: Kunsthalle irrt durch Berlin
Nach dem Scheitern des Kunsthallenprojekts am Humboldthafen sucht Berlin neue Standorte. Darunter sind alte Bekannte: Humboldthafen, Postfuhramt, Blumenhalle
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sowie der Liegenschaftsfonds wollen nicht vom Standort Humboldthafen für die geplante Berliner Kunsthalle lassen. Derzeit werde für das Gesamtareal hinter dem Lehrter Hauptbahnhof "ein neues Konzept erarbeitet", sagte Irina Dähne, Sprecherin des Liegenschaftsfonds, der die Flächen im Auftrag Berlins vermarktet.
Das Gelände soll jetzt in unterschiedlich große Baufelder geteilt werden, sagte Dähne. Anschließend könnten die Grundstücke an einzelne Investoren für Wohnungs-, Dienstleistungs- oder Bürobauten veräußert werden. Ein rund 2.000 Quadratmeter großes Gelände am nördlichen Hafenbecken allerdings soll für die Kunsthalle und die "Wünsche des Landes Berlin reserviert bleiben". Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, bestätigte gegenüber der taz dieses Vorgehen des Liegenschaftsfonds.
Im Oktober 2008 hatte der Liegenschaftsfonds im Auftrag des Senats versucht, das gesamte Gelände rund um das alte Hafenbecken neben dem Hauptbahnhof zu verkaufen. Ein Großinvestor sollte die Flächen erwerben und bebauen - darunter mit einer neuen Kunsthalle, die das Land später betreiben wollte. Das Bieterverfahren scheiterte jedoch und damit der Traum von der Kunsthalle für die junge Szene. Als Grund für die Panne nannte Dähne die aktuelle Finanz- und Immobilienkrise. In dieser "schwierigen Zeit" habe ein solches Projekt auf dem Markt keine Chance, so die Sprecherin. Darum überlege man sich jetzt einen alternativen Weg. Das Kunsthallenareal könne dabei von einem einzelnen Bauträger entwickelt werden. Zugleich bestehe die Möglichkeit, dass das Land Berlin selbst das Projekt finanziert und baut.
Auch die Kulturverwaltung setzt noch auf diese Karte. Nach dem Scheitern des Bieterverfahrens, so Wöhlert, wolle sich Klaus Wowereit jetzt nicht einfach vom Humboldthafen verabschieden - zumal das Land Berlin nördlich davon, an der Heidestraße, ein ganzes Kunst- und Kulturquartier entwickelt. Der Regierende rechne damit, dass bis zum Sommer im Senat entschieden werden kann, wie man künftig mit dem Kunsthallenprojekt vor Ort verfahren wolle.
Gleichwohl, räumte Wöhlert ein, schaue sich das Land Berlin auch nach Alternativstandorten um - so etwa in Richtung Postfuhramt an der Oranienburger Straße. Nicht auf dem Wunschzettel, so Wöhlert, stünde die Berliner Blumengroßmarkthalle zwischen Linden- und Friedrichstraße. Diese werde ab 2010 als Erweiterung für das Jüdische Museum genutzt. Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, hält dagegen an dieser Option fest. Das Jüdische Museum benötige nicht den gesamten Blumenmarkt, für die Kunsthalle sei ebenfalls Raum vorhanden. "Konzeptionell" könne die Blumenhalle von zwei Zugängen erschlossen werden: für die Kunsthalle von der Friedrichstraße aus, für das Museum von der Lindenstraße. ROLA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!