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LEIBESÜBUNGEN IIDie hochgepushte Kämpferin

Potsdamer trainieren für Olympia: Anja Mittag will mit der Fußballnationalelf nach Peking. Doch derzeit läuft es bei der Stürmerin von Turbine Potsdam nicht rund.

Die Olympischen Spiele sind wohl für alle Sportler ein absoluter Höhepunkt. Auch für Anja Mittag. Die Stürmerin vom 1. FFC Turbine Potsdam hat in diesem Jahr ein großes Ziel vor Augen: mit der Fußballnationalmannschaft in Peking antreten. "Olympia ist genauso großartig wie eine Weltmeisterschaft", sagt Mittag. Für die 22-Jährige wäre es die erste Teilnahme. Bei den letzten Spielen in Athen 2004 hatte sie zwar die Vorbereitung mit der Nationalmannschaft noch mitgemacht, doch die damals erst 19-Jährige wurde vor dem Turnier wieder aus dem Kader gestrichen. Deshalb soll es in diesem Jahr auf jeden Fall klappen.

Dafür wird die Potsdamerin sich aber steigern müssen, zuletzt war sie im Nationalteam nicht erste Wahl. Beim Gewinn der Weltmeisterschaft 2007 gehörte sie zwar zum Kader, hatte aber während des Turniers in China nur wenige Einsatzzeiten. Sie ist aber ehrgeizig genug, das ändern zu wollen. "Ich will in die erste Elf. Das ist mein Anspruch", sagt sie selbstbewusst.

Aber die Konkurrenz im deutschen Sturm ist groß. Die mehrfach zur Weltfußballerin gekürte Birgit Prinz wird im Sturm gesetzt sein. Das findet auch Anja Mittag richtig. "Von ihr kann ich noch eine Menge lernen", sagt sie in einem bewundernden Tonfall. Um an ihrer Seite spielen zu dürfen, muss sie sich vor allem bei der Chancenverwertung verbessern. 42-mal trat sie im DFB-Dress an, erzielte aber lediglich fünf Tore. "Das ist katastrophal", sagt sie selbst und blickt dabei ein wenig verschämt zu Boden.

Die schnelle und technisch versierte Stürmerin stagnierte nach ihrem grandiosen Einstand im Profifußball zuletzt in ihrer Entwicklung. "Sie ist am Anfang ziemlich hochgepusht worden, und vieles ist ihr sicherlich einfach zugefallen", sagt Bernd Schröder, ihr Trainer bei Turbine. 2002 kam die in Chemnitz Geborene nach Potsdam. Im gleichen Jahr wurde sie mit der U19-Auswahl des DFB Europameister. Und so ging es weiter. 2004 wurde sie in der gleichen Altersklasse noch Weltmeister. Mittag wurde zudem zur drittbesten Spielerin des Turniers gewählt. Beste Akteurin wurde damals die Brasilianerin Marta - die ist heute Weltfußballerin.

So gab es nicht wenige Stimmen, die Anja Mittag eine glorreiche Zukunft voraussagten. Und zunächst sollten sie Recht behalten. Mittag sammelte fleißig Titel. Mit Turbine wurde sie zweimal deutscher Meister, holte dreimal den DFB-Pokalsieger und gewann den Uefa-Cup. 2005 folgte der Sieg bei der Europameisterschaft mit der DFB-Elf.

An allen Titeln war Mittag nicht unwesentlich beteiligt. Sie profitierte aber von den guten Mitspielerinnen in einer starken Turbine-Truppe. Doch Leistungsträgerinnen wie Ariane Hingst, Petra Wimbersky oder Conny Pohlers haben den Verein mittlerweile verlassen.

Neben Babett Peter ist Mittag derzeit die einzige Potsdamerin in der Nationalmannschaft. Im neuen jungen Turbine-Team gehört die 22-Jährige schon zu den Erfahrenen. Jetzt ist es an ihr, Verantwortung zu übernehmen. Eine neue Rolle, in die sie erst noch hineinwachsen muss. Ihr Trainer sieht sie aber auf einem guten Weg: "Sie ist wieder dabei, an ihre früheren Leistungen anzuknüpfen. Sie entwickelt sich mehr und mehr zu einer Persönlichkeit", sagt Bernd Schröder.

Mittag kennt ihre Schwächen. "Manchmal bin ich einfach noch zu viel mit mir selbst beschäftigt", sagt sie. Der Blick soll deshalb nur noch nach vorne gehen. "Ich glaube an mich". Ein Idol, zu dem sie aufschaut, hat sie nicht. Doch sie bewundert die Spielweise von Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger. "Er stagniert im Moment ja auch, genauso wie ich", sagt sie mit einem kleinen Lachen. Im Gegensatz zu Schweinsteiger ist sie auf dem Spielfeld aber eine eher ruhigere Vertreterin ihrer Zunft. Das sieht sie aber nicht als Hindernis, eine Führungsspielerin zu werden. "Verantwortung", sagt sie, "kann man ja auch anders zeigen - durch kämpferischen Einsatz."

Den will sie zeigen - für eine gute Platzierung mit Turbine in der Liga und für ihren Traum von den Olympischen Spielen. Wenn sie in Peking an den Start gehen sollte, will sie natürlich auch eine Medaille. Die DFB-Elf ist als amtierender Weltmeister einer der Favoriten auf Gold. So weit will Anja Mittag aber noch nicht denken: "Das wird sich dann zeigen." Mit ihren 22 Jahren hat sie die Zukunft ja immer noch vor sich. "Ich habe noch ein paar Jahre Zeit, allen zu zeigen, was in mir steckt", sagt sie. In Peking wird sie vielleicht dazu die Möglichkeit bekommen. Und wenn nicht, wird sie es sicherlich vier Jahre später erneut versuchen.

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