsproblem, von der Kita bis zur Universität. Das trüge zu Gerechtigkeit bei. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden
Keinerlei Einsicht
■ betr.: „Drohen jagt Unschuldigen“, taz vom 6. 6. 13
Das Verhalten unseres Verteidigungsministers gleicht dem eines Falschfahrers: keinerlei Einsicht, fehlende Selbstreflexion, mangelndes Verantwortungsbewusstsein und schuld sind die anderen.
JULIA ENGELS, Elsdorf