Kurzarbeit bei Autobauer: Opel erwägt 30-Stunden-Woche
Wegen der Krise könnte in fast allen Werken Kurzarbeit eingeführt werden. EU offen für Staatshilfe für Autobauer
BERLIN taz Der angeschlagene Autokonzern Opel will seine Produktion drosseln und erwägt die Einführung einer 30-Stunden-Woche, um die derzeitige Absatzkrise zu meistern. "Wir bereiten uns auf schlechte Zeiten vor und korrigieren unsere Volumenplanung für 2009 um gut 10 Prozent nach unten", sagte Opel-Geschäftsführer Hans Demant der FAZ. Personal solle aber nicht abgebaut werden. Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte dem Blatt, dass über die 30-Stunden-Woche in fast allen europäischen Werken nachgedacht werde. Weder Unternehmungsleitung noch Gesamtbetriebsrat wollten sich am Mittwoch dazu konkret äußern. Es gebe allerdings Gespräche über Maßnahmen zur Kostenreduzierung, hieß es.
Ausnahme von der möglichen 30-Stunden-Woche sei das Stammwerk in Rüsselsheim, wo die Produktion des neuen Mittelklassemodells Insignia anlaufe, sagte Franz. Er werde über Teillohnausgleiche und Kurzarbeitergeld sprechen, sagte Franz. "Wir werden die geplante Volumenreduzierung ohne Personalabbau bewältigen." Betroffen von der Kurzarbeit wären laut Franz die Werke in Bochum und Eisenach sowie im belgischen Antwerpen und im spanischen Saragossa. In Eisenach stieß eine mögliche 30-Stunden-Woche auf wenig Begeisterung. Möglich sei allenfalls eine Kürzung um fünf Wochenstunden, hieß es in Eisenacher Betriebsratskreisen. In Eisenach betrage die wöchentliche Arbeitszeit 38 Stunden.
Der hessische Landtag ermöglichte indes in seiner vorerst letzten Sitzung am Mittwoch eine staatliche Bürgschaft für Opel. Abweichler gab es im Parlament nicht: Einstimmig setzte es die Höchstgrenze für Landesbürgschaften um 500 Millionen Euro herauf. Bislang betrug der Rahmen 300 Millionen Euro, wovon in diesem Jahr ein Großteil schon abgerufen wurde.
Auch die EU zeigt sich offen für staatliche Hilfen für die europäische Automobilindustrie. Stützungsmaßnahmen könnten nützlich sein, besonders um die Umweltfreundlichkeit der Autos zu verbessern, sagte der Sprecher des EU-Ratsvorsitzes, Jean-Pierre Jouyet. Die EU-Kommission wird am 26. November Vorschläge für Hilfsmaßnahmen vorlegen.
RICHARD ROTHER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!