Kunstrundgang : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Ein bisschen nach dem Glanz einer Jahrmarktsreklame schaut der große, bunt leuchtende Neonschlüssel aus, der auf dem Wachturm am Schlesischen Busch prangt. Shahram Enthekabi erinnert mit ihm an die Plastikschlüssel, die den Kindersoldaten im iranisch-irakischen Krieg ausgehändigt wurden, als Schlüssel zum Paradies. Danach, also in den Märtyrertod geschickt. Töten, aber auch Getötetwerden kann begehrenswert sein, ein Fest, zeigt Enthekabi in der Ästhetik seiner Skulptur. Auf den Wachturm montiert, verweist sie aber auf die ideologische Arbeit, die nötig ist, dies Menschen glauben zu machen.
Zum Glück ist die Welt voller Götter und voller Glauben, das heißt, die Sache relativiert sich. Jakob Zoche und Tammo Rist von der Vereinten Transnationalen Republik etwa glauben, Globalisierung brauche Demokratie. Zusammen mit der koreanischen Künstlerin Sun Hee Kim und der pakistanischen Künstlerin Hamra Abbas stellen die Meisterschüler der UdK bei der Galerie Michael Schulz aus. Der Begriff des Meisterschülers, schreibt Ulrich Seeberg im Vorwort zum Katalog, spiele eine wichtige Rolle nicht nur in Kunst und Handwerk, sondern auch Philosophie und Religion. Ob das Verhältnis des Gottes Krishna zu dem Hirtenmädchen Gopi mit diesem Begriff getroffen ist, vermag ich nicht zu sagen. Zumal es gerne als ein erotisches Verhältnis gedeutet wird. Hamra Abbas jedenfalls hat Gopi als schönes Pin-up mit üppigen Brüsten als Relief in verschiedenfarbigen Tonerden gebrannt. Die Vorlagen stammen aus der hinduistischen Miniaturmalerei, der leuchtende Heiligenschein um die Köpfe aus der christlichen Malerei und das Neon, das den Strahlenkranz zum Blinken bringt, aus dem Industriezeitalter. Zu sehen ist hybride Schönheit, Komplexität der Zeichen und Verweise, die der Relativierung widerstehen.