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Kundus-AffäreOberst Klein verteidigte Angriff

Am Tag nach dem Bombenangriff auf zwei Tanklaster in der Nähe von Kundus hat Oberst Klein die Tat laut Medienberichten in einer schriftlichen Erklärung verteidigt.

Oberst Klein am 6. September in Kundus. Bild: ap

BERLIN apd | Der deutsche Oberst Georg Klein hat seinen Befehl zum Bombenangriff auf zwei entführte Tanklaster in der Nähe von Kundus offenbar schon am Tag danach in einer schriftlichen Erklärung verteidigt. Der Spiegel zitierte am Wochenende aus einer Stellungnahme Kleins für das Einsatzführungskommando der Bundeswehr, in der er als Grund für das Kommando die frühzeitige Abwendung einer Gefahr für seine Soldaten nennt.

Er habe "mit höchster Wahrscheinlichkeit" davon ausgehen können, "nur Feinde des Wiederaufbaus Afghanistans zu treffen", schreibt Klein laut Spiegel. Das Papier datiere vom 5. September 2009 - dem Tag nach dem Angriff - und solle "nur für Deutsche" angefertigt worden sein. Klein soll darin erklärt haben, ihm sei zu verdanken, dass es nicht zu Schlimmerem gekommen sei. Er habe "lange um die Entscheidung zum Einsatz gerungen, um Kollateralschäden und zivile Opfer nach bestem Wissen und Gewissen auszuschließen".

Nach der Darstellung Kleins wollten die US-Piloten, die die Bomben abwarfen, weitergehen. Der deutsche Oberst schreibt laut Spiegel, er habe "den Waffeneinsatz gegen den Antrag der Piloten nur auf die Tanklastzüge und die sie umringenden Personen und nicht gegen weitere, am Flussufer beiderseits aufgeklärte Personen und Kfz freigegeben". Zudem habe er "den Waffeneinsatz gegen ausweichende Personen verboten".

Die Bomben seien ausschließlich über der Sandbank in einem Fluss abgeworfen worden, auf der sich die Tanklaster befanden, "um Kollateralschäden zu benachbarten Ortschaften definitiv auszuschließen". Er sei es gewesen, der "gegen die Empfehlung" der amerikanischen Piloten "kleinere Wirkmittel einforderte", schrieb Klein laut Spiegel.

Bei dem Bombardement auf die von Taliban gekaperten Laster waren nach NATO-Erkenntnissen bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter auch zahlreiche Zivilisten. Mit dem Angriff und der Informationspolitik des Verteidigungsministeriums beschäftigt sich ab Januar ein Untersuchungsausschuss des Bundestags.

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7 Kommentare

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  • AG
    ami got no home

    "do ya like wedding-parties?" begeistertes "where?", mehr wird der funkverkehr wohl kaum gewesen sein.

    der feige weiße mann feige wie immer und für die imperiale überbevölkerung der parasitären 1. welt

    sind luftschläge gegen bodentruppen eh völlig normal, so wie winchester gegen pfeil und bogen.

    klein, merkel sind massenmörder und sie gehören nach guantanamo

  • G
    gregor

    Klein schreibt: , "nur Feinde des Wiederaufbaus Afghanistans zu treffen" - gab es einen amtlich anerkannten Gesinnungstest vor der Liquidierung von Volksfeinden?

  • A
    addizzy

    @ Philipp Jost:

    "Was soll das Herr Keller?! In dem Bericht schreibt Herr Klein nicht dass die US-Piloten schuld sind, sondern beschreibt, dass er versucht hat den Schaden so gering wie möglich zu halten."

     

    ... indirekt schon, denn in seiner bände sprechenden apologie "nur für Deutsche!" versucht oberst Klein - doch wohl zweifelsohne der initiant und verantwortliche des Kunduz-bombardements (?!) - durch seine formulierungen en passant den eindruck zu erwecken, dass die amis ein vitales, weitergehendes interesse an dem unrechtfertigbaren massaker gehabt hätten! Insofern definitiv: d'accord! Und: Legendenbildung!

     

    @ Tsaimath:

    "Tuckern auf ihr Ziel zu (was nach Kleins Meinung er war) und bleiben en paar Kilometer vor ihrem Ziel in einer Sandbank stecken und (...).".

     

    Zum Mitschreiben:

    ,

    dort kann sich jeder interessierte seit wochen und sehr anschaulich konkludierend erarbeiten, dass jegliche oberst Klein'schen vorwände - befürchteter anschlag auf 'seine' leute, etc. - dümmlich konstruiert und vorgeschoben sind, resp. seine rechtfertigungsversuche definitiv paranoid sind.

     

     

    Wirklich interessant an der endlich in der öffentlichkeit angekommenen Klein'schen stellungnahme finde ich n.a.: »er habe "lange um die Entscheidung zum Einsatz gerungen, um Kollateralschäden und zivile Opfer nach bestem Wissen und Gewissen auszuschließen"« - mir kommen die tränen! Wochenlang war von politikern und hochrangigen, großmäuligen bundeswehrangehörigen auch in talkshows mit höchsten einschaltquoten zu sehen, hören und anderenorts lesen, dass oberst Klein sich kaum einen überblick über die situation habe verschaffen können und er insbesondere auch im zeitlichen zugzwang gehandelt habe.

     

    Und angesichts derlei Klein'scher ausführungen: "durch den Einsatz eine Gefahr für meine anvertrauten Soldaten frühzeitig abwenden zu können und andererseits mit höchster Wahrscheinlichkeit dabei nur Feinde des Wiederaufbaus Afghanistans zu treffen", kann 's einem wohl nur den atem verschlagen - herr Klein maßt sich an, überall "Feinde des Wiederaufbaus" (, der definitiv nicht stattfindet,) zu entdecken! Der mann gehört suspendiert, zur verantwortung gezogen und bedarf der psychologischen betreuung.

  • T
    Tsaimath

    Jaja, Klein war anscheinend schon seeehr früh klar das er scheiße gebaut hat wenn er sich schon am nächsten Tag absichern will...

     

    zum Sprachgebrauch:

    Einen Tanklaster entführt man genauso wie ein Flugzeug ;)

     

     

    Wobei mir beim nochmal drüber nachdenken das ganze noch spanischer vorkommt.

    Szenario:

    Taliban-Kämpfer entführen zwei Tanklaster und wollen sie wie von Klein behauptet "unmittelbar als Waffe" einsetzen

    Das Benzin lassen sie drin, weil brennt ja auch

    Packen noch bisschen Sprengstoff rein weil, Autobombe ohne bombe ist ja langweilig

    Tuckern auf ihr Ziel zu (was nach Kleins Meinung er war) und bleiben en paar Kilometer vor ihrem Ziel in einer Sandbank stecken und müssen davon ausgehen das sie entdeckt wurden

     

    Wer glaubt jetzt ernsthaft!! das die Taliban den Treibstoff den Dorfbewohnern "ausgeschenkt" haben und dabei brav gewartet haben das Soldaten kommen um sie zu töten?

    Da der Luftangriff eine gewisse Verzögerung hatte (haben musste) hätten die Taliban 15-30 Minuten neben ihrem Tanklaster rumhüpfen müssen.

     

    Jeder Mensch (meint jeder Mensch dem bewusst war das die Laster entdeckt wurden und möglicherweise von den Deutschen als Kombattanten gewertet werden) der auch nur einen Furz von Verstand im Schädel hat hätte in der Situation die Beine in die Hand genommen und wäre haste was, kannste verschwunden.

  • PJ
    Philipp Jost

    Was soll das Herr Keller?! In dem Bericht schreibt Herr Klein nicht dass die US-Piloten schuld sind, sondern beschreibt, dass er versucht hat den Schaden so gering wie möglich zu halten.

     

    Sie machen es sich ziemlich leicht, ich möchte nicht an seiner Stelle sein! Aber natürlich würden sie es gerne verantworten wenn ihre Männer bei einem Bombenanschlag mit Tanklastzügen sterben und Sie den Familien bescheid sagen müssten.

    Es ist nunmal so das sich unsere Soldaten in einem Kriegszustand befinden und gleichzeitig Wiederaufbau leisten sollen - eine extrem schwierige Aufgabe. Da sollte es wenigstens Rückhalt aus dem eigenen Land geben.

  • K
    Klaus

    Oberst Klein war "vor Ort". Die ganzen aufgeregten Kritiker jedoch nicht. Wie kann es dann sein, daß die Aussage eines Augenzeugen von Abwesenden derart kritisiert wird.

     

    Leben wir im Zeitalter der Inkommpetenz?

     

    Wer keine Toten in Afghanistan will, soll Im Bundestag nicht den Finger heben, wie es SPD und Grüne getan haben.

  • KK
    Klaus Keller

    Legendenbildung

    Der Spiegel wird demnächst herausfinden das ein Waffenmechaniker der US-Luftwaffe schuld ist, da dieser die falsche Bombe(n?) am (an) dem(n) Flugzug(en)befestigt hat.

     

    Die US-Luftwaffe hat den Funkverkehr hoffentlich aufgezeichnet.

     

    Der Oberst versucht wohl einen Teil der Verantwortung an die US.Piloten abzuschieben, die werden sich das hoffentlich nicht gefallen lassen wenn dem nicht so ist.

    Oder will er uns sagen es wäre alles schlimmer gekommen wenn er nicht gewesen wäre?

     

    Es wäre schon lustig wenn demnächst US-Anwälte ermitteln und belegen wie das ganze ablief und keine Schuld bei den Amerikanern zu finden ist.

     

    Die deutsche Staatsanwalschaft hat es scheinbar ja nicht eilig was das ermutteln angeht.

     

     

     

    PS eine Frage zum Sprachgebrauch.

    Wie entführt man einen Tankwagen?

    Stehlen, rauben OK aber entführen?

    Werden nicht Personen entführt und man velangt dann Lösegeld oder einen Austausch?

     

    klaus keller hanau