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KulturbeutelAndreas RüttenauerIrgendwo fährt immer ein Lionel Messi vor

Irgendwas mit Messi ist immer. Der alternde argentinische Weltmeister schafft es beinahe täglich mit irgendeiner Nachricht auf die Sportportale dieser Welt. Er selbst trägt dazu oft nicht einmal etwas bei. Gerade läuft eine Diskussion darüber, ob der norwegische Stürmer Erling Haaland ähnlich gut wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi sei. Sein Trainer bei Manchester City, Pep Guardiola, hatte das gesagt. Die Reaktion des Norwegers ist natürlich wieder eine Meldung wert. Nein, nein, niemand könne den beiden das Wasser reichen. Natürlich meldet sich dann Ronaldo aus Saudi-Arabien zu Wort und merkt an, dass Messi nur deshalb als der Beste aller Zeiten bezeichnet werde, weil der den Weltmeistertitel gewonnen habe.

Derweil veröffentlichte die Major League Soccer, welche Gehälter in der Liga gezahlt werden. 20 Millionen US-Dollar im Jahr kassiert der 38-jährige Messi demnach bei Inter Miami. Im deutschen Medien war zu lesen, dass das 14-mal so viel sei wie Thomas Müller in Vancouver. Bevor sich die ersten Menschen Sorgen machen, ob Müller noch genug Futter für die Pferde auf seinem Gestüt in Otterfing beschaffen kann: Nächstes Jahr gibt’s viel mehr Geld für Müller in der Liga.

Noch was mit Messi? Klar, er hat seinen Vertrag mit Inter Miami bis 2028 verlängert. Am Wochenende sollte er tunlichst gegen Nashville gewinnen, sonst ist sein Klub schon raus aus dem Play-off-Rennen um die Meisterschaft. Und dann war noch von seinem Auftritt bei einem Businessforum in Miami die Rede, wo er neben US-Präsident Donald Trump, Amazon-Chef Jeff Bezos und seinem argentinischen Präsidenten Javier Milei einen Auftritt haben sollte.

Das Geschäft, das der angolanische Fußballverband mit dem argentinischen abgeschlossen hat, darf an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben. 14 Millionen US-Dollar sollen die Angolaner gezahlt haben, um in der anstehenden Länderspielpause Lionel Messi bei einem Freundschaftsspiel im eigenen Land begrüßen zu dürfen. Die Partie soll Teil der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Angolas sein. Soll der Auftritt Messis dort die Bevölkerung befrieden, deren Proteste im Juli gewaltsam niedergeschlagen worden waren? Mehr als ein Drittel der Bevölkerung im ölreichen Angola lebt der Weltbank zufolge von weniger als 2,15 US-Dollar im Monat.

Die werden sich jedenfalls kein Ticket für das Spiel in Luanda leisten können. Aber gewiss gibt es in Angola etliche fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche, die sich nichts sehnlicher wünschen, als Teil dieses großen Fußballbusiness zu werden. Die zahlreichen rosa Trikots von Inter Miami, die auch hierzulande von Kindern zur Schau getragen werden, zeigen, welch Faszination von der Person Messi ausgeht.

Im rosa Design des Retortenklubs, der erst seit 2020 in der MLS spielt, kommt auch die Erzählung daher, die der Berliner Autor Michael Kröchert für die fußballerische „Ikonen“-Reihe des Verlags Voland & Quist verfasst hat. „Messi – Dreams Pequeña“ heißt die Geschichte über einen Jungen aus Berlin, der als hochbegabter Fußballer im Leistungszentrum des PSV Eindhoven spielt. Doch er wächst nicht. So wie einst dem jugendlichen Messi werden ihm Hormone verabreicht, um das Wachstum zu unterstützen. Als die Therapie nicht anschlägt, macht sich der begabte Jago mit seinem Onkel auf den Weg nach Miami, um sich dort einer in Europa verbotenen Hormonbehandlung zu unterziehen. Eine feine Geschichte ist das – über jugendliche Fußballerträume und die Frage, was es in einem Jugendlichen wohl anrichtet, wenn sie enttäuscht werden. Am Ende der Erzählung fährt in Miami ein großes Auto an einen Trainingsplatz, auf dem der Junge kickt. Sitzt etwa Messi drin? Macht er dem Jungen weiter Hoffnung? Man weiß nicht recht, ob man Jago das wünschen soll.

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