: Kutipps heute schon zum Freitag
Das Geschäft mit dem Tourismus ist ein Wachstumsgeschäft. Auch Bremen wächst ohne Ende und will noch weiter mitwachsen. Deshalb unternehmen BTZ, HVG, BMG und SVW alle Anstrengungen, die Übernachtungszahlen in der Hansestadt zu steigern. Da können Anregungen von außen nur helfen. Aus Kassel erreicht uns jetzt ein traumhafter Prospekt.
Ob, so fragt der Prospekt, das taz-Team nicht die Lust in sich verspüre, ein „Traum-Wochenende“ voller „Wohlfühlkomfort“ in einem der schönsten Hotels Deutschlands zu verbringen? Ach Gott, Lust ist da jede Menge vorhanden, zumal der Geschäftsführer des schönsten Hotels Deutschlands den Kunden umschmeichelt mit einer Philosophie „geprüft nach der Qualitätsnorm ISO 9000 ff.“, die auf den kategorischen Imperativen beruht: „Preise erhalten – Leistungen steigern – Qualität verbessern!“
Doch zuvor müssen wir uns in Bremen umhören. Ist die Bremer Tourismusförderung nach der Qualitätsnorm ISO 9000 ff. geprüft? Wir fragen den Esel von den Bremer Stadtmusikanten: „...“ Wir fragen den Roland, den alten Esel: „...“ Sie sehen: Nur Ratlosigkeit. Wir ersparen Ihnen die Antwort von den Eseln der Bremer Tourismusförderung. Denn beim Thema Kassel werden selbst Quasselstrippen schweigsam. Schließlich heißt es in besagtem Prospekt: „Schon zu Kurfürst Wilhelm's Zeiten hieß es ,Ab nach Kassel'.“ Die Aushängeschilder der dortigen Kultur: ein Elefantenskelett, die Schildbach'sche Holzbibliothek, das Tapetenmuseum und das berühmte Museum für Sepulkralkultur, das sich offenbar besonders schlimmen Formen von Magengeschwüren widmet. Schon dadurch ist Kassel unschlagbar. Doch nun das: „Ich will Schlafen verkaufen“, schreibt uns der Geschäftsführer weiter. Und das in „fünf Sternen zum Preis von dreien“.
Von Kassel lernen heißt also siegen lernen. Merke: Baue massenhaft Fünf-Sterne-Hotels zum Preis von dreien. Und gestalte die Kulturlandschaft so um, dass Skelette und Magengeschwüre zu den kulturellen Highlights mutieren. Resultat: Eine Stadt, so sterbenslangweilig, dass es keinen Grund mehr gibt, das traumhafte Hotelbett zu verlassen. Was dann noch fehlt, ist ein traumhafter Hotelprospekt. Das traumhafte taz-Team hilft da gerne weiter. taz
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