Kulturhaus an der Berliner Museumsinsel: Endlich ein Mäzen!
Das Haus Bastian, ein Bau des Star-Architekten David Chipperfield in Berlin, wird nun Zentrum für kulturelle Bildung. Eine wunderbare Geste.
Das Haus Bastian, das ist nun wirklich mal ein Geschenk, das die Staatlichen Museen zu Berlin unbedingt annehmen konnten. Davon gab es bislang ja nicht viele, zeigten die meisten doch bald ihren unschönen Pferdefuß. Diesmal nicht: Es gibt keine Auflagen. Und so trägt nun das Haus Bastian, das Galeriehaus, das sich Heiner Bastian, ehemals Sekretär von Josef Beuys und danach Berater und Kurator des Sammlers Erich Marx, Mitte der 2000erJahre von David Chipperfield an prominenter Stelle, direkt gegenüber der Museumsinsel bauen ließ, die schöne Ergänzung: Zentrum für kulturelle Bildung.
Am Eröffnungswochenende, dem 31. August und 1. September, fanden sich die BesucherInnen in einem luxuriösen, edlen Haus ein. Jede der vier Etage prunkt mit einer lichten Höhe von fünf Metern und wandhohen Fenstern, die sich auf jedem Stock an anderer Stelle zur Stadt und zur Museumsinsel hin öffnen. Die noblen Ziegelwände, die raffiniert das Licht choreografierenden Fensterläden und die hellen Terrazzoböden: Es ist eine ganz und gar wunderbare, für Berlin vollkommen unglaubliche Geste, dass dieser Luxus nun den Schülerinnen des Thomas Mann Gymnasiums, die einen Museumsleistungskurs besuchen, wie ihren KollegInnen aus den Grund-, und Realschulen und kreischenden Kindergartenkindern der Stadt gehört.
Nicht so luxuriös sieht leider die Personallage in der Abteilung Bildung und Kommunikation aus, die hier ein ambitioniertes Programm von Bildungs- und Vermittlungsangeboten etablieren will. Sämtliche 5,8 wissenschaftlichen und 3,8 Sachbearbeiterstellen sind projektbezogen, aus Dritt- oder Sondermitteln finanziert und damit zunächst befristet. Die im Bereich public vorgesehenen Workshops, Seminare und Projekttage für NutzerInnen vom Kindesalter an bis zu den Senioren werden genauso wie die im Bereich professional geplanten Arbeitskreise und Tagungen für ExpertInnen aus Bildung, Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft, nur dann auf Dauer gestellt werden und erfolgreich sein können, wenn mit den Mitarbeitern auf lange Sicht geplant und gerechnet werden kann. Soviel eigener Aufwand muss schon sein.
Dann aber wieder absolut gelungen ist die Gestaltung der Räume. Das Büro raumlabor. nutzt den Luxus der Höhe und dämpft ihn zugleich, indem großzügige Regale bis unter die Decke kraxeln, sie machen den Raum wohnlich so wie der Wollfilz der modularen Sitzelemente. In keinem Moment denkt man mehr daran, dass die Räume für die Präsentation überformatiger Malerei konzipiert waren.
Endlich sind die Staatlichen Museen zu Berlin beispielgebend. Nirgendwo wüsste man von einem ähnlich großzügigen Empfang aktueller und potentieller Kunstfreunde. Zurecht strahlt am Tag der Pressebegehung die Familie Bastian zufrieden über ihren gelungenen Coup.
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