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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Zahlende Mütter

■ betr.: „Koalition will Kindesunterhalt neu berechnen“, taz vom 2. 6. 14

Ich würde mich sehr freuen, wenn mal endlich darüber gesprochen wird, dass es auch Mütter gibt, die Unterhalt zahlen. In Ihrem Artikel ist leider nur von zahlenden Vätern und deren Logik die Rede. In einer „modernen Gesellschaft“ ist es sowieso schade, dass Mütter, die die Familie verlassen, immer „unter den Tisch“ fallen. Und das, obwohl wir auch Unterhalt bezahlen.

MARION JAEUTNER, Hamburg

Tausendundeins Frauenfallen

■ betr.: „Die Hälfte des Kuchens für die Väter“, „Erzeuger und Geldmaschine“, taz vom 5. 5. 14

Wenn Männer feststellen, dass das „Sichkümmern“ (um Kinder) auch was kostet, nämlich Zeit, in diesem Fall ihre Zeit, Zeit, die sie zum Nulltarif geben sollen – das geht ja gar nicht! Im Rundumpaket-Ehedeal war ja alles inklusive, zwar nicht bezahlt, dafür aber auch nicht wahrgenommen, geschweige denn wertgeschätzt.

Zum Thema wird die Bewertung der Tätigkeit des „Sichkümmerns“ also erst in der Nach-Ehe-Ära, das heißt also, es wird mit zweierlei Maß gemessen. Wenn die Wertschätzung einer Tätigkeit davon abhängt, wer sie macht, wie nennt man das noch mal? Und wenn dann noch die Verfasserin von „doppelt bestraft“ schreibt und den Mann meint, weiß ich nicht, wovon sie redet.

Die Arschkarte hat in den allermeisten Fällen die Frau; denn der „Frauenfallen“ (prekäre Beschäftigung, Ehegattensplitting, 400-Euro-Jobs, Hartz IV etc.) gibt es viele. Und dass das Bewusstsein für diese tausendundeins „Frauenfallen“ fehlt, ist politisch gewollt.

GISELA GAST, Bremen

Nationalismus kehrt zurück

■ betr.: „Muss man Angst um Frankreich haben?“, taz vom 31. 5. 14

Die Europäische Union ist beileibe kein Selbstläufer und die Probleme und Defizite sind ohne Zweifel groß. Doch was ist die Alternative? Geert Wilders, Marine Le Pen, Nigel Farage und wie sie alle heißen? Was sind deren Rezepte, außer die EU für alle Probleme verantwortlich zu machen? Wer regiert denn die europäische Union? Letztlich sind es die Staats- und Regierungschefs der Nationalstaaten, welche in der Union die Leitlinien und den Kurs vorgeben. Einige dieser Politiker haben es praktisch zum Volkssport gemacht, für ihre Versäumnisse in der nationalen Politik jeweils mit dem Finger nach Brüssel zu zeigen.

Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg und damit eine kriegerische und zerstörerische Zeit in Europa. Die hässliche Fratze von übersteigertem Nationalismus, Rassismus und Hass entlud sich mit voller Wucht mitten in Europa und war verantwortlich für Millionen von Toten. Und was haben wir heute? Sehr viele Probleme mit überschuldeten Staaten, massiver Arbeitslosigkeit und strukturellen Defiziten, aber der Kontinent Europa durchlebt seit einigen Jahrzehnten friedliche Zeiten. Eine Errungenschaft, für welche auch die EU mitverantwortlich zeichnet.

Otto Frank, der Vater von Anne Frank, prägte den Satz, wer eine Zukunft aufbauen will, muss die Vergangenheit kennen. Diese Vergangenheit will ich nicht zurück und darum ist es wichtig, dass die nationalistischen Bauernfänger wie Geert Wilders, Marine Le Pen und Nigel Farage und ihre Rezepte der Vergangenheit entlarvt werden. Dies bedingt jedoch auch, dass die gemäßigteren Parteien die EU nicht als Sündenbock für ihre verfehlte nationale Politik missbrauchen und die Sorgen und Ängste ihrer Bevölkerung ernst nehmen.

PASCAL MERZ, Sursee, Schweiz

Der Demokratie geschadet

■ betr.: „Maike Kohl-Richter wirft CDU ‚Rache‘ vor“, taz vom 2. 6. 14

Ein aktuelles Zeitungsinterview mit der 34 Jahre jüngeren Gattin von Exbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der CDU-Politiker vor 15 Jahren mit der CDU-Spendenaffäre der Demokratie in Deutschland schweren Schaden zugefügt hat. Bis heute hat Helmut Kohl die Namen der illegalen Parteispender nicht preisgegeben. Mit Ehrenkodex hat das nichts zu tun. Es bleibt schlichtweg eine strafbare Handlung entsprechend den Buchstaben des bundesdeutschen Parteiengesetzes.

ALBERT ALTEN, Wernigerode

„Opa, nützt das denn was?“

■ betr.: „Kampf gegen die Fußball-WM“ u. a., taz vom 2. 6. 14

Gestern fragte mich mein Enkel Niklas, 12, ob ich mich auch auf die Übertragung der Spiele zur WM in Brasilien freue. Nach kurzem Zögern, um ihm die Freude daran nicht zu vermiesen, sagte ich, dass ich mir aus mehreren Gründen kein Spiel ansehen werde.

Dann erzählte ich ihm von Korruption und Ausbeutung der brasilianischen Bevölkerung, von sozialer Ungerechtigkeiten zugunsten der Fifa und zum Nachteil der ärmeren Bevölkerung bis hin zur Bedrohung und Ermordung obdachloser brasilianischer Kinder. Ich gab ihm einige Artikel der letzten taz-Ausgaben und wir verabschiedeten uns gütlich.

Niklas fragte mich noch: Opa, nützt das denn was? Ich hoffe es, mir jedenfalls tut diese Entscheidung gut. So ähnlich will ich auf alle reagieren, die mich vor, während und nach der WM ansprechen.

WALTER HELD, Hilden