Kunstrundgang : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Regina Kolle, 1969 in Köln geboren, lebt seit zehn Jahren in Frankreich. Dass die Künstlerin bei uns kaum bekannt ist, könnte sich bald ändern. Max Hetzler zeigt jetzt ihre erste deutsche Einzelausstellung. Alles so schön bunt hier, möchte man sagen, sobald man die Räume in der Zimmerstraße betritt. Dringt man dann weiter vor, ist nicht nur alles bunt, sondern dazu bewegt und tönend. Denn Regina Kolle beschäftigt sich gleichberechtigt mit zwei verschiedenen Medien: der Malerei und dem Animationsfilm. Beide führt sie über comicartige Figuren und Motive zusammen, über die sich auch der bunte, fröhliche Eindruck ihrer Schau ausdrückt. Sieht man freilich genauer hin, entpuppen sich die süßen Mädchen als ziemliche Biester, gegen die Kai-Y, der unrasierte Held ihrer Animationen, kaum eine Chance hat. Charakterlich, nicht künstlerisch gesprochen. Was er den Mädchen auf den Gemälden an Lebendigkeit voraushat, machen die Bilder durch ihre Malweise wett. Mal pastos, breit und expressiv aufgetragen, bleibt die Farbe ein anderes Mal ganz dünn oder fungiert nur als Umrisslinie wie bei einer Zeichnung. Sie gibt den vertrauten, alltäglichen Szenen den Drall, der sie neu und fremdartig erscheinen lässt.
Die dunkleren, mächtigeren Emotionen dieses Alltags zeigt Florian Süßmayr (*1963). Der Maler, noch vor kurzem wenigstens so unbekannt wie Kolle, ist der Shootingstar dieses Sommers: Haus der Kunst, Lehnbachhaus und eine Galerieausstellung nach der anderen, jetzt bei Johnen. Doch der Hype ist wohlbegründet. In der vermeintlichen Abstraktion der dunklen Leinwände erkennt man ekstatische Menschenmassen im Fußballstadion, beim Punkkonzert oder im Bierzelt während des Oktoberfestes. Motive, die Süßmayr zuvor nur in Chiffren, Grafitti, Bierdeckellogos deutete. Er bleibt spannend.