: Kuschel-Okkultismus
RITUAL Die schwedischen Teufelsanbeter Ghost geben ein Konzert im Kulturzentrum Schlachthof
Schon bitter: Der Satan kommt und es gibt keine Karten mehr. Das war vergangenes Jahr schade für München und Hamburg, ist nun aber ein großes Glück für Bremen. Denn hier im Schlachthof wird am Sonntag einer der offensichtlich heiß ersehnten Zusatztermine der schwedischen Okkult-Rocker von Ghost stattfinden.
Vor hübsch-katholischem Firlefanz stehen dann die maskierten Musiker mit ihrem derzeitigen Frontmann und Zombie-Papst „Papa Emeritus III“ auf der Bühne und veranstalten ein Spektakel, das sie selbst nur nebenbei als Rock-Konzert verstehen: Man sei nicht gekommen, um irgendwen zu führen, heißt es – trotz Rockerpose wolle man nicht die eigene, sondern „deine Erscheinung mit Gesang, Saiten und Drums verstärken“.
Da hat das Marketing den richtigen Ton getroffen, klar. Doch die Botschaft dieses Heititei ist trotzdem bemerkenswert: Finde dich selbst, geh durchs Feuer und hab Spaß. Das ist eben nicht die Attitüde des stupiden Satans-Metal, der in den 90er-Jahren Kirchen, Linke und Pädagogen in Angst und Schrecken versetzt hat, sondern eine herzliche Einladung zum Genuss.
Auch die Musik von Ghost ist gerade auf dem aktuellen Album „Meliora“ anheimelnd gemütlich – eine Mischung aus zugegebenermaßen unterkomplexem Progrock und vielleicht Black Sabbath. Und wenn dann „He Is“, die Liebeserklärung an Luzifer, den Morgenstern, gesanglich klingt wie ein Kirchenlied auf Konfirmandenfreizeit und ganz ähnlich auch von den Backstreet Boys kommen könnte – dann wird die düstere Gruselklamotte auch noch richtig lustig. Jan-Paul Koopmann
„Black to the Future“: Sonntag, 20 Uhr, Schlachthof
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