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Kulturberichterstattung-betr.: "Harry und Sally", taz vom 21.9.89

Betr.: „Harry und Sally“,

(La vie), taz vom 21.9.89

Manchmal frage ich mich doch, ob Ihr es eigentlich darauf anlegt, Eure Kulturberichterstattung zu ihrer eigenen Parodie werden zu lassen oder wie es sich wohl sonst erklärt, daß der Autor/die Autorin der oben angegebenen Filmtipkritik den armen Regisseur des Films Rob Kleiner nennt, obwohl er Rob Reiner heißt und jemandem, der sich in der Filmwelt ein bißchen auskennt nicht unbekannt sein darf, weil er nämlich schon einen wunderbaren Film gemacht hat: Stand by me.

Na gut - das muß man ja nicht wissen, wenn es auch schon ganz schön wäre für jemanden, der/die uns über sehenswerte Filme berät. Dumm ist nur, wenn derjenige/diejenige den Film nicht gesehen hat: Der gespielte Orgasmus im Restaurant ist nicht von Harry, sondern von Sally und zwar wirklich großartig; seit wann täuschen denn auch Männer einen Orgasmus vor? Und gerade darum geht es in diese Szene. Das war der aktuelle Einzelfall.

Man muß nicht gerade eine ausgesprochene Cinefanatikerin sein, um sich von Widmanns Fernkritiken aus Venedig gelegentlich verulkt zu fühlen. Zum Beispiel wenn der Gute im Kino 44 Bilder pro Sekunde gesehen haben will und das unerträglich fand (aus inhaltlichen Gründen). Glücklicherweise sehen wir im Kino alle nur 24 Bilder pro Sekunde, weil wir so träge sehen, daß das völlig ausreicht. Dafür sollte es doch möglich sein, genauer hinzusehen und nicht so einen uniformierten Blödsinn zu schreiben, wünscht sich die ansonsten geneigte Leserin

Christiane Neumann, Berlin 1

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